GFF-Technikspezial zur Leitmesse des Bauens Staubsauger am Fenster, Verklotzung ohne Klotz

GFF hat auf der Bau in München verschiedene Produkte unter die Lupe genommen und nennt Höhepunkte, die Fachbetrieben neue Ideen für die Praxis liefern. Eine Auswahl: Applikationenam Fensterrahmen, gläserne Abstandhalter und kollabierbare Kartuschen für 2K-Dichtstoffe.

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    Edel: die Faltschiebe-Tür von Centor mit verdeckt liegenden Beschlägen und integriertem Insekten- und Sonnenschutz
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    Den Hanno-Injektionsklotz injizieren Verarbeiter in fertig montierte Fugendichtbänder. Dort erzeugt er druckfeste Verklotzungen.
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    Die Bauanschlussfolie SikaMembran Active FSB ist vollflächig selbstklebend und vereinfacht so die Applikation.
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    Optischer Effekt: Das Fassadensystem Heroal C 50 GD ersetzt den klassischen Alu-Pfosten durch ein Glasschwert und kreiert so größtmögliche Transparenz.
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    Die bodenbündige Schwellenlösung von GU macht es dem Verarbeiter einfach, barrierefreie Elemente herzustellen.
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    Das Exponat zeigt die neue Fenster-System-Markise FSM von Warema mit easyZip-Führung und der Absturzsicherung VisioNeo.

Beim Rundgang über die Bau fielen einige Produktneuheiten ins Auge. Die GFF-Innovationsschau beginnt mit Lösungen, mit denen Fensterhersteller Fachhändler, Architekten und Endkunden erreichen wollen: Bayerwald etwa lässt das Fenster zum Staubsauger werden. Gemeinsam mit der Firma Mursall bringt das Unternehmen Elemente auf den Markt, die dank eines speziellen fotokatalytischen Beschichtungsverfahrens die Feinstaubbelastung (u.a. Pollen) in Innenräumen um bis zu 60 Prozent reduzieren sollen.

Magisches Fensterglas

Auf das Fensterglas sprüht Bayerwald hierzu eine Beschichtung (Active Coating) auf, die sich unsichtbar und dauerhaft mit dem Glas verbindet. Durch diese werden Staubteilchen angezogen und an der Scheibenoberfläche gebunden. Irgendwann fallen sie zu Boden, wo der Nutzer sie wegwischt oder wegsaugt. Alles was es braucht, um den Prozess anzustoßen, sei Tages- oder Kunstlicht von mehr als 1.000 Lux. Dem Vernehmen nach bezahlt der Endkunde für diese Neuheit einen Aufpreis auf das Standardfenster von weniger als 20 Prozent.

Darüber hinaus hat Bayerwald in München sein modernes Holz/Alu-Fenster erstmals als flächenbündige Ausführung mit zwei verschiedenen Bautiefen vorgestellt: HA97MB bzw. HA109MB. In der flächenversetzten Variante HA97MV bzw. HA109MV harmoniert es mit dem PVC/Alu-Fenster BW99MV.

Materialmix am Fenster

Internorm geht davon aus, dass in Zukunft der Materialmix an seinen Elementen weiter zunehmen wird. Aktuell sorgt bei Holz/Alu-Fenstern des Unternehmens die Technologie I-tec Core für einen hybriden Aufbau: Während innen eine Vollholz-Oberfläche das Element veredelt und außen eine Aluminiumschale den Rahmen vor Wettereinflüssen schützt, erzeugen im Kern dünn verleimte Holzschichten erhöhte Stabilität und Festigkeit. Größere Dimensionierungen und schmälere Rahmendesigns sind dadurch möglich.

Zu den weiteren in München gezeigten Produkten gehört u.a. die E-Antriebsfunktion für Hebeschiebe-Türen des Unternehmens aus PVC und Holz/Alu. Verdeckt liegend in der Zarge verbaut, fahre der Antrieb Elemente mit bis zu 300 Kilogramm Flügelgewicht. Das Glasflügelsystem KF 320 wird dem Trend zu großflächigen Verglasungen und rahmenlosen Fenstern gerecht.

