LIV Bayern Thomas Strobl zieht Konsequenzen aus der Affäre Kieckhöfel

Thomas Strobl, Glasermeister aus Donauwörth, ist von seinem Amt als Landesinnungsmeister in Bayern zurückgetreten. Erhalten bleibt er entgegen anders lautender Gerüchte seiner schwäbischen Innung, die er zuletzt noch durch eine Fusion neu aufgestellt hatte.

Thomas Strobl beim Doppelinterview zu Jahresbeginn mit seinem damaligen baden-württembergischen Kollegen als Landesinnungsmeister, Jürgen Sieber, am Sitz von Holzmann Medien in Bad Wörishofen - © Metzger

Wohin die Reise geht, ließ sich erahnen, als Strobl für die Recherchen zu unserer BIV-Story in der GFF-Sommerausgabe 7-8, ab dem 3. Juli erhältlich, zur Frage, wie er seinen Mitgliedern im Freistaat erklären wolle, dass innert des BIV über Jahrzehnte Empfänger der Familie von Hauptgeschäftsführer Stefan Kieckhöfel für die Leistungserbringung MesseReport einen in Summe sechsstelligen Betrag eingestrichen haben, ohne dass es zwischen Auftraggeber (der Informations- und Werbegesellschaft des Glaserhandwerks) und Auftragnehmer (zuletzt genannt, kein Scherz, das "Büro Kiekhöfel Wirtschaftsberatung Ulrike Kirst-Kieckhöfel") eine schriftliche Vertragsgrundlage gegeben hätte: "Das kann ich bei Gott nicht." Strobl war anteilig im fraglichen Zeitraum stellvertretender Bundesinnungsmeister und wurde zeitweise als Nachfolger des damaligen BIM Martin Gutmann gehandelt.

HGF fest im Sattel?

Mit Strobls Rücktritt werden zwei Dinge klar. Erstens: Der Flurschaden der Affäre Kiecköfel mit ihren irreparablen Konsequenzen für die Glaubwürdigkeit aller Beteiligten wird immer größer. Wie auch immer der Einzelne die verschiedenen, in Frage stehenden Punkte bewerten mag, so ist doch völlig klar, dass es in der Amtszeit von Stefan Kieckhöfel zu Austritten, Rücktritten, persönlichen Auseinandersetzungen und mindestens mal intransparenten Geldflüssen in nicht gekannter Art und Weise gekommen ist. Aber, der Vorstand des BIV, mithin als Präsidium des Neuanfangs im Jänner angetreten, hat seine eigene Sicht der Dinge: "Aufgrund der Verflechtungen und auch um eine Übersicht zu erhalten, wird der Vorstand des BIV veranlassen, dass die Herausgabe der Publikationen der Informations- und Werbegesellschaft des Glaserhandwerks neu ausgeschrieben wird. Eine Erstellung des MesseReports durch den Hauptgeschäftsführer des BIV, Herrn Stefan Kieckhöfel, am Arbeitsplatz hat laut seiner Aussage nicht stattgefunden und ist aus der Sicht des Vorstands unrealistisch." Und weiter: "Auf dieser Grundlage spricht der Vorstand des BIV dem Hauptgeschäftsführer Dipl.-Ing. Stefan Kieckhöfel einstimmig sein Vertrauen aus."

Hinter den Kulissen

Doch, und das ist die zweite Erkenntnis, zum BIV-Präsidium zählt in Guido Carniato der einstige Stellvertreter Strobls in Bayern, dort als Vize des Präsidiums. Hat Strobl, der zuletzt erkennbar geschockt war von dem, was im Zuge der Affäre Kieckhöfel alles ans Licht kam, ihm nahegelegt, das Spitzenamt im Bundesvorstand zurückzugeben, vielleicht sogar – dem Vorbild im Westen folgend – einen Austritt des LIV Bayern aus dem Bundesinnungsverband forciert? Was wir wissen, ist, dass der Umgang mit der Affäre Kieckhöfel bei der Entscheidung Strobls, dann auch in Bayern andere ranzulassen, eine maßgebliche Rolle gespielt hat. Noch beim Treffen zum ausführlichen Doppelinterview mit seinem Pendant Jürgen Sieber in GFF 3 war der bayerische Schwabe Strobl bemüht, die Kompetenzverteilung zwischen ihm als Landeschef, kurz zuvor einstimmig wiedergewählt, und seinem Vize im Freistaat, dem stellvertretenden Bundesinnungsmeister Carniato, einzuhalten und sich bei den schon damals offenkundigen Fragezeichen in der Causa Hadamar zurückzuhalten.

Dann folgten die GFF-Beiträge um den vorgeschobenen toten Vater des HGF, nunmehr als Erbringer der Leistung MesseReport abgelöst von der Schwiegertochter vulgo Ehefrau von Kieckhöfel jun., die Einlassungen des HGF, es liege keine schriftliche Vertragsgrundlage zwischen GmbH und den Kieckhöfels vor und die (übrigens auch bei anderen Verlagen schon erfolglosen) Einschüchterungsversuche mittels Rechtsanwalt. Für Thomas Strobl war dies mit einem anhaltenden verbandlichen Engagement nicht mehr vereinbar.