GFF-Wunschthema Was leistet Vierfachglas?

Noch vor einigen Jahren galt Vierfachglas als logische Weiterentwicklung des Dreifachglases, um die energetische Performance eines Fensters nochmals zu toppen. Doch die Spurensuche von GFF zeigt: Das Produkt hat sich nicht zu einer Massenware entwickelt.

Das Forschungsprojekt Mem4Win zur Entwicklung eines Vierfachglases für Nullenergiegebäude ist 2016 ohne Gesamtlösung ausgelaufen. - © Lisec

Lange kamen in Gebäuden überwiegend Doppelverglasungen zum Einsatz, bevor die gestiegenden Anforderungen an die Energieeffizienz dem Dreifach-Isolierglas zum Durchbruch verhalfen. Eine weitere Verbesserung der Wärmedämmleistung sollte mit der Einführung von Vierfachglas gelingen. Ein Fensterhersteller, der den Trend aufgriff, war Finstral. Auf der FENSTERBAU FRONTALE 2014 stellte das Südtiroler Unternehmen mit dem Modell FIN-Project Twin Line Classic eine Vierfach-Verglasung mit in den Scheibenzwischenraum integrierter Jalousette vor.

Mehr Komfort für Gebäude an lauten Straßen

Wie steht es um das Verbundfenster? "FIN-Project Twin Line Classic heißt heute FIN-Project Slim-Line Twin und wurde auf der Messe mit der rahmenlosen Flügelvariante Nova-Line Twin vorgestellt", sagt Marketingleiter Lucas von Gwinner. "Aus den Designvarianten hat sich ein vielfältiges Verbundflügel-Programm entwickelt." FIN-Project Slim-Line Twin bestehe aus dem einfach verglasten Verbundflügel sowie dem Dreifach-Wärmeschutzglas Max-Valor 3 mit einer Lichttransmission LT= 0,77. Dank großer, asymmetrischer Zwischenräume komme das Fenster auf Schallschutzwerte von Rw = 45 Dezibel. Das einflügelige Fenster erziele Dämmwerte von Uw = 0,92 W/m2K. Für die Verschattung sorgen Jalousette oder ein Plissee. "Wer sich ein Maximum an Wärme- und Schallschutz in Kombination mit Sonnenschutz wünscht, für den ist diese Ausführung ideal", sagt von Gwinner. Sie komme z.B. in Fenstertauschprojekten für ein Mehr an Komfort zum Einsatz, etwa in Hotels, Büros oder Wohnungen an lauten Plätzen und Straßen.

Verhindert Kälteschleier im Hochgebirge

Ein Pionier in Sachen Vierfachglas ist Volker Bastian, Vorstand des Rosenheimer Flachglashandels (Roflag). "Ich beschäftige mich damit seit sieben Jahren – ein Open End-Projekt", sagt er. Mit Consafis Quattro habe das Unternehmen ein passivhaustaugliches Produkt im Programm, das in Zusammenspiel mit Gaulhofer-Fenstern mehr biete als marktübliche Dreifachgläser. Es punkte mit Ug = 0,3 bis 0,7 W/m2K und solaren Gewinnen. Die Konstruktion besteht laut Bastian aus vier TVG-Weißglas-Scheiben ab drei Millimeter Dicke und drei mit Krypton gefüllten SZR (vier bis 14 Millimeter). Das Gewicht und die Einbaumaße seien ähnlich wie bei einer Dreifachscheibe. Der Einsatz von Weißglas sorge für die sehr gute Farbwiedergabe.

Der Vierfach-Aufbau sei z.B. gefragt, wenn ein Wellnesshotel auf 1.400 Meter Höhe eine Außensauna mit großflächigen Scheiben errichte. "Die Außentemperaturen schwanken zwischen minus 30 Grad und plus 35 Grad Celsius", sagt der Experte. "Dazu kommen Temperaturunterschiede von bis zu 120 Grad Celsius zwischen innen und außen." In solch exponierten Lagen verhindere nur Vierfachglas Kälteschleier und Kondensation und sorge für eine hohe Transparenz und Lichtdurchlässigkeit sowie eine brillante Farbwiedergabe mit freiem Blick in die Natur und ohne optische Verzerrungen.

Mehr über den Einsatz von Vierfachglas lesen Sie im GFF-Wunschthema unserer Ausgabe 10/20. Das Heft erscheint am 9. Oktober.