Pro und Contra Muss es immer entspiegeltes Glas in Vitrinen sein?

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    Alexander Akgül ist Geschäftsführer beim Premiumanbieter Schollglas in Barsinghausen.
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    Tobias Hahn ist der Chef beim gleichnamigen Glasbauer in Frankfurt.

Muss es immer entspiegeltes Glas in Vitrinen sein?

Kostbare Objekte benötigen besondere Vitrinen, die sich in das architektonische Gesamtkonzept einfügen, die den Besuchern die uneingeschränkte Betrachtung ermöglichen und die die Exponate vor Beschädigungen jeder Art schützen. Dies betrifft beispielsweise Schäden durch zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit und Temperaturen sowie durch Vandalismus. Eine weitere Anforderung der Museen lautet: den Besuchern die Exponate farbneutral, also in ihren tatsächlichen Farben zu präsentieren. Die Museumsvitrine dient dem Schutz des Ausstellungsstücks und wird häufig mit Sicherheitsglas ausgeführt. Seitengläser und Deckel bestehen – abhängig von den Exponaten – aus dem Einscheiben-Sicherheitsglas Gewe-dur oder dem Verbundsicherheitsglas Gewe-safe. Der Besucher will das Ausstellungsstück sehen, deshalb geht er in das Museum. Die ideale Museumsvitrine ist daher nahezu unsichtbar und beeinträchtigt nicht den Blick auf die Exponate. Floatglas weist eine Lichtreflexion von acht Prozent auf, was eben dazu führt, dass der Betrachter sich im Glas spiegelt und dass die Durchsicht auf das Ausstellungsstück je nach Lichteinfall erheblich beeinträchtigt ist. Bei dem entspiegelten Glas Gewe-pure vision beträgt die Lichtreflexion weniger als 0,6 Prozent; es ist nahezu unsichtbar, das Exponat kommt zur Entfaltung, als wäre es greifbar. Glas wird aufgrund seiner Transparenz eingesetzt, wenn Durchsicht bzw. Licht gewünscht ist. Schollglas bietet für das Spezialglas verschiedene Verarbeitungsmöglichkeiten an.

www.schollglas.com

Es muss nicht immer ein teures Hightechglas sein, um Reflexionen von Glasvitrinen in Museen zu vermeiden. Schon mein Großvater hat bei Tischvitrinen solche zweifellos störenden Reflexionen konstruktiv vermieden oder auf ein Minimum reduziert. Dazu hat er ein Tischgestell mit Glashaube auf eine Art Wippe mit Achse montiert. Der Nutzer konnte die Konstruktion dann so neigen, dass das einfallende Licht keine Reflexionen erzeugte. Ein weiteres Mittel ist das bewusste Aufstellen der Vitrinen. Der Planer sollte sich dabei immer fragen:  Wo stehen die Vitrinen im Raum am besten? Je paralleler die Glaskuben zueinander angeordnet sind, desto größer ist die Gefahr von Reflexionen. Dagegen gestalten die Planer bspw. von Museen im asiatischen Raum die Raumbeleuchtung sehr dunkel und beleuchten nur die Glasvitrinen. Dabei erscheint das Glas optisch fast unsichtbar, weil die Ausstellungsstücke im Fokus stehen. Außerdem setzen wir bei Glasbau Hahn wegen der welligen Oberfläche grundsätzlich kein Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) für Vitrinen ein. Dennoch verbauen wir auch entspiegeltes Glas und Highend-Produkte, wenn der Kurator danach verlangt. Manche Exponate erfordern solche Gläser, weil bei ihnen die Farbechtheit besser ist. Grundsätzlich gilt: Je höherwertiger der Ausstellungsgegenstand ist, desto größer ist der Anreiz, hochwertiges Glas zu seinem Schutz einzusetzen. Allerdings steht die Präsentation keineswegs immer im Vordergrund. In manchen Museen spielt die Erhaltung der wertvollen Exponate die viel größere Rolle.

www.glasbau-hahn.de