Exklusiv im EnEV-Interview Maas: "Das BMU hat sich dagegengestellt"

Trotz anders lautender Aussagen aus der Politik und in einer früheren Entwurfsfassung hat am Ende das BMU dem von der KfW angewendeten Grundsatz bei der Nebenanforderung in der EnEV eine Absage erteilt. Das sagte Prof. Dr.-Ing. Anton Maas in einem exklusiven Interview mit GFF.

Interview Prof. Dr.-Ing. Anton Maas
GFF traf Prof. Dr.-Ing. Anton Maas, einen der Vorstände am ZUB Kassel, zum Exklusivinterview. - © Kober

Tatsächlich drohe infolgedessen bei einer Fortschreibung der Nebenanforderung an den hüllspezifischen Transmissionswärmeverlust HT’ in der nächsten Auflage der Energieeinsparverordnung, für manche Gebäude aber auch schon mit Blick auf die jetzt bekannt gewordenen Richtgrößen, die vielfach gefürchtete Reduzierung des Fensterflächenanteils. Der Grund ist im jetzigen Referentenentwurf, von Gegnern bereits als Stillstand-EnEV bezeichnet, als Grundlage der Nebenanforderung eine starre U-Wert-Betrachtung. Nach Einschätzung Maas’ bauphysikalisch widersinnig: "Es geht doch nicht nur um Wärmedämmung. Vielmehr kommen am Element Fenster Aspekte wie solare Zugewinne, Ausblick, visueller Komfort zum Tragen und können etwa bei Südorientierung mit größeren Fensterflächen sogar geringere Energieverbräuche nachgewiesen werden."

Einfachheit vs. Technologieoffenheit

Die Vorarbeiten hat Maas längst erledigt, vieles lässt sich online nachvollziehen. Und bei den Förderrichtlinien für KfW-Kredite wird exakt diese Methodik angewandt. Dafür dass es der probate Grundsatz nun wider Erwarten nicht in den Referentenentwurf geschafft hat, hat der Wissenschaftler und bekannte Gutachter eine Erklärung: "Ich fürchte, unser Ansatz wurde nicht verstanden." Das ist aber nicht der einzige Kritikpunkt an der vorliegenden Entwurfsfassung. So wurde beim sog. EnEV-Easy-Modellgebäudeverfahren offenbar zugunsten von Vereinfachungen für die planerische Praxis die Auswahl an Möglichkeiten begrenzt; Maas sieht das Gebot der Technologieoffenheit verletzt und arbeitet aktuell mit den Branchenverbänden VFF, BF und BVRS an einer Alternative. Die nächste EnEV wird voraussichtlich erst zu Jahresbeginn 2014 verbindlich in Kraft treten.

GFF druckt in seiner Januarausgabe, die am 10.1.13 erscheint, ein ausführliches Interview mit Bauphysiker und EnEV-Experte Prof. Dr.-Ing. Anton Maas; eine Kurzfassung finden Sie schon jetzt in unserer Videogalerie auf dieser Seite – bitte das erste Fenster von links anklicken!