Symmetrische Schlankheit

Fenster zum Teil des Interieurs macht Josko mit der System-Familie One. Sämtliche Elemente wie Fenster, Terrassentüren, Fixteile und Schiebe-Elemente haben an allen Seiten, innen wie außen, ein konstant schmales Rahmenmaß von fünf Zentimeter. Die Schlankheit soll im Auge des Betrachters für Homogenität und Harmonie sorgen. Eigens für One entwickeltes Zubehör wie Griffe, Fensterbänke, Bodenschwellen oder Insektenschutz vertieft den System- und Symmetrieeffekt. Es mache dabei keinen Unterschied, wenn Elemente mit unterschiedlicher Funktion, wie z.B. Drehkipp-Fenster und Fixteile, nebeneinander oder übereinander angeordnet werden: Die schlanke und rundum symmetrische Rahmenoptik bleibe immer gleich – innen wie außen.

Wer sich für One App entscheidet, hat darüber hinaus die Möglichkeit, jedes Element in der Innenansicht über in den Rahmen eingefasste Applikationen frei zu gestalten und dank unterschiedlicher Materialien und Farben individuell an den Inneneinrichtungsstil oder andere Übergangs- und Verbindungselemente anzupassen.

Faltschiebe-Tür auf hohem Niveau

Drinnen und draußen harmonisch miteinander verbinden will das austra-lische Unternehmen Centor, das seit Oktober 2018 mit einem Verkaufsbüro in Deutschland vertreten ist. Zu den Premium-Elementen des Unternehmens gehören die sog. Integrierten Türen – edle Faltschiebe-Türen mit Öffnungsweiten von bis zu 9,20 Meter und Höhen von bis zu 2,88 Meter, die sich durch verdeckt liegende Beschlagtechnik und die Kombination mit einem integrierten Insekten- und Sonnenschutz auszeichnen. Die Beschläge sind dezent und nahezu unsichtbar im Türrahmen versteckt und erlauben einen ungestörten Ausblick nach draußen. In den Türrahmen eingepasst, lässt sich auch der integrierte Insekten- und Sonnenschutz komplett unsichtbar in das seitliche Rahmenprofil einfahren. Der Bedienkomfort wird den hohen Ansprüchen ebenfalls gerecht: Die Auto-Latch-Funktion ermöglicht das Schließen der Faltflügel durch einfaches Zuziehen ohne zusätzliche Riegel. Hinzu kommt die Ein-Finger-Bedienung der Schiebeflügel sowie des Insekten- und Sonnenschutzes.

Auch innovative Lösungen für die Fenstermontage und -abdichtung machten auf der Bau auf sich aufmerksam.

Ohne Klotz verklotzt

Der Dicht- und Dämmexperte Hanno vereinfacht mit seinem neuartigen Injektionsklotz die Montage von Fenstern, Türen und Fassaden. Dieser ermöglicht die nachträgliche Herstellung druckfester Bereiche in vorkomprimierten (Multifunktions-)Fugendichtungsbändern – das sonst übliche Verklotzen entfällt. Das Injektionsharz aus Polyurethan injiziert der Verarbeiter mit handelsüblichen Dichtstoffpistolen punktuell in fertig eingebaute PU-Weichschaumbänder. Dort härtet es vollständig aus und verklotzt den Rahmen fest und sicher – beispielsweise zur Hinterfütterung von Beschlägen. Der Monteur muss das Dichtband somit nicht ausklinken; die sonst üblichen Einschnitte oder Auskerbungen für mechanische Klötze entfallen.

Sika hat mit SikaMembran Active­ FSB eine Bauanschlussfolie im Programm, die sich sowohl zur Innen- als auch zur Außenabdichtung von Fenstern einsetzen lässt. Durch den feuchtevariablen sd-Wert halten Verarbeiter die Regel innen dichter als außen ein. Das Besondere an dem Produkt ist es Sika zufolge, dass der Verarbeiter für die Verklebung auf dem Untergrund keinen Nasskleber applizieren muss. Durch die Hotmelt-Technologie sei die Membran vollflächig selbstklebend. Das vereinfache die Verarbeitung.

Kleben auf beschichtetem Holz

Apropos Kleben: Für das Kleben der Isolierglaseinheit in Fensterflügel aus PVC, Holz und Aluminium hat Otto-Chemie den Klebstoff S 81 im Programm. Verschiedene Prüfinstitute wie das ift Rosenheim bestätigen die einbruchhemmende Funktion der Klebung in Elementen der Widerstandsklassen RC2 und RC3. Ein Vorteil für Holzfensterhersteller: Gemäß dem neuen Teil 5 der ift-Richtlinie VE-08/4 ist der Klebstoff für das Zusammenspiel mit Induline-Lack- und -Lasursystemen von Remmers zertifiziert. Die Klebung kann somit direkt auf der beschichteten Holzoberfläche erfolgen. Das spart Zeit: Der Fensterbauer muss die Klebefläche vor der Beschichtung nicht abkleben bzw. im Anschluss nicht mehr abfräsen.

