BIV-Wahlen mit Überraschungen Gutmann gewählt, Bayern raus

Auf der Mitgliederversammlung des Bundesinnungsverbands des Glaserhandwerks (BIV) in Trier haben die Delegierten Martin Gutmann erneut zum Bundesinnungsmeister (BIM) gewählt. Dieses Ergebnis rückte am Ende des Tages wegen unvorhergesehener Ereignisse in den Hintergrund.

GFF-Redakteur Matthias Metzger harrte vor dem Sitzungssaal aus und informierte die Zuschauer via Facebook live-Übertragungen über die neuesten Entwicklungen. - © Hotel Park Plaza

„Bayern ist raus“, insistiert Thomas Strobl, Landesinnungsmeister (LIM) Bayern, deutlich gereizt, als er um kurz nach 17 Uhr aus dem Sitzungssaal tritt. Mit ihm verlassen weitere Delegierte den Raum, manche gehen zum Rauchen auf die Dachterrasse, manche stehen vor dem Saal, wieder andere verharren drinnen. Allenthalben wird aufgeregt diskutiert. Nach etwas mehr als 30 Minuten sind die Wahlen für den Vorstand des Bundesinnungsverbands des Glaserhandwerk (BIV) erst mal unterbrochen. Was ist passiert?

Gutmann gewinnt, Bayern reagiert

Drehen wir die Uhr zurück. Nach einer Kaffeepause stehen um kurz vor 16.30 Uhr die Wahlen auf der Agenda der BIV-Mitgliederversammlung. Diese beginnen unspektakulär. Schon wenige Minuten später steht fest: Die 31 Delegierten haben Bundesinnungsmeister Martin Gutmann im Amt bestätigt: mit 19 Stimmen bei zwölf Enthaltungen. Mit Spannung war erwartet worden, ob Hermann Fimpeler, Landesinnungsmeister Nordrhein-Westfalen, wie bei den vergangenen – annullierten – Wahlen wieder als Gegenkandidat antritt. Er entscheidet sich in allerletzter Sekunde dagegen. Diesmal habe sein Verstand gesiegt, wird er dem GFF-Reporter später in der Facebook live-Übertragung (siehe www.facebook.com/GFFMagazin) nur Minuten nach Ende der Mitgliederversammlung sagen. Stattdessen stellt er sich zur Wahl als Stellvertreter und gewinnt im ersten Durchgang knapp mit 18 Stimmen.

In der Entscheidung über den zweiten Stellvertreter-Posten setzt sich in der Stichwahl für viele überraschend Michael Wolter, Obermeister der Glaserinnung Potsdam, gegen den in Halle (Saale) noch gewählten Thomas Strobl durch, mit 15 zu 13 Stimmen. Für diesen – der Donauwörther galt lange als Gutmann-Erbe – ist das offenbar ein schwerer Schlag. Und das Drama nimmt seinen Lauf. Nach Strobls Niederlage stehen die Vertreter aus Bayern kollektiv nicht mehr für die Arbeit im Vorstand zur Verfügung, urplötzlich fehlen zwei Kandidaten – die Verbandssatzung sieht vier an der Zahl vor – die sich als Beisitzer zur Wahl stellen würden. Mit dieser Situation hat offenbar niemand gerechnet. Absehbar war bis dahin nur, dass die Vertreter aus Baden-Württemberg, LIM Jürgen Sieber und sein Stellvertreter Wolfgang Gastel, nicht mehr kandidieren werden: Sie hatten schon Wochen zuvor exklusiv in GFF ihren Rückzug aus dem Präsidium angekündigt. Was nun?

Kandidatensuche in der Pause

Sitzungsunterbrechung um kurz nach 17 Uhr – und der oben erwähnte Auftritt von Thomas Strobl, dem ein Teilnehmer das Verhalten eines „angeschossenen Löwens“ attestiert – den fange man nicht mehr ein. Oder doch? Man wolle die Pause nutzen, um sich zusammenzuraufen und doch noch weitere Kandidaten für die Wahl der Beisitzer zu finden, teilt ein Delegierter dem GFF-Reporter mit. Vergebens. Als die Mitgliederversammlung um 18.15 zu Ende geht, sind keine weiteren Kandidaten gefunden. „Trotz langen Suchens hat sich niemand bereit erklärt“, sagt BIM Martin Gutmann vor der GFF-Kamera. Gewählt wurde trotzdem: Udo Pauly, stellv. Landesinnungsmeister NRW, und Michael Schulze, Landesinnungsmeister Schleswig-Holstein, sind als Beisitzer bestätigt. Für die zwei vakanten Posten soll bei der nächsten Mitgliederversammlung eine Nachwahl stattfinden.

Zusammenhalt erschwert

Dass mit Bayern und Baden-Württemberg zwei starke Landesverbände nicht mehr dem Vorstand angehören, bedauert Gutmann: „Für uns wird es jetzt schwieriger, den Zusammenhalt im BIV herzustellen und die Kommunikation untereinander hinzubekommen.“ Sein Stellvertreter Hermann Fimpeler schließt sich der Einschätzung an und erklärt angesichts der Situation den Schulterschluss mit Gutmann – trotz unterschiedlicher verbandspolitischer Sichtweisen: „Wir müssen uns noch mehr anstrengen und noch geschlossener nebeneinanderstehen.“ Zum Wohle des deutschen Glaserhandwerks.