Karl Kress führte den Fachverband GFF BW 21 Jahre lang als Vorsitzender Ein Umbruch wie zu Zeiten der Industrialisierung

Die offizielle Verabschiedung des langjährigen Landesinnungsmeisters Karl Kress musste leider entfallen; GFF schien es wichtig, an seiner Erfahrung im Gespräch über immer kürzere Entwicklungszyklen als größter Herausforderung für Branche und Gesellschaft teilzuhaben.

Karl Kress war 21 Jahre lang Vorsitzender des Fachverbands GFF BW. - © Metzger

Als Vorsitzender und Landesinnungsmeister (LIM) prägte Karl Kress die Arbeit des Fachverbands GFF Baden-Württemberg für mehr als zwei Jahrzehnte. 1996 hatte er das Amt nach eigenem Bekunden mit dem Ziel übernommen, einen im negativen Sinne typischen Verband in eine unternehmerisch geprägte Struktur zu überführen. „Es hat viele Jahre gebraucht, die alten Strukturen aufzubrechen“, konstatiert Kress im Rückblick. Heute sieht er den Verband im Gesamtgefüge auf einem sehr guten Weg – das schließt seine beiden Amtsnachfolger Jürgen Sieber und Wolfgang Gastel („eine Doppelspitze, die sich perfekt ergänzt“) sowie die administrative Mannschaft rund um Geschäftsführer Waldemar Dörr („ein Macher, der einen Verband führen kann“) ein. Es gelte, den Schwung mitzunehmen und den Verband zukunftsorientiert weiterzuführen.

Neues Zeitalter naht

Als größte Herausforderung für die Zukunft (nicht nur des GFF BW) sieht Kress die Dynamik in der Gesellschaft mit immer kürzeren Entwicklungszyklen. „Wir stehen vor einem komplett neuen Zeitalter, das so umwälzend sein wird wie damals der Beginn der Industrialisierung“, mahnt er. Seine Sorge ist, dass die Politik nicht erkennt, nach welch großen Veränderungen dieses Zeitalter verlangt. Den Verband sieht er personell gut aufgestellt, um mit viel Energie die Herausforderungen anzugehen, die in immer kürzeren Zyklen auf die Branche zukommen. Als Beispiele nennt er SmartHome und die Digitalisierung im Bereich der Glastechnik. „Das Betätigungsfeld wird größer und anspruchsvoller – aber auch reizvoller. Es ergeben sich neue Marktchancen“, betont Kress. Der Verband sei gefordert, den Fensterbauern das nötige Know-how möglichst verständlich und praxisnah zugänglich zu machen. Von der Infrastruktur und der Manpower her sieht Kress den Landesinnungsverband (LIV) problemlos in der Lage, diese Arbeit zu leisten.

„Wir stehen vor einem komplett neuen Zeitalter, das so umwälzend sein wird wie damals der Anfang der Industrialisierung.“

Um als Verband erfolgreich in die Zukunft zu gehen, gilt es laut Kress auch, Netzwerke aufzubauen.

Schnittstellen schaffen

„Das Miteinander wird immer wichtiger. Wir dürfen uns nicht abschotten, sondern müssen Schnittstellen schaffen“, gibt Kress seinen Nachfolgern mit auf den Weg. Nach seinem Rückzug als Landesinnungsmeister Anfang 2017 sitzt Kress im LIV weiterhin dem Arbeitskreis Technik vor. In diesem suchen Vertreter aus Wissenschaft, Forschung, Industrie und Handwerk gemeinsam nach Lösungen.

Denselben Netzwerkgedanken verfolgt Kress als Beiratsmitglied des ift Rosenheim. Die Hauptaufgaben des Beirats liegen in der Beratungsleistung für die Arbeits- und Forschungsprogramme des Instituts für Fenstertechnik. „Die Sicht des Handwerks wird hier sehr wohl und sehr gut respektiert“, sagt Kress. Als Vertreter des Handwerks stößt er Forschungsprojekte an oder begleitet Forschungsvorhaben mit dem Fachwissen des Praktikers. So habe er etwa darauf hingewiesen, dass bei Nullschwellen eine reine Prüfung nicht ausreiche; es gelte außerdem, zu berücksichtigen, was passiert, wenn etwa eine Verschmutzung den Wasserablauf blockiert. „Mein Ziel ist es, bei den Forschungsprojekten den Praxisbezug herzustellen.“ Als gewichtige Stimme bleibt Karl Kress dem Verband also in dieser Funktion erhalten. GFF wünscht ihm für seinen neuen Lebensabschnitt alles Gute.