Individuell gestaltete Glasfenster Fusingtechnik für Privatkapelle

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Gestalten mit Glas

Als Zeichen tiefer Dankbarkeit ist der Heiligen Rita im oberbergischen Land eine kleine Kapelle geweiht. Die individuelle Gestaltung der Fenster übernahm die Künstlerin Helga Feuser-Strasdas.

Nach schwerer und zunächst aussichtsloser Krankheit entschloss sich Rita Nussbaum, ihrer Schutzpatronin, der Heiligen Rita, großzügig zu danken. Auf ihrem am Wald gelegenen Grundstück im Oberbergischen Land baute sie gemeinsam mit ihrer Familie eine kleine Kapelle und weihte sie der Heiligen, die zugleich auch die Schutzpatronin für aussichtslose Anliegen, Examensnöte und anderes mehr ist. Für die Gestaltung der Kapellenfenster beauftragte Nussbaum nach einer Internetrecherche die Glaskünstlerin Helga Feuser-Strasdas. Die Glasmalermeisterin betreibt seit dem Jahr 1980 ihre eigene Werkstatt in Rheinbach-Wormersdorf. Abgesehen von den traditionellen Techniken wie Bleiverglasungen und Glasmalereien sowie Restaurierungen von alten Glasmalereien und Wappenscheiben sowie der Hohlglasveredlung setzt sie auch Siebdruck, Fusing- und Klebetechniken ein.

Handelnde Hände

Der Auftraggeberin war es besonders wichtig, dass die kleine Kapelle möglichst hell sein würde, „insofern kam eine typische Bleiverglasung nicht in Frage“, sagt die Künstlerin. Als Motive wünschte sich die Auftraggeber-Familie, dass neben der Heiligen Rita auch die Heiligen Benedikt, Lukas und Franziskus abgebildet würden, weil die Söhne der Familie deren Namen tragen.

Die Glaskünstlerin entschied sich gegen die figurative Darstellung der Heiligen und konzentrierte sich lieber auf deren Attribute, die jeweils durch ihre handelnden Hände in den vier Seitenfenstern dargestellt werden. So ist beispielsweise das Rita-Attribut ein Kreuz, beim Heiligen Franziskus sind es Tiere, zu denen er gepredigt haben soll. Dem Heiligen Benedikt wird ein Abendmahlskelch, aus dem eine Schlange entweicht, zugeordnet, und Abbildungen des Heiligen Lukas zeigen ihn schreibend und in Begleitung eines Stiers. „Die Anregungen für meine Arbeit entnehme ich Naturstudien, Naturformen und Strukturen, die ich auf verschiedene Art für die Glasmalerei gestalte“, sagt die Künstlerin.

Vielseitige Fusing-Technik

Zunächst zeichnete Feuser-Strasdas ihre Entwürfe in mehreren Varianten und stimmte sie mit ihren Kunden ab, um infolgedessen die gewählten Motive schließlich in Originalgröße anzufertigen. Vier der Fenster sind 82 mal 140 Zentimeter groß, das Kreuz für den Altar bemisst 40 mal 140 Zentimeter, während das runde Fenster einen Durchmesser von 64 Zentimeter aufweist. Als Materialien verwendete Feuser-Strasdas weißes Artista-Glas von Schott sowie Bullseye-Glas aus den USA, bei der Technik setzte sie auf Fusing mit Malerei: Die Künstlerin übertrug die Umrisse der handelnden Hände der Heiligen in schwarzer Konturfarbe mit dem Pinsel auf das Trägerglas, ergänzte die Zeichnungen mit farbigen Glasfritten (Pulver) und schmolz diese auf Struktur bei Temperaturen zwischen 780 und 900 Grad Celsius ein. Das fertige Glas wurde dann mit einer weiteren Scheibe zu Isolierglas verbunden und schließlich in den Fensterrahmen eingesetzt.

Offen für Messen und zur Meditation

„Diese Schmelztechnik ist auch mit der klassischen Glasmalerei zu verbinden – im Anschluss daran lässt sich das Glas noch verformen, also biegen oder wölben“, sagt Feuser-Strasdas. Schleifen und Polieren erweitern die Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Technik sei sehr vielseitig, und Tür und Fensterelemente seien genauso zu fertigen wie Schalen, Teller, freie Raumobjekte, Tische oder Theken. Ungefähr ein halbes Jahr habe dieses Privatprojekt in Anspruch genommen, erinnert sich die Künstlerin heute. Seit der Fertigstellung der Kapelle im Jahr 2017 wird jeden Sonntag eine Messe darin gefeiert – viele Dorfbewohner nutzen die Möglichkeit zu einer Teilnahme. Ansonsten steht das kleine, friedliche Gebäude den Feriengästen der Familie offen, die es zur Andacht oder Meditation nutzen.