Auftaktveranstaltung für Abi+Ausbildung an der Berufsschule Vilshofen Lukratives Angebot für Abiturienten

Die Berufsschule Vilshofen richtet ab dem Schuljahr 2019/20 in den Ausbildungsrichtungen Metallbauer, Schreiner und Glaser eigene Abiturientenklassen ein. Das neue Modell sieht die Lehrzeitverkürzung um ein Jahr vor, ebenso den Erwerb verschiedener Zusatzqualifikationen.

Auftakt in Vilshofen (v.li.): Ltd. Regierungsschuldirektorin Maria Sommerer, Berufsschulverbandsvorsitzender Walter Tauben­eder, Ltd. Ministerialrat Werner Lucha, Landrat Franz Meyer, Schulleiterin Christa Jungwirth, Bürgermeister Florian Gams, stellvertretender Geschäftsführer der HWK Niederbayern/Oberpfalz Hans Schmidt - © Willi Jungwirth

Bereits im November 2018 hatte das Kultusministerium die Abiturientenklassen mit einem bayernweiten Schulsprengel genehmigt. Nun fand im Salzstadel der Berufsschule Vilshofen die Auftaktveranstaltung für das Ausbildungsmodell statt – mit Vertretern der Politik, des Ministeriums, der Regierung, der Kammern, der Gymnasien, der Berufs- und Fachoberschulen sowie der Innungen und Betriebe. „Dieser Auftakt ist zukunftsweisend, ja sogar historisch, nicht allein für die Region, sondern für ganz Bayern“, hob Landrat Franz Meyer die Bedeutung des Termins hervor. „Wir beschreiben nicht nur das Problem des Fachkräftemangels, bei uns wird es angepackt.“

Kampf gegen Fachkkräftemangel

„Das Modell Abi+Ausbildung ist wegweisend, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, bekräftigte Berufsschulverbandsvorsitzender Walter Taubeneder. Informationen über das Modell und dessen Umsetzung an der Berufsschule Vilshofen gaben die Fachbereichsleiter Robert Kriegl, Frank Dullinger und Tobias Stadler. Georg Bachmeier, stellvertretender Schulleiter, moderierte eine Gesprächsrunde mit den Innungsobermeistern, einem Abiturienten als Schreinerlehrling, dem Vertreter des Kultusministeriums sowie dem Koordinator für Berufliche Orientierung am Adalbert-Stifter-Gymnasium Passau.

Zusatzangebote nutzen

Den Anstoß für Abi+Ausbildung in Vilshofen hatte der leitende Ministerialrat Werner Lucha gegeben. „Es muss uns gelingen, junge Leute für das Handwerk zu gewinnen und sie zu überzeugen, dass sie auch im Handwerk bleiben.“ Seine Idee, das Modell für die Metallbauer zu entwickeln, weitete die Schule auch auf die Schreiner und Glaser aus. Lucha ist es wichtig, dass die Abiturienten nicht nur eine enorme Lehrzeitverkürzung bekommen, sondern auch viele mögliche Zusatzangebote während der Lehrzeit. So sind an der Berufsschule Vilshofen in allen drei Ausbildungsrichtungen die CNC-Fachkraft, die Elektrofachkraft, der Stapler-, Hubbühnen- und Kranführerschein und, in Kooperation mit der HWK, die Möglichkeit einer frühzeitigen Meisterausbildung vorgesehen. Bei den Metallbauern werde zudem eine intensive Schweißausbildung unter Einsatz von digitalen Schweißsimulatoren angeboten. Schulleiterin Christa Jungwirth sprach von einer Win-win-Situation: Die Betriebe bekommen mehr Lehrlinge, nämlich interessierte, motivierte, leistungsstarke Auszubildende, die auch für Führungspositionen geeignet sind und einmal einen Betrieb übernehmen können. Die Abiturienten wiederum verdienen gleich Geld, erhalten heimatnahe Arbeitsplätze und halten sich dabei alle Möglichkeiten für eine Weiterbildung oder ein Studium offen.

Das sagt LIM Thomas Strobl

Der Landesinnungsmeister des Bayerischen Glaser- und Fensterbauhandwerks, Thomas Strobl, sieht Abi+Glaser sehr positiv: „Durch die verkürzte Ausbildung kommen die Abiturienten schnell zum Gesellenbrief und schnell zum Meister. Im Anschluss kann die Selbstständigkeit folgen und eventuell auch ein Betrieb übernommen werden.“ In vielen Glaser-Betrieben werden nach seinen Angaben Führungskräfte gesucht. „Ich sehe in Abi+Ausbildung eine hervorragende Möglichkeit für das Glaserhandwerk, wieder mehr Auszubildende für dieses schöne Handwerk zu bekommen.“ Kritikern begegnet Strobl mit zwei Argumenten: „Wenn ich die Guten nicht ausbilde, dann habe ich bald gar keinen Lehrling mehr.“ Zur frühzeitigen Meisterausbildung meint er: „Wir müssen den jungen Leuten in Führungspositionen eine Chance geben. Mit den Aufgaben wachsen ihre Fähigkeiten.“ Das Fazit der Veranstaltung: Das Modell ist Gold wert. Jetzt gilt es, dafür die Werbetrommel zu rühren.