Insolation statt Isolation Das Haus, das sich selbst warmhält

Sonne da, Dämmung aus – Sonne weg, Dämmung an. So einfach funktioniert ein schaltbares Wärmedämmsystem, das für Fenster oder Fassaden einsetzbar ist. Mit der Erfindung möchtedas junge Start-up-Unternehmen jetzt in der Sonnenschutzbranche Fuß fassen.

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    Je nach Aufrollhöhe der Folien schirmt die Konstruktion die Wärme ab oder hält sie – während der Heizperiode – im Gebäudeinneren.
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    Sergej Kvasnin (re.) und sein Partner Peter Fokin haben die Firma I[n]solation gegründet, um neue Energiequellen zu erschließen.

„Es gibt freie und saubere Energie, in der unsere Häuser regelrecht baden – die Sonnenenergie“, sagt Sergej Kvasnin, CEO des Start-ups I[n]solation im nordrhein-westfälischen Bielefeld. Das zurzeit angewendete Konzept der luftdichten Gebäudehülle schließe die Nutzung dieser Energie allerdings aus, bemängelt der Unternehmensgründer: „Egal ob Tag oder Nacht, Sommer oder Winter – Wärmeströme werden unterbunden.“ Um diesem Missstand entgegenzuwirken, hat er eine schaltbare Wärmedämmung entwickelt, mit deren Hilfe das Gebäudeinnere rundherum von der Sonne versorgt wird.

Folien reflektieren Wärme

Das Herzstück der Technologie sind die Wärme reflektierende Folien, die die Luftschichten voneinander trennen und die Wärme je nach Bedarf ins Gebäude hineinlassen oder abschirmen. Das System ist einsetzbar für Fassaden oder Fenster. Kvasnin hat seine Erfindung bereits zum Patent angemeldet und erfolgreich vom Fraunhofer ISE testen lassen. „Es konnte gezeigt werden, dass sich der Heiz- und Kühlenergiebedarf durch die schaltbare Dämmung signifikant reduzieren lässt – im Fall des Wohnraums um mehr als 50 Prozent“, heißt es in dem Ergebnisbericht des Freiburger Instituts.

Hohes Energiesparpotenzial

Das Prinzip der Fensterkonstruktion ist simpel: Im Winter sind die Folien tagsüber aufgerollt und lassen die Wärme ins Haus. Nachts fahren sie herunter, um die Wärme im Gebäudeinneren zu halten. Im Sommer funktioniert das Ganze umgekehrt: Tagsüber dienen die Screens als Sonnenschutz, nachts sind sie oben, damit die Wärme entweicht.

Laut Kvasnin lassen sich dank des Systems die Wärmeverluste an einem Fenster deutlich reduzieren. „Die potenziellen Einsparungen betragen bis zu 140 kWh/m²a bei einem alten doppelt verglasten Fenster und bis zu 60 kWh/m²a bei einem modernen dreifach verglasten Fenster“, hat der Unternehmer errechnet. Dies entspeche unterm Strich einer Energieeinsparung zwischen acht und 20 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche.

Für die Installation der Screens stehen drei Optionen zur Verfügung: zwischen Glas und Wandebene als innen liegender Sonnenschutz, zwischen Rollladen und Fenster als außen liegender Sonnenschutz sowie in einer Art Kastenfenster direkt zwischen den Gläsern. Dabei können mithilfe der Folien – eine einzelne ist gerade mal 0,012 Millimeter dick – so viele geschlossene wärmeisolierende Luftschichten gebildet werden, wie es die Tiefe der Fensternische erlaubt. Dies habe die identische Wirkung wie eine Mehrfachverglasung, versichert Kvasnin. Mit 15 Luftschichten lasse sich beispielsweise der U-Wert einer gut gedämmten Wand erreichen. Zudem ermögliche der hohe Stauchfaktor, die Konstruktion platzsparend zu verstauen.

Und inwieweit tragen die Folien neben den funktionalen Aspekten auch den ästhetischen Ansprüchen an moderne Sonnenschutzlösungen Rechnung? Dazu sagt der Jungunternehmer: „Die äußeren Screens der Konstruktion können aus beliebigen Rollostoffen bestehen. In Form einer Abdeckung kaschieren sie die inneren Folienscreens, so dass diese von außen nicht sichtbar sind.“

Kooperationspartner gesucht

Mit seiner Innovation möchte das Start-up den Fenstermarkt neu aufrollen. „Wir bieten unser Produkt allen Unternehmen der Sicht- und Sonnenschutz-Branche an, die ihr Produktportfolio erweitern wollen“, sagt Kvasnin. Seit zirka zwei Jahren kooperiert I[n]solation in der Forschung und Entwicklung mit der FH-Bielefeld – Campus Minden. In Pilotprojekten testen Fachleute weitere Varianten und Einsatzbereiche für die schaltbare Wärmedämmung, um neue Einbaumöglichkeiten in bestehende Fenstersysteme, Glasfassaden und in Gebäudefassaden zu erschließen. Interessierte können sich unter www.i-n-solation.de oder www.plusenergiewand.de über das Unternehmen sowie die Technologie informieren.