Großes Symposium der Isolar-Gruppe in Darmstadt Glasexperten über DIN 18008 und Bauaufsicht

Die Glasbemessungs-Norm DIN 18008 wird reformiert. Was genau dahintersteckt, erfuhren mehr als 90 Teilnehmer beim zweiten Großen