Branchenschau und Konferenz Zurück zur Präsenzmesse

Ein Novum wegen der Pandemie: Bau im April statt Januar. Die Münchner Messegesellschaft sieht die fünf Leitthemen der Leistungsschau als Taktgeber für die Branche. Auch erfolgt der Ticketverkauf in diesem Jahr ausschließlich online.

Die Messegesellschaft zeigte sich bereits im vorigen Oktober zufrieden über die Bucherzahlen und die Auslastung der zahlreichen Hallen des Münchner Messegeländes.

Die Bau 2023 vom 17. bis 22. April bietet auf mehr als 200.000 Quadratmetern Materialien, Technologien und Systeme für Wirtschafts-, Wohnungs- und Innenausbau im Neubau und im Bestand. Eintrittspreise: Das Tagesticket kostet 29,50 Euro, das Tagesticket Go Green kostet 33,50 Euro. - © Messe München, Loske

Guter Vorbucherstand

"Wir blicken sehr optimistisch auf die Veranstaltung im kommenden April", heißt es in einer Mitteilung vom Oktober 2022. "Zum aktuellen Zeitpunkt sind im Vergleich zu 2019 bereits 95 Prozent der Fläche fix belegt. Das entspricht mehr als 115.000 Quadratmeter bzw. 16 Fußballfeldern. Insgesamt haben bisher 1.450 Unternehmen ihre Teilnahme bestätigt. Das unterstreicht die Bedeutung der Bau als wichtigsten Treffpunkt der Baubranche." Zur Bau 2019 kamen den Angaben der Messe zufolge mehr als 250.000 Besucher aus aller Welt; mehr als 2.280 Aussteller zeigten Neuentwicklungen.

Fenster und Glas auf der Bau

Produkte aus dem Bereich Fenster, Türen sowie Glas finden die Besucher u.a. in den Ausstellungsbereichen Aluminium, Licht/Smart Building, Türen und Fenster sowie Glas. Aussteller ­Heroal zeigt u.a. ein neues Fensterbeschlagsystem für eine effiziente Montage. "Im Fokus unseres Messeauftritts stehen neue Lösungen für effizientes Planen und Bauen, die architektonische Gestaltungsfreiheit mit Funktionalität und Verarbeitungseffizienz verbinden", sagt Sascha Frankenbach von Heroal.

Gealan zeigt auf der Bau ein breites Portfolio an Lösungen. Dazu gehören geradlinige, moderne Profilsysteme wie das neu entwickelte Gealan-Kontur. "Das 82,5 Millimeter-System ist ein echter Alleskönner", sagt Andreas Linke von Gealan. "Optisch brilliert es mit schmalen Ansichtsbreiten, besticht als Mitteldichtungslösung mit festem Dom zudem durch hervorragende Dämmung, Statik und Einbruchschutz."

Fünf Leitthemen identifiziert

Die fünf Leitthemen der Messe geben laut Messegesellschaft den Takt vor und bringen Ordnung in die Produktvielfalt. "Viele Aussteller richten ihre Präsentationen danach aus und bieten entsprechende Lösungen an. Im hochkarätigen Konferenzprogramm werden die Leitthemen unter verschiedenen Aspekten erörtert und diskutiert", heißt es.

Leitthema 1: Herausforderung Klimawandel

Die Temperaturen in der Atmosphäre und den Ozeanen steigen stetig an. Haupttäter seit Beginn der Industrialisierung ist der Mensch bzw. dessen Emissionen von Treibhausgasen.

Leitthema 2: Digitale Transformation

Das Bauen wird zunehmend digital. Die damit verbundene Transformation von analogen Denk- und Handlungsszenarien zu digitalen Entscheidungs- und Arbeitsprozessen befördert Optionen und Potenziale. Branchen wie die Automobilindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau sind zwar noch ein gutes Stück voraus, doch auch im Bauwesen schreitet die digitale Transformation voran – in allen Phasen des Planungs- und Bauprozesses und bei allen Beteiligten.

