Nachgefragt „Wir sind der größte Hersteller in Deutschland.“

Dieser Deal war ein Paukenschlag: Weru hat Unilux übernommen und damit seine Position gestärkt. Im Interview mit GFF-Redakteur Matthias Heiler erläutert Geschäftsführer Harald Pichler Hintergründe der Transaktion und die Strategie für die Zukunft.

Harald Pichler ist Vorsitzender der ­Geschäftsführung von Weru. - © Weru

GFF: Herr Pichler, wie hat die Branche auf die Nachricht der Übernahme von Unilux durch Weru reagiert?

Pichler: Diese Nachricht hat die Branche auf jeden Fall bewegt, sowohl in die eine wie auch die andere Richtung. Viele Beobachter hatten erwartet, dass wir uns als Vollsortimenter aufstellen würden.

Wir reden da über eine beträchtliche Investition. Warum hat sich das Unternehmen für die Maßnahme entschieden? Welche Vorteile verspricht sich Weru davon?

Unilux und Weru haben nur geringe Überschneidungen im Produktportfolio.  Deraus ergibt sich ein großes Potenzial als Vollsortimenter, weil Unilux seine Kompetenz und Qualität bei Holz/Alu bei Weru einbringt. Zudem ist jede Marke für sich ausgezeichnet positioniert und steht für höchste Kompetenz in ihrem Segment. Auch das starke Fachhandelsnetz bringt uns sofort Nutzen. Nebenbei sind wir durch die Akquisition der größte Hersteller in Deutschland und unter den Top drei in Europa.

Was ändert sich durch die Übernahme aus strategischer Sicht für Weru und für Unilux?

Es wird keine großen Veränderungen geben. Wir haben weiter zwei Vertriebsnetzwerke in Deutschland. Das von Weru beliefert unsere Partner mit den gewohnten Produkten aus Kunststoff und Aluminium, während sich Unilux auf Holz und Holz/Alu fokussiert. Diese Synergieeffekte wollen wir für Wachstum nutzen. Der Fachhändler hat den großen Vorteil, beide Marken unter einem Dach anzubieten. Im Ausland werden wir den Vertieb beider Marken jedoch zusammenfassen, um für höhere regionale Abdeckung zu sorgen.

Werden die beiden Marken um die gleichen Kunden kämpfen?

Wir liefern beide Produktgruppen mit gleicher logistischer Leistung – hier wird sich nichts für unsere Kunden ändern. Die Marken werden nicht zueinander in Wettbewerb treten, sondern sich ergänzen. Unsere Partner können eine breitere Produktpalette anbieten und einen größeren Kundenkreis ansprechen. In Dienstleistungsbereichen für den Kunden, wie z.B. beim Kundendienst, werden wir vereint auftreten, um so eine noch bessere regionale Abdeckung zu gewährleisten.

Mit welchen Veränderungen müssen die Kunden der beiden Anbieter rechnen?

Wir haben beim Fenstersystem Afino unser konfigurierbares Paket-System eingeführt. Damit wollen wir Fachhändler beim schnellen Verkaufen unterstützen. Diesen Paketgedanken sowie andere effiziente Konzepte werden wir Schritt für Schritt bei den beiden Marken umsetzen.

Welche neuen Produkte haben Weru und Unilux entwickelt? Wie sollen diese Innovationen am Markt punkten?

Als Vollsortimenter werden wir Entwicklungen auf alle Materialgruppen abstimmen und die Auswahl für unsere Kunden ausweiten. Ein Highlight unter den neuen Produkten sind sicher die Aluminium-Haustüren der Serie Artis mit neuen Designoptionen wie z.B. mit 3D-Effekten, einer erweiterten Farbgestaltung und integrierten Griffleisten. 90 Prozent der Designs haben wir selbst entwickelt. Darauf sind wir besonders stolz. Zudem können Endkunden ihre Haustüren und Fenster nach ihren Wünschen – unserem Paketgedanken folgend – selbst zusammenstellen, bei Haustüren sogar über alle Materialgruppen hinweg. Im Zentrum der Entwicklung künftiger Produkte stehen vor allem die Themen Barrierefreiheit und Komfort. Diese Aspekte  werden in  Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Was haben Sie sich wirtschaftlich für Weru und Unilux in den nächsten beiden Jahren vorgenommen?

Mit dem ersten Quartal 2014 sind wir sehr zufrieden. In Deutschland haben wir eine starke Position und wollen etwas über Marktniveau wachsen. In der Schweiz, in Österreich und Italien, in den Niederlanden, in Belgien und Luxemburg wollen wir in den nächsten zwei bis drei Jahren überdurchschnittlich wachsen und Marktanteile gewinnen. Mit dem verfügbaren Komplett­sortiment tun wir uns damit deutlich leichter. Mit den Aussichten für 2015 bin ich vorsichtig, lassen Sie uns 2014 erst mal abwarten. Nach einem starken Beginn hat die Nachfrage im April und Mai etwas nachgelassen. Es zeigen sich auch deutliche Marktunterschiede in den verschiedenen Ländern.

Welche Emotionen verbinden Sie mit Fenstern, Fassaden und Haustüren?

Ich bin von Berufs wegen PVC-Mensch, liebe aber den Werkstoff Holz. Bei der Konstruktion Holz/Alu geht mir das Herz auf, weil sie die Emotionen Behaglichkeit und Natürlichkeit vereint.