Remmers selbst zeigte an seinem Stand u.a. die Universalabdichtung MB 2K, in der Anwendung an bodentiefen Fenstern. Die hochgradig reaktive, polymermodifizierte Dickbeschichtung (FPD) überzeugt laut Remmers nicht nur bei der Abdichtung im erdberührten Bereich, sondern gerade bei schwierigen Übergängen im Sockel. Aufgrund der hohen Klebkraft auf nahezu allen Untergründen sollen sich komplizierte Materialwechsel schnell, einfach und dauerhaft sicher abdichten lassen. Darüber hinaus präsentierte Remmers aus seinem Eco-Sortiment die wasserbasierte, tranparente Beschichtung Induline LW-722 [Eco] für Holz- und für Holz/Alu-Fenster.

Gläserner Abstandhalter

Szeneriewechsel – in der Halle der Glasveredler und auch bei den Aluminium-Systemhäusern dominierte ein großes Thema: maximale Transparenz. Um den Transparenzgrad bei Ganzglas-Konstruktionen zu steigern, hat Sedak Isoliergläser mit gläsernen Abstandhaltern entwickelt. Dadurch lösen sich die sonst typischen Stoßfugen auf. Statt der konventionellen, bis zu vier Zentimeter breiten, schwarzen Fuge, bestehend aus Kunststoff-Spacer und Silikon, kommt dafür an zwei sichtbaren Seiten Sedak Isopure zum Einsatz. Im Ergebnis entsteht ein nahezu unterbrechungsfreies Gesamtbild mit maximaler Transparenz – bei unveränderten technischen Eigenschaften des Isolierglases.

AGC Interpane zeigte mit Fineo ein Vakuum-Isolierglas ohne sichtbare Evakuierungsöffnungen. Es besteht aus zwei mindestens drei Millimeter dicken Glasscheiben, die jeweils eine hochisolierende Beschichtung erhalten und durch eine Vakuumschicht von 0,1 Millimeter voneinander getrennt sind. Es dämmt mit einem Ug-Wert von 0,4 bis 0,7 W/m2K besser als bzw. ebenso gut wie eine ungleich schwerere Dreifach-Wärmedämmverglasung. Der Verarbeiter verbaut es laut AGC wie ein normales Isolierglas. Die Tageslichttransmission sei im Vergleich zu einer herkömmlichen Dreifach-Verglasung mit zwei Low E-Schichten um zirka 15 Prozent höher, der solare Energieeintrag steige gleichzeitig um zirka 30 Prozent.

Schmale Ansichtsbreiten garantiert

Maximale Transparenz kreiert auch das Fassadensystem C 50 GD, welches Heroal als Designstudie vorstellte. Dieses interpretiert schmale Ansichtsbreiten neu. Das Konzept macht sich die Idee der Reflexion auf zweifache Weise zunutze: Innen reduziert sich die Ansichtsbreite optisch, von außen scheint sich die Bautiefe des Pfostens zu verringern. Möglich wird dieser Effekt durch den Einsatz eines Glasschwerts, das den klassischen Aluminium-Pfosten statisch ersetzt.

Das Systemhaus Wicona wiederum hat in München seine Elementfassade Wictec EL Evo mit neuer System-Dehnstoßdichtung und neuem Entwässerungssystem präsentiert. Die patentierte Dichtung nimmt relative Deckenverformungen von plus 15 bis minus zwölf Millimeter in einem flexiblen Dichtungsquerschnitt auf. Schmale Ansichtsbreiten und die Kompensation von Verformungen an der Deckenkonstruktion stehen damit laut Wicona nicht länger im Widerspruch. Die zu erwartenden Deckenverformungen kompensiert die Dichtung nach dem Ziehharmonika-Prinzip. Das neue Entwässerungssystem wiederum hat Wicona entwickelt, um während der Montage auftretende Feuchtigkeit (Wasser) kontrolliert in den Elementen aufzunehmen und abzuleiten. Das patentierte Leitteil baut der Fassadenhersteller bei der Fertigung der Elemente in der Werkstatt ein.