Die Messe widmet dem Thema einen eigenen Ausstellungsbereich. In Halle C5 präsentieren Unternehmen die neuesten Hard- und Softwarelösungen für die Planung und Ausführung. Im Forum C2 berichten Experten aus Planungs- und Ingenieurbüros am Freitag, 21. April, über die digitale Transformation und stellen anhand von Projektbeispielen aktuelle Lösungen vor. Obgleich die große Mehrheit der Branche den Mehrwert dieser Technologien erkennt, sieht sich weniger als die Hälfte der deutschen Planungs- und Bauunternehmen in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt, wie aus einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC vom Dezember 2020 hervorgeht. Bei Building Information Modeling (BIM) haben gar mehr als zwei Drittel der Befragten noch Nachholbedarf. Das Bewusstsein für das Potenzial digitaler Instrumente ist also vorhanden, die Umsetzung scheitert oft an mangelnden Kenntnissen. Ein Grund dafür sei, dass Bauherren digitale Lösungen viel zu selten einfordern. 80 Prozent der Studienteilnehmer berichten, dass dies nur teilweise oder gar nicht der Fall ist.

Ohne Digitalisierung keine industrielle Fertigung: Die Verfügbarkeit von Daten in BIM-Modellen, sowohl über Bauteile wie über das Gebäude selbst, ist die Voraussetzung für die standardisierte und automatisierte Fertigung in der Werkshalle. Ohne diese kommt wiederum das serielle und modulare Bauen nicht voran.

Daten ermöglichen industrielle Fertigung und serielles Bauen

Aus den digitalen Daten entstehen standardisierte, aber frei kombinierbare Bausätze, diese lassen sich in der Fabrik vollautomatisch zusammenbauen, seien es Fenster, Wände oder ganze Fassaden. Auf der Baustelle sind es ganze Wohnungen oder Teile davon, die sich auf Basis standardisierter Grundrisse einfach zusammensetzen lassen. Die Vorteile dieser Art des Bauens liegen auf der Hand: geringere Bauzeit, Kosteneinsparungen, weniger Schutt auf der Baustelle, weniger Lärm vor Ort und weniger Baumängel aufgrund besserer Qualitätssicherung. Die Bau 2023 zeigt, speziell im Ausstellungsbereich Bau IT, die neuesten Entwicklungen rund um die Digitalisierung des Planens und Bauens. Qualitätsvoller und kostengünstiger Wohnraum ist längst eine Utopie in großen Metropolen. Gleichzeitig sieht die Zukunft des Wohnens in deutschen Städten einer ungewissen Entwicklung entgegen.

In 18 Hallen mit 200.000 Quadratmetern finden Sie alle Gewerke und Materialien an einem Ort. In begleitenden Konferenzen und Fachveranstaltungen können Besucher ihr Fachwissen vertiefen und sich mit Experten vernetzen. Das Bundesbauministerium veranstaltet einen zweitägigen Kongress mit den Themen Bauwende, Neubauförderung und Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). - © Messe München, Loske

Leitthema 3: Zukunft des Wohnens

Die Idee, Bestandsimmobilien verschiedenartig zu nutzen, gehe in die richtige Richtung. Die Bau bietet eine Plattform für den branchenspezifischen Austausch in den Bereichen Architektur, Planen im urbanen Raum und ressourcenschonendes Bauen – v.a. im Forenprogramm. Dort zeigen verschiedene Unternehmen neuartige Lösungen auf, die sich den Herausforderungen von mangelndem Wohnraum stellen.

Leitthema 4: Ressourcen und Recycling

"Wände aus Bauschutt, Dämmung aus altem Hosenstoff und Schraubverbindungen statt Schweißnähte: Auf unseren Baustellen tut sich schon einiges in Sachen Kreislaufwirtschaft", heißt es in einer Mitteilung der Messe München. Die Bauindustrie sieht sich mit Ressourcenknappheit, Materialengpässen und Lieferkettenproblemen konfrontiert. Ein Um- und Weiterdenken hin zu einer verbesserten Kreislaufwirtschaft am Bau ist aus ökologischen und ökonomischen Gründen dringend nötig.

Neue Denkanstöße dienen als Lösungsansatz dafür, die Energiebilanz der Bauwirtschaft erheblich zu verbessern. Welche Vorteile eine moderne Kreislaufwirtschaft bietet und welche Entwicklungen beim Thema Recycling aktuell zur Diskussion stehen, gehört zu den Fragestellungen dieses Leitthemas. Um der Rohstoff- und Baustoffknappheit entgegenzuwirken, sind neue Verordnungen bereits auf dem Weg. Laut der europäischen Bauprodukteverordnung sollen rezyklierbare und durch Recycling gewonnene Materialien häufiger Verwendung finden als konventionelle Baustoffe. Obwohl das Potenzial für Rezyklate erkannt ist, kommt Re­cycling von Baumaterialien noch zu selten zum Einsatz. Das Potenzial für Rezyklate ist groß, das bestätigt eine vom Umweltbundesamt beauftragte Studie. Diese hat bereits Standards und Vorgaben für Recycling von Baumaterialien ausgearbeitet und ebnet damit den Weg für die Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie.

Sonderschau von ift Rosenheim und DGNB

Das Rahmenprogramm der Bau beinhaltet zudem u.a. eine Sonderschau des Instituts für Fenstertechnik in Rosenheim zum Thema klimasicher Bauen. Der Gebäudesektor trägt laut ift wesentlich durch fossile Heizenergie und die CO2-Emissionen bei der Herstellung von Gebäuden und Bauprodukten zum Klimawandel bei. Zukunftsfähige Bauprodukte müssen deshalb energieeffizient, nachhaltig und resilient gegenüber Klimaextremen sein, heißt es. Damit Planer, Hersteller und Bauherren eine verlässliche Entscheidung für die passenden Bauprodukte treffen können, brauche es geeignete und einfache Kriterien für Nachhaltigkeit und Klimasicherheit. "Das ift Rosenheim wird deshalb in München gemeinsam mit zukunftsorientierten Mitausstellern in Halle C4 (501/502) geeignete Technologien und Bewertungskriterien präsentieren", teilt das ift mit. Die Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen präsentiert auf der Sonderschau Lösungen und Strategien, wie klimaneutrales Bauen dank einer Circular Economy funktionieren wird.

Leitthema 5: Modulares Bauen

Beim modularen Bauen als Bauweise der Zukunft lassen sich einzelne, dreidimensionale Module nach dem Baukastenprinzip industriell vorproduzieren. Die Bau-Einzelteile für das serielle Bauen entstehen zuvor mit digitalen Werkzeugen am Computer und lassen sich in beliebig vielen Varianten zusammen- und wieder auseinanderbauen. Das beinhaltet alle nötigen Informationen: Von der Stückzahl der Elemente über physikalische Eigenschaften bis hin zur grafischen Darstellung aller Anschlüsse. So sind innerhalb weniger Minuten verschiedene Varianten eines Gebäudes mit unterschiedlichen Grundrissen skizzierbar. Aus diesen digitalen Daten entstehen dann standardisierte, frei kombinierbare Bausätze, die sich in der Fabrik vollautomatisch zusammenbauen lassen – ähnlich wie Autos auf dem Fließband.

Serielles und modulares Bauen als Zukunftstrend

Auf der Baustelle kommen dann letztlich alle Bauteile zusammen. Auch wenn es viele Vorteile gibt, beträgt laut VdW Südwest, dem Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e. V., der aktuelle Marktanteil von modularen Gebäuden bisher erst zirka vier Prozent. Doch das soll sich zukünftig ändern: Die urbane Verdichtung nimmt stetig zu.

Moderne Bauweisen wie das modulare Bauen ermöglichen, schnell Wohnraum zu schaffen. Stadtplanerinnen und -planer stünden schon jetzt vor großen Herausforderungen, weil sie die kommunalen Interessen vertreten und gleichzeitig nachhaltige, sinnvolle Konzepte für Kitas, Schulen, Büros, Wohnheime oder Ein- und Mehrfamilienhäuser liefern müssten.

Nachhaltiges Bauen mit Modulen

Auch für Nachhaltigkeitsaspekte spielt modulares Bauen eine wichtige Rolle. Denn mit seriellen Produktionen lassen sich klimafreundliche Energiekonzepte leichter umsetzen, weil sie weniger Bauabfälle produzieren. Zusätzlich ist es möglich, fossile Ressourcen wie Strom oder Benzin zu sparen.

Auch sind Rohstoffe dank der Modulbauweise wiederverwendbar. Ein altes Einfamilienhaus ist mit modularen Einzelteilen schnell als ein neues Studierenden-Apartment errichtet. Modulares Bauen wird sich in der Zukunft durchsetzen, denn die Nachfrage nach modernen Wohnkonzepten wächst weiter. Branchenexperten prognostizieren deutschlandweit eine deutliche Zunahme innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre.

Hier geht's zur Website der Bau 2023.