Neue Aufträge von St. Petersburg bis Los Angeles Groß, größer – Gartner

Groß, kompliziert, anspruchsvoll – solche Aufträge hat der Fassadenbauer Gartner am liebsten. Wie Geschäftsführer Klaus Lother am Firmensitz im bayerischen Gundelfingen mitteilte, hat das Unternehmen gerade die Bestätigung für die jüngsten beiden Megaprojekte erhalten.

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    © Johannes Marburg, Genf
    In der Ausstellungshalle am Unternehmenssitz in Gundelfingen zeigt Gartner-Geschäftsführer Klaus Lother Musterelemente von bereits realisierten Bauprojekten.
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    © Johannes Marburg (Genf)
    In Basel realisierte Gartner eine CCF für das 178 Meter hohe Roche-Hochhaus.

Große internationale Bauprojekte haben dem Fassadenbauer Josef Gartner in den vergangenen Jahren erhebliches Wachstum beschert: Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz zwischen 2012 und 2015 um 20 Prozent auf 350 Millionen Euro. „Bei großen und komplexen Bauprojekten ist Gartner weltweit eine der ersten Adressen für hochwertige Fassaden aus Aluminium, Stahl sowie Glas“, sagte Klaus Lother, Geschäftsführer der Josef Gartner GmbH und Regional Manager für EMEA der Permasteelisa Group, bei einer Presserunde am Unternehmenssitz. In diesem Markt seien vor allem deutsche Ingenieurskunst, handwerkliche Präzision und höchste Qualität gefordert. Zusammen mit seinem Know-how und der langjährigen Erfahrung hebt sich Gartner laut Lother insbesondere auch im Ausland von seinen Wettbewerbern ab: „Wir bieten unseren Kunden Mehrwerte hinsichtlich Qualität und Innovation.“ Diese Kompetenzen haben dem Unternehmen gerade erst zwei weitere Großaufträge beschert: In St. Petersburg wird Gartner die Fassade für das 460 Meter hohe Lakhta Center fertigen, das als höchstes Gebäude Europas geplant ist. Die neue Gazprom-Zentrale soll sich mit ihrer um 0,8 Grad gewundenen Alu/Glas-Fassade wie eine Nadel in den Himmel schrauben. Das Glas werde dafür kaltverformt, so teilte Lother es mit.

Den Eimer vollmachen

Am Flughafen Zürich wiederum wird Gartner den 38 Meter hohen Gebäudekomplex The Circle, das größte Bauprojekt der Schweiz, mit einer 66.882 Quadratmeter großen Closed Cavity-Fassade (CCF) verkleiden. Das sei der bisher größte Auftrag für diesen von Gartner entwickelten Typ einer geschlossenen zweischaligen Fassade. Mit weiteren Projekten u.a. in Los Angeles, London und Frankfurt erhöht sich der Auftragsbestand Lother zufolge auf zirka 470 Millionen Euro. Prestigeobjekte, zu denen natürlich die gläserne Fassade am neuen Hauptsitz von Apple in Cupertino (USA) gehört, die das Unternehmen gerade montiert (siehe Seite 60), bezeichnet Lother zwar als Umsatztreiber; der Geschäftsführer möchte aber Aufträge in der Größenordnung zwischen acht und 20 Millionen Euro ebenfalls nicht missen: „Es wäre nicht nachhaltig, ein Nischenplayer für Großprojekte zu sein. Wir brauchen die Mischung mit dem normalen Geschäft.“ Lother zieht für die Strategie den Vergleich mit einem Eimer heran, den man nicht mit einer großen Kugel allein füllen könne. Für die Zwischenräume brauche es kleinere Kugeln.

Globales Netzwerk Permasteelisa

Neben der Flexibilität bei den Projekten will sich Lother ebenfalls die Möglichkeit offenhalten, in verschiedenen Ländern zu agieren, abhängig von der jeweiligen wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort. Um Projekte weltweit zu betreuen, hat Gartner in mehreren Ländern eigene Niederlassungen und Fertigungen aufgebaut. Zudem ist das Unternehmen durch die Muttergesellschaft Permasteelisa, zu der Gartner seit 2001 gehört, Teil eines starken globalen Netzwerks. „Wir haben die Möglichkeit, in den Märkten, in denen Permasteelisa schon ist, Projekte mit einer lokalen Infrastruktur zu bewerkstelligen“, sagte Lother. Zudem profitiere Gartner von einer Finanzstabilität, die ein wichtiger Aspekt für die Kunden sei, und von einem Erfahrungsaustausch bei Forschung und Entwicklung. Durch vereinheitlichte Prozesse lasse sich bei fehlenden Kapazitäten ggf. die Produktion verlagern.

Am Firmensitz in Gundelfingen profitiert Gartner indes von der in zwei Abteilungen, nämlich für Aluminium- und Stahlbau, unterteilten Fertigung. Das Unternehmen bietet dadurch Alu- und Stahlkonstruktionen aus einer Hand, was bei vielen Projekten gefordert sei. „Beim Aluminiumbau geht es überwiegend um Elementfassaden, die bei uns vorgefertigt werden“, sagte Lother im Gespräch mit GFF. Neben sieben CNC-Maschinen, die rund um die Uhr laufen, gibt es in der Alu-Vorfertigung auch Handarbeitsplätze, an denen mechanische Bearbeitungen ausgeführt werden. Zu diesen zählen Bohrungen, Ausklinkungen und Verschneidungen ebenso wie die Vorbereitung von Befestigungen. Anschließend verarbeiten die Mitarbeiter im Zusammenbau die einzelnen Komponenten bis hin zum Glas auf vier Linien zu fertigen Elementen. „Die gesamte Wertschöpfung findet bei uns statt. Anschließend verlässt das Element unser Werk und geht direkt auf die Baustelle“, schilderte Lother. Im Stahlbau läuft die Fertigung ähnlich ab: Gartner kauft rohen Stahl ein, der zunächst für die weiteren Schritte vorbereitet wird. Zu den Arbeiten gehören u.a. Profilieren, Schneiden und Schweißen. „Wir erzeugen, vor allem was die Toleranzen angeht, hochwertige Stahlkonstruktionen, die im Lauf der Fertigung vorkonfektioniert und vormontiert werden“, erläuterte Lother dazu.

Oberflächenbehandlung XXL

Anschließend geht es für die Bauteile zur Oberflächenbehandlung. Um die Oberfläche vorzubereiten, besitzt Gartner eine Anlage zum Kugel- und Glasperlenstrahlen. Seit zirka einem Jahr verfügt das Unternehmen laut Lother zudem über eine neue, sehr moderne und große Lackieranlage, dessen Lackiertunnel sich bis zu 21 Meter teleskopieren lasse und die die Oberflächenbeschichtung von Stahlbauteilen unter optimalen Bedingungen ermögliche. „Ein typisches Beispiel für den Stahlbau ist das Atrium der EZB in Frankfurt. Die Konstruktion wurde komplett bei uns gefertigt“, sagte Lother. Auf der Baustelle stellen Supervisor und Bauleiter sicher, dass die von Gartner vordefinierte Planung auch tatsächlich umgesetzt wird.