Produktentwicklung und Fertigung Zeitgemäße Fenster mit historischer Optik

Der Fensterbauer des Jahres 2022 in der Kategorie Produktentwicklung und Fertigung kommt aus Brandenburg. Die Jury prämierte die inhabergeführte Tischlerei Spatzier in Wiesenburg/Mark. Dirk Spatzier nahm den Preis im Namen der gesamten Firmenleitung entgegen.

Die Tischlerei Spatzier ist ein Familienbetrieb, er wurde am 01.01.1895 in Wiesenburg/Mark gegründet. Sie hat heute 21 Mitarbeiter, davon fünf Meister. Der Betrieb wird in fünfter Generation von Dirk (Foto), Kurt und Jörg Spatzier als gleichberechtigte Geschäftsführer geleitet. - © Spatzier

Die Tischlerei Spatzier ist ein Familienbetrieb, er wurde am 01.01.1895 in Wiesenburg/Mark gegründet. Sie hat heute 21 Mitarbeiter, davon fünf Meister. Der Betrieb wird in fünfter Generation von Dirk, Kurt und Jörg Spatzier als gleichberechtigte Geschäftsführer geleitet.

Weiterhin ist Melanie Spatzier in der Buchführung tätig. Jacques Spatzier steht für die sechste Generation, er ist im zweiten Lehrjahr.

Seit Jahren ist die Firma Spatzier neben dem Hauptsektor, der Neuherstellung von Bauelementen, im Bereich der Denkmalpflege sehr aktiv. Bestandselemente werden so aufgearbeitet, dass sie den Stand der damaligen Technik erreichen und wieder viele Jahre problemfrei funktionieren.

Diese Elemente werden zum Teil so aufgerüstet, dass sie heutigen Anforderungen genügen. Das alles geschieht in der Regel in Absprache mit Architekten, Bauherren, Denkmalpflegern, angrenzenden Gewerken und immer im Sinn der Dauerhaftigkeit der Elemente.

"Die Arbeit an diesen wirklich nachhaltigen Bauteilen hat uns den Blick für dauerhafte Konstruktionen, gestalterisch ansprechende Profilierungen und Konstruktionen geschärft. Die Erkenntnisse lassen wir bei jedem einzelnen Projekt mit einfließen", schreibt Spatzier in der Bewerbung für den Fensterbauer des Jahres.

Neuerrichtung einer Villa

Was heißt das nun genau? Um das zu verdeutlichen, hat der Betrieb der Jury eine Projektbeschreibung vorgelegt. Das Bauvorhaben umfasste die Neuerrichtung einer Villa im Berliner Grunewald mit individuell geschnittenen Grundrissen über fünf Geschosse. Fenster und Fenstertüren wurden aus Eichenholz hergestellt.

Der Bauherr hatte ein hohes Sicherheitsbedürfnis, alle Elemente mussten RC3-Qualität haben. Sämtliche Fensterflügel sollten in der höchsten Schutzklasse elektronisch überwacht werden.

Im Rahmen der Neuerrichtung einer Villa im Berliner Grunwald stellte Spatzier Fenster und Außentüren mit einigen hochkomplexen technischen Anforderungen her und erfüllte die sehr feingliedrigen, gestalterischen und handwerklichen Wünsche des Bauherrn an jedes einzelne Bauteil. Im Bild: Außenansicht des Pavillons. - © Spatzier

Motorisch betriebene und durch Gebäudeleittechnik steuerbare Holzrollläden und Insektenschutzrollos waren zu integrieren.

Alles sollte historischen Charakter zeigen, d.h, für die äußeren Glasflächen konnten keine Floatgläser zum Einsatz gelangen. Hier waren bewegte Glasoberflächen gewünscht.

Nach außen hin waren alle Fenster einheitlich in einem Weißton zu beschichten. Im Inneren wurden zwei Zonen definiert, die zum einen von innen weiß und zum anderen lasierend bzw. gealtert gefasst werden sollten.