Schwellenfreiheit ohne Mehrarbeit

Auch das Thema Barriere- bzw. Schwellenfreiheit war auf der Messe wieder präsent, u.a. mit der bodenbündigen Schwellenlösung von Gretsch-Unitas (GU) für Haus- und Fenstertüren aus Holz und Kunststoff. Verarbeiter bauen damit nach Herstellerangaben barrierefrei, ohne die Produktion und Verarbeitung zu verändern. Durch die große Anzahl unterschiedlicher Bautiefen eigne sich die Schwelle für nahezu alle Einbausituationen im Neubau und in der Renovierung.

Bei Fenstertüren baut der Verarbeiter in einem speziell konstruierten Bereich der Schwelle Schließplatten bündig ein. Ein Vorteil für den ausführenden Betrieb: Die patentierte Zusatzverriegelung von GU ermögliche es, die Standard-Drehkipp-Beschläge ohne Fräsarbeiten auch für die barrierefreie Lösung zu verwenden. Mit dem aufeinander abgestimmten Zubehör lasse sich die Schwelle so montieren, dass der untere Türabschluss den gültigen Normen und Regelwerken entspricht. Die Schwellenlösung ist laut GU in Konstruktionen gemäß der Widerstandsklasse RC2 einsetzbar und biete Dichtigkeit bis Klasse 9A. Hinsichtlich des Entwässerungssystems habe das ausführende Unternehmen die freie Wahl.

Nullschwellen-Pionier Alumat stellte in München die weltweit erste Passivhaus-zertifizierte Schwellenlösung (MFAT PH) vor. Auch bei allen anderen Nullschwellen-Typen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben die Wärmedämmung verbessert.

Baukasten für Fenstermarkisen

Auch Sonnenschutzhersteller waren auf der Bau zahlreich vertreten. Ein Highlight stellte das Fenstermarkisen-Programm von Warema dar, welches das Unternehmen neu aufgestellt und dadurch verschlankt hat. Das nun modular aufgebaute System bietet durch seine Kombinationsmöglichkeiten für nahezu jeden Anwendungsfall die passende Lösung. Ab April 2019 gibt es die neue einteilige Führungsschiene, die bei den Führungsarten easyZip, Schiene und Markisolette zum Einsatz kommt. Die identisch aufgebauten Führungsschienen sind für verschiedene Montagesituationen und unterschiedliche Baugrößen einsetzbar. Der große Vorteil ist die Planungsfreiheit: Mit der Führungsschiene als Platzhalter besteht die Möglichkeit, sich bis zum Zeitpunkt der Produktbeauftragung zwischen unterschiedlichen Führungsarten zu entscheiden. Variabel setzt der Fachmann dann eines von zwei Clipsprofilen ein. Das entlastet zudem die Lagerwirtschaft der Betriebe.

Und was hat es mit easyZip auf sich? Die easyZip-Technik löst bei Warema die bisherige Zip-Technik ab. Sie verhindert Lichtspalte und bildet einen fließenden Übergang zur Fassade hin. Dank der einfachen Montage mit Clipsprofil erhöht sich laut Warema die Funktionssicherheit der Fenstermarkise. Ebenso reduziere sich die Montagezeit bei gleichzeitiger Erhöhung der Montagesicherheit. Auch die Windstabilität verbessere sich noch einmal.

Motorisierung von Sonnenschutz

Wie Sonnenschutzprodukte intelligent werden, zeigte ein Besuch bei Somfy. Mit Tahoma, Tahoma DINrail und der neuen Hybridlösung Animeo IP/io hält der Automationsspezialist gleich mehrere SmartHome- und Smart Building-Lösungen für den dynamischen Sonnenschutz bereit. Diese eignen sich für unterschiedliche Einsatzgebiete – vom Eigenheim über Geschosswohnungen bis hin zum Gewerbebau.

Seinen Ambitionen auf dem Gebiet der Motorisierung verleiht das Unternehmen mit der neuen Antriebsreihe für alle Arten von innen liegendem Sicht- und Sonnenschutz Nachdruck. Die Antriebe Roll Up und Sonesse überzeugen dem Marktführer zufolge durch ihre Laufruhe und die intelligenten Soft Start- und Soft Stop-Funktionen in den Endlagen. Integrierte Lithium-Ionen-Akkus vereinfachten die Installation und die Bedienung. Bei der Einbindung in die SmartHome-Komplettsteuerung Tahoma Premium passen sich die Behänge mithilfe der Sonnen- und Temperatursensoren automatisch an die Witterungsverhältnisse an.