Ergonomisches Equipment Keine Last mit Schwergewichten

Zugehörige Themenseiten:
Titelthema

Fenster und Fassadenelemente werden immer größer und schwerer, so dass Anforderungen an Handling-Geräte zunehmen. GFF beleuchtet die Herausforderungen für die Hersteller und spürt aktuelle Markttrends auf.

  • Bild 1 von 2
    ©
    jzfjzf
  • Bild 2 von 2
    © uzfuzfuz
    XXL-Glasmontage mit Heavydrive Anlagen in Triest.

Wenn es um die Gebäudehülle geht, hat sich Glas in den vergangenen Jahrzehnten in eine Spitzenposition katapultiert, wird es doch sowohl den gestalterischen als auch den funktionalen Ansprüchen von Architekten und Bauherren gerecht. Gerade im Objektbereich macht Glas dem altgedienten Baustoff Beton seine Pole Position streitig. „Die moderne Architektur setzt auf Glas als Baustoff. Futuristisches Design und Mega-Glaskonstruktionen liegen voll im Trend“, erklärt Heavydrive-Geschäftsführer Günter Übelacker.

Parallel zu dieser Entwicklung nehmen die gläsernen Bauteile und Fenster beträchtliche Ausmaße an: „Scheiben werden immer größer, Iso-Verglasungen kommen beim Hersteller inzwischen mit 18 oder 19 Meter vom Band“, erklärt Michael Renger, Verkaufsleiter bei der Eurotech Vertriebs GmbH. Früher seien es lediglich sechs bis acht Meter gewesen, zudem ersetze eine größere Scheibe mittlerweile fünf kleinere. Den Trend hin zu Großformaten beobachtet ebenfalls Oliver Baur, Leiter Geschäftsfeld Handhabung bei der J. Schmalz GmbH: „Glasfassaden und großflächige Fenster sind beliebte Stilelemente.“

Manpower allein reicht nicht aus

Mit diesen Dimensionen geht ein deutlich höheres Gewicht einher, weil die Elemente nicht nur optische Ansprüche, sondern auch bauliche Richtlinien wie die Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllen müssen. „Durch das per Normung vorgeschriebene Mehrscheiben-Sicherheitsglas werden die Scheiben immer schwerer“, fasst Renger zusammen. So hätten Dreifach-Verglasungen mit 120 Kilogramm längst herkömmliche 60-Kilogramm-Scheiben abgelöst. „Die Anforderungen an Wärme- und Kälteschutz, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz steigen“, bestätigt auch Daniel Schäfer, Produktmanager für Glaslifter bei Uplifter. „Dadurch verändern sich die Konstruktionsbedigungen.“

Allein mit Manpower ist bei solchen Giganten nicht viel auszurichten. Einbaubetriebe setzen deshalb zunehmend auf technische Unterstützung durch Handling-Geräte, um Fenster und Fassadenbauteile in die richtige Position zu bringen. „In den vergangenen Jahren gibt es immer mehr Vakuumhebegeräte für schwere Elemente, die Anfragen und Aufträge nehmen zu“, sagt Bernd Pannkoke vom gleichnamigen Lübecker Hersteller. Bei Eurotech habe sich der Absatz von Hebegeräten in den zurückliegenden Jahren verfünffacht. Wie konkret sich Trends wie größere Formate im Umsatz niederschlagen, lasse sich nicht beziffern, sagt Renger. Man verkaufe hauptsächlich über die Zeit, nicht über den Preis.

Auf die aktuellen Kundenanforderungen reagiert Schmalz mit Neuentwicklungen im Handhabungsbereich. So eigne sich VacuMaster Window Comfort 500 für Fenster und Glasscheiben – inklusive Dreh- und Schwenkbewegungen – bis 500 Kilogramm. Darüber hinaus überlegen die Experten des Glattener Unternehmens, inwiefern ein Fassadenglas-Hebegerät, das bis zu einer Tonne tragen kann, realisierbar ist.

Auch Baustellengeräte wie der Univac von Eurotech handeln heutzutage Formate bis 700 Kilogramm. Das Unternehmen produziert Vakuum-Hebegeräte für die gesamte Lieferkette vom Hersteller über den Veredler bis hin zum Montagebetrieb. Hersteller Heavydrive im bayerischen Tapfheim geht mit der Entwicklung von Spezialmontagelösungen für XXL-Scheiben bis zu sieben Tonnen Gewicht und 24 Meter Länge an die Grenzen des Möglichen.

Doppelt hält besser

Die Geräte selbst müssen die hohen Traglasten absolut sicher heben können. „Vakuumanlagen dürfen auf der Baustelle nur als Zweikreissysteme gemäß der DIN 13155 eingesetzt werden“, sagt Renger. „So ist die Anlage doppelt abgesichert, da jeder Saugkreis über eine eigene Vakuumpumpe verfügt.“ Auch Schmalz beobachtet eine zunehmende Relevanz von Sicherheitsaspekten auf der Baustelle und eine steigende Nachfrage nach solchen Features. „Für Unternehmen werden potenzielle Verletzungsgefahren und damit Ausfallrisiken immer wichtiger“, weiß Schäfer von Uplifter. Der Anbieter setzt deshalb auf eine größtmögliche Entlastung der Monteure beim Bewegen, Manipulieren und Montieren von Fenstern, Glasscheiben und Elementen.

Ergonomie ist Trumpf

Eine ähnliche Strategie fährt Pannkoke: „Bereits bei den kleineren Abmessungen nehmen die Gewichte zu, deshalb müssen Monteure geschont werden“, sagt der Firmenchef des Familienunternehmens. Schließlich seien gute Mitarbeiter schwierig zu finden. Auch bei Schmalz rückt die Ergonomie von Bedienelementen und Gerätetechnik in den Fokus. „Vorreiter ist die Automobilindustrie, hier treffen arbeitsmedizinische Erkenntnisse auf Lean-Production-Methoden und fortschreitende Vernetzung“, sagt Baur. Ein weiterer Trend seien gebogene Gläser in Großformaten. Die Hebegeräte müssten bei großen Ausladungen der Bauteile besser automatisiert bedienbar sein, um für Anwender die Nutzung zu vereinfachen.