Schallhemmende Fenster

Nordöstlich des Gebäudes steht eine Kirche, die regelmäßig geläutet wird. Aus diesem Grund sollten schallhemmende Fenster an der nördlichen und östlichen Fassade verbaut werden.

Im entgegengesetzten Gebäudebereich und im Dachgeschoss waren Maßnahmen zum Schutz vor hochfrequenter Strahlung erforderlich. Der Bauherr hat seinen Wohnsitz in einer historischen Villa in Köln mit authentischen Einfachfenstern. In diesen Querschnitten, Profilierungen und der Farbgebung, sowie weiterer Details, sollten die Fenster hergestellt werden – jedoch mit den oben beschriebenen Spezifika. Als weitere Forderung mussten sämtliche Baustoffe durch einen Baubiologen freigezeichnet werden.

Auf dem großzügigen Areal präsentiert sich die Gestaltung der Villa im englischen Landhausstil mit Putzfassade und Holzfassadenteilen. Um die Fenster- und Türöffnungen herum sind Natursteingesimse teilweise mit Pfosten- und Kämpfersteinen geführt. - © Spatzier

Geprüft auf Schallschutz und Einbruchschutz

Die Schallprüfung wurde in Leipzig erfolgreich absolviert. Die Einbruchschutzprüfung der Klasse RC3 fand in Rosenheim am Prüfzentrum für Bauelemente statt.

Wertvolles Know-how für künftige Projekte

"Insgesamt sind Hochleistungsprodukte in Eigenentwicklung entstanden, die es so am Markt nicht gab", sagte Laudator Jens Schlaeger von der EBH AG. "Durch enormen planerischen und organisatorischen Aufwand hat Spatzier die Fenster zur Produktionsreife gebracht, termingerecht hergestellt und montiert."

Das entstandene Know-how nutzt der Betrieb für künftige Projekte. Im Holzbereich war es beispielsweise notwendig, sich über Dichte, Kurz-, oder Langfaserigkeit, über Holzinhaltsstoffe oder auch Dauerhaftigkeiten und Verträglichkeiten verschiedener Produkte untereinander auseinanderzusetzen. Die Auswirkungen von Verleimungen, beispielhaft mit

Metallgeweben unterschiedlicher Maschenweiten, wurden auf Zug-, Druck- und Scherfestigkeit im trocknen oder dauerfeuchten Bereich untersucht.

"Aufgrund der intensiven Beschäftigung mit den Materialien arbeiten wir heute mit neuen, sehr  leistungsfähigen Partnern im Bereich von Spezialgläsern oder auch in der Bauchemie zusammen", heißt es in der Bewerbung von Spatzier.

"Durch die Hinterfragung und hintergründige Betrachtung der technischen Eigenschaften in  verschiedenen Bereichen, konnten wir unser Wissen erweitern, vertiefen und die Prozesse und  Denkweisen der Kundschaften besser nachvollziehen. Somit sind wir in der Lage klarer und noch  faktenbasierter zu beraten. Dadurch ist es uns möglich die Produkte für unserer Bauherren sehr viel präziser und definierter zu planen, herzustellen und zu montieren".

Firmenleitung und Mitarbeiter der Tischlerei Spatzier vor einem Kastendoppelfenster (2,6 x 13 Meter) aus Eiche für den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam. - © Spatzier

Vorbild für innovatives Handwerk

Handwerklicher Fensterbau wie er sein soll: den Herausforderungen der Praxis gewachsen, heute und in Zukunft. Dafür zeichnete die Jury den Betrieb als Fensterbauer des Jahres 2022 in der Kategorie Produktentwicklung und Fertigung aus.

Spatzier erhält neben dem Preisgeld von 1.000 Euro eine ausführliche Berichterstattung im GFF-Magazin. Die Ausschreibung zum Fensterbauer des Jahres 2022 richtete sich an alle Mitgliedsbetriebe von Tischler Schreiner Deutschland, die Mitglieder des Fachverbands Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg sowie alle Fensterbaubetriebe in Deutschland. Der Wettbewerb wird getragen von der TSG GmbH, der EBH AG sowie Holzmann Medien mit der GFF.