Skype-Interview mit dem GFF BW Der GFF BW öffnet sein Fensterbautool für Nicht-Mitglieder

Andreas Richter ist Dozent an der Fachschule für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik Karlsruhe. Im Skype-Gespräch hat er mit uns über das von ihm entwickelte Fensterbautool des Fachverbands Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg (GFF BW) und über neue Weiterbildungen gesprochen.

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    Andreas Richter, Dozent an der GFF-Fachschule in Karlsruhe, und GFF-Redakteurin Andrea Mateja beim Skype-Interview mit Redaktionsvolontär Daniel Krause
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    Daniel Krause, GFF-Redaktionsvolontär, im Gespräch mit Andreas Richter vom GFF BW sowie GFF-Kollegin Andrea Mateja

Als Andreas Richter vor einigen Jahren der Gedanke kam, das Fensterbautool zu entwickeln, dachte er noch nicht in den Dimensionen, in denen sich die Applikation heute bewegt. Die Idee dahinter war es ursprünglich, Formeln aus dem Meisterunterricht und der -prüfung an der Fachschule für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik in Karlsruhe unkompliziert und schnell nachzurechnen. Dazu eignete sich Richter privat das Programmieren an und entwickelte seitdem 36 Module für das Tool. Angespornt von dem Erfolg des Fensterbautools an der Fachschule öffnete man den elektronischen Werkzeugkasten bald für alle Mitgliedsbetriebe des Fachverbands GFF BW; die ihrerseits Verbesserungsvorschläge und Wünsche für neue Module einbrachten, die der Dozent an der Fachschule dann in das Fensterbautool implementierte.

Angesprochen auf sein Lieblingsmodul nennt Richter im Skype-Gespräch mit der GFF das Modul für die Fensterbefestigung. Es sei das umfangreichste Programm der Sammlung. „Da steckt einiges an Zeit drin und deshalb ist es mein Favorit.“ Mit dem Modul können Fensterbauer in wenigen Minuten die komplette Befestigungsstatik ausrechnen, wofür bisher oft Standardwerte oder die eigene Erfahrung herangezogen würden. Die Berechnungen würden aber gerade bei der Planung von Hochhäusern oder Sonderverglasungen von großer Wichtigkeit sein, sagt Richter.

Einnahmen werden reinvestiert

Nicht-Mitglieder waren bisher von der Verwendung des Fensterbautools ausgeschlossen, aber auch das soll sich jetzt ändern. Auf seiner Mitgliederversammlung im Oktober 2018 entschied der GFF BW, das Tool öffentlich verfügbar zu machen ( GFF berichtete). Fensterbaubetriebe, die nicht Mitglied sind, sichern sich mit einem jährlichen Obolus von 1.500 Euro den Zugriff auf das Programm. Mit den Einnahmen soll das Werkzeug weiterentwickelt werden, sagt Dozent und Entwickler Andreas Richter. Eine dieser neuen Weiterentwicklungen sei das Modul Formulare. Hier speichern Betriebe rechtliche und technische Dokumente wie Abnahmeprotokolle, Mängel- und Behinderungsanzeigen ab. Oft nachgefragt werde auch die Möglichkeit, das Tool zentral auf dem Server zu installieren und so die Lizenzüberprüfung auf jedem einzelnen Rechner zu umgehen. Ebenfalls auf der To-Do-Liste von Andreas Richter steht die Entwicklung eines Moduls für die Glasdickenermittlung von Einfach-Glas. Dass der Verband im Zuge der Weiterentwicklungen des Fensterbautools zum Softwarehaus werde, bezweifelt Richter. Ihm mache die Arbeit am Programm viel Spaß, eine zertifizierte Software für Fensterbauer sei derzeit indes nicht zu erwarten.

Auf die Nachfrage, was das Fensterbautool vom ift-Montageplaner unterscheide, sieht er den klaren Vorteil darin, dass alle Module in einem Programm kombiniert und miteinander verknüpft sind. Zur Erläuterung nennt Richter das Beispiel der Fensterbefestigung: Der Montageplaner des ift Rosenheim gehe bei der Berechnung davon aus, dass die Windlast bereits bekannt sei. Im Fensterbautool des GFF BW werde zuerst die Windlast berechnet, die im Anschluss in das Modul für die Berechnung der Fensterbefestigung übernommen werde.

Flexibles Weiterbildungskonzept

Ein weiteres, stark nachgefragtes Konzept des Fachverbands seien die Modulseminare, die – trotz der Namens-ähnlichkeit – nicht in Verbindung mit den Modulen des Fensterbautools stehen. Die Fachschule für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik in Karlsruhe habe erkannt, dass geblockte Weiterbildungsmaßnahmen oft nicht in Einklang mit der beruflichen Situation zu bringen sind.

„Die Betriebe sind ganz heiß auf die Siegel. Sofort nach dem Event verschicke ich sie.“

Deshalb habe man acht Weiterbildungsmodule u.a. mit den Themen Einbruchhemmung, Absturzsicherung, Fenstermontage, Brand- und Schallschutz entwickelt, die flexibel je nach Auftragslage im Betrieb besucht werden können. Wichtig für die Fachschule ist es dabei, das Wissen nicht nur theoretisch zu vermitteln, sagt der Dozent. Für ein hohes Maß an Praxisbezug habe man Fenstermontageständer gebaut, an denen das Gelernte angewendet werden kann. Die Modulseminare (www.fenster-akademie.de) sind offen für Nicht-Mitglieder und wurden im vergangenen Jahr bereits zweimal pro Modul angeboten. Besucher erhalten nach dem Abschluss von drei Modulseminaren das Qualitätssiegel einer GFF-qualifizierten Fachkraft des Glaserhandwerks. Nach dem Besuch aller acht Modulseminare können die Teilnehmer eine Prüfung ablegen und nach dem Bestehen den Titel einer GFF-qualifizierten sowie -geprüften Fachkraft des Glaserhandwerks tragen. Die Qualitätssiegel seien so begehrt, sagt Richter, dass er sich sofort im Anschluss an die Modulseminare an das Verschicken der Urkunden mache. Für die Betriebe würden nicht nur die Weiterbildungen, sondern auch die Siegel einen Mehrwert bieten, da sie mit diesen auf ihrer Webseite und auf den Firmenwagen werben würden.