Pro & Contra Ist die Automation ein Argument für den Beruf?

Zugehörige Themenseiten:
Wunschthema

Wolfgang Ruoff ist Geschäftsführer von Fenster Ruoff in Bodelshausen. - © Metzger

Der Wunsch, Fensterbauer bzw. Glaser zu werden, steigt nicht unbedingt – um es mal vorsichtig auszudrücken. Insofern sehe ich die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung positiv. Das macht den Beruf interessanter. Der Umgang mit PC oder Handy ist ja für die Jugendlichen von heute viel mehr Spaß als Belastung. Da gibt es keine Kontaktscheu. Wichtig ist mir allerdings, dass die handwerkliche Arbeit an Einzelmaschinen in der Ausbildung nicht zu kurz kommt. Denn wenn man das kann, ist der Schritt hin zur Bedienung von hochgradig automatisierten Anlagen kleiner. Das Verständnis für die Fenstertechnik ist vorhanden. Umgekehrt steht man ziemlich hilflos da, wenn man auf automatisierten Anlagen ausgebildet ist und dann in einen kleinen Betrieb kommt. Auf die richtige Mischung kommt es an. Nicht verschwiegen sei, dass es natürlich auch eine Frage der Disposition des Lehrlings ist, also hinsichtlich der Frage, welche schulische Bildung er hat. Nicht jeder bringt die geistigen Voraussetzungen mit, um Maschinen zu bedienen und zu programmieren. Wer schlecht in der Schule war, lässt sich schwierig an einem Automaten anlernen. Da muss man kritisch sein. Nichtsdestoweniger glaube ich, dass die steigende Digitalierung und Automatisierung unser Gewerk interessanter macht. Der Grad der Automatisierung hängt dabei von der Unternehmensgröße ab. PVC-Linien in größeren Betrieben sind heutzutage meist sehr stark verkettet, bei der Holzfertigung ist das ebenfalls möglich, aber dann mit einem hohen Kostenaufwand verbunden.

www.fenster-ruoff.de

Wir sind ein mittelständischer Fensterbaubetrieb und Vollsortimenter. Zur Fertigung unserer Elemente benötigen wir Mitarbeiter, die mitdenken und eine Ausbildung gemacht haben – also Fachkräfte sind. Wir fertigen so viele verschiedene Elemente, da ist ein tiefes Verständis für die Materie erforderlich. Wenn es jetzt um die Werbung von Auszubildenden als zukünftige Fachkräfte geht, ist die Digitalisierung und Automatisierung kein Thema, mit dem ich jemanden hinter dem Ofen hervorlocken kann. Das setzen die jungen Leute heute doch schon voraus, dass der Weg dahin geht. Insofern kommt es vielmehr auf die weichen Faktoren an: Wir stellen den Menschen in den Vordergrund und schauen, dass die Truppe Spaß hat. Dazu gehört auch, dass die jungen Leute sich unter gleichaltrigen Kollegen bewegen. Sie kommunizieren über WhatsApp und machen auch in der Freizeit viel zusammen. Dass wir im Handwerk überhaupt Probleme haben, Fachkräfte zu finden, führe ich auf eine verfehlte Bildungspolitik zurück. In unserer Gesellschaft ist es doch so, dass jeder, der nicht studiert hat, schon ein Defizit hat. Dabei ist gar nicht jeder für ein Studium geeignet. Ich rate jungen Menschen: Wer Lust auf Handwerk hat, soll Handwerk machen. Was viele auch gar nicht wissen: Wer heute im Handwerk arbeitet, verdient zum Teil früher mehr als das, was ein Architekt unmittelbar nach dem Studium bekommt. Und man kann aufgrund der strukturellen Entwicklungen im Handwerk davon ausgehen, dass das Lohnniveau künftig weiter steigen wird.

www.tepasse-fenster.de