Trotz wirtschaftlicher und operativer Herausforderungen geht die PVC-Branche das Ziel Klimaneutralität bis 2050 entschlossen an. Das ist das Ergebnis des dritten Nachhaltigkeitsforums von Vinylplus Deutschland in Bonn.
Im Dezember nahmen rund 80 Gäste an der Hybrid-Veranstaltung in der Bundesstadt am Rhein teil. Im Fokus stand in diesem Jahr Pfad 2 des Zehnjahresprogramms Vinylplus 2030: Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität und Minimierung des ökologischen Fußabdrucks.
"Als europäische PVC-Branche wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, die großen globalen Nachhaltigkeitsthemen zu lösen. Wir halten Kurs trotz der großen wirtschaftlichen und operativen Herausforderungen", betonte Oliver Mieden, Vorsitzender von Vinylplus Deutschland.
Der Kurs Richtung Klimaneutralität sei klar gesetzt. Dabei müssten auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen.
Technologie und Investitionssicherheit nötig
Laut Geschäftsführer Thomas Hülsmann habe die Branche im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft bereits viel erreicht. Die Anstrengungen müssten allerdings erheblich verstärkt werden, um Kreisläufe weiter zu schließen, sagte Hülsmann. "Dazu bedarf es weiterer Technologieentwicklungen und gleichzeitig Planungssicherheit für notwendige Investitionen."
Weitere Vorträge betrafen diese Themen: Beitrag des Massenbilanzverfahrens zur transparenten Nachverfolgbarkeit nicht-fossiler Rohstoffe in der chemischen Industrie (Tim Balensiefer, BASF); praktischer Einsatz erneuerbarer Rohstoffe bei den europäischen PVC-Herstellern (Benjamin Janhsen, Vestolit); wie die von Vinylplus entwickelte ASF-Methodik hilft, PVC- Additive nachhaltiger zu machen (Stephan Leisentritt, Reagens Deutschland).
Szenarien für die treibhausgasneutrale Kunststoffindustrie
Katharina Schlegel von Plastics Europe stellte den Systemiq-Report ‚Reshaping Plastics: Pathways to a Circular, Climate Neutral Plastics System in Europe‘ vor. Die Studie zeigt in unterschiedlichen Szenarien den Weg zur einer treibhausgasneutralen Kunststoffindustrie auf.
Schlegel skizzierte Lösungsansätze und verschiedene Hebel, die beim Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft bis 2050 in Betracht kommen, wobei laut Studie der Kreislaufwirtschaft eine zentrale Bedeutung zukommt.
Wertstoffströme digital lenken
Prof. Rainer Dahlmann vom Institut für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen zeigte anhand aktueller Verbundforschungsprojekte, welches Potential in der Digitalisierung steckt für die Kreislaufwirtschaft.
Mehr Tempo erforderlich
"Wir haben heute gesehen, was die PVC-Branche bislang erreicht hat und zudem mit einem Blick über unseren eigenen Tellerrand wichtige Impulse von außen bekommen. Das hilft uns bei den großen Herausforderungen der kommenden Jahre", sagte Oliver Mieden. Die Industrie insgesamt stünde noch am Beginn der Transformation. Bei klar gestecktem Kurs sei die Geschwindigkeit allerdings deutlich zu erhöhen.