Pro & Contra Darf’s auch mal eine Scheibe weniger sein?

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    Ralf Vornholt verantwortet bei Saint-Gobain Glass Deutschland das technische Marketing.
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    Jochen Grönegräs
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    Jochen Grönegräs ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Flachglas (BF).

Durchaus. Einerseits sind Renovation und Bauen im Bestand nach wie vor der größte Markt in der Bauwirtschaft. Dabei orientieren sich Anforderungen zumeist an der jeweils aktuellen EnEV (derzeit der EnEV 2014). Die gibt in diesem Bereich einen Ug-Wert vor, der sich mühelos mit Zweifach-Isolierglas erreichen lässt. Selbst die EnEV 2016 wird daran nicht grundlegend etwas ändern. Andererseits ist insbesondere in der Renovation der Einsatz von Zweifach-Isolierglas im Sinn eines Gesamtkonzepts für die Bauphysik von Vorteil, damit wichtige Gebrauchseigenschaften wie Dauerhaftigkeit, Gesundheit sowie Hygiene gewährleistet sind und die Lösung der Tauwasser- und Kondensatbildung vorbeugt. Natürlich hat das Thema einen wirtschaftlichen Aspekt. Soll die vorhandene Fassaden- oder Fensterkonstruktion weiterhin genutzt werden, so ist aufgrund von Glasdicken die Verwendung von Dreifach-Isolierglas oft nicht möglich. Darüber hinaus gilt es, den Komfort-Aspekt zu berücksichtigen. Setzt man z.B. in eine Fassade aus den 70er-Jahren ein Dreifachglas ein, kann dies mit Blick auf den Komfort zu einer fühlbaren Störung der Balance führen, weil die Wand deutlich kälter sein kann als das Fenster. Nicht zuletzt spielt in Deutschland das Thema Gewicht eine größere Rolle. Neben einer erhöhten Belastung oder sogar Überlastung der Beschäftigten durch zu hohe Gewichte besteht das Risiko, dass die Konstruktion und der Rahmen massiver werden, was zu erhöhten Kosten und Nachteilen im europäischen Vergleich in Bezug auf Baukosten führt.

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Bei zirka 60 Prozent liegt derzeit, mit regionalen Unterschieden, der Anteil von Dreifach-Wärmedämmglas an der Isolierglas-Menge im deutschen Markt; die Tendenz ist steigend. Der BF hat den Trend nach Kräften unterstützt. Die Vorgaben der EnEV können – sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung – nach wie vor mit einem höherwertigen Zweifachglas erfüllt werden. Unter anderem die Förderung durch die KfW sorgt aber dafür, dass die meisten neu gebauten Häuser besser sind als der EnEV-Standard. In der Studie „Mehr Energie sparen mit neuen Fenstern“ haben der VFF und wir nachgewiesen, dass Dreifach-Wärmedämmglas in der Sanierung wirtschaftlich ist. Was spricht also noch für Zweifachglas? Das geringere Gewicht vielleicht. Darauf gibt es aber andere Antworten – Hebezeuge, Kräne etc. oder leichtere Dreifachgläser. Die Möglichkeiten (dünneres Glas, Folie, Kunststoff) mit ihren Vor- und Nachteilen sind bekannt; der Markt wird regeln, was sich durchsetzt. Einige Isolierglas-Hersteller bewerben wieder Zweifachgläser, die mit mehreren Beschichtungen U-Werte von weniger als 1,0 W/m²K erreichen. Sofern das nicht durch teure Krypton-Füllungen erkauft wird, sorgt die Kombination der Beschichtungen für niedrige g-Werte. Wo gute Rahmen mit einem 3,0er-Isolierglas vorhanden sind, ist die Verwendung von beschichtetem Zweifachglas eine Alternative. Von der Menge her spielt dieser Austausch-Markt keine große Rolle: Nach unseren Erkenntnissen liegt der Anteil im einstelligen Prozentbereich der gesamten Iso-Menge.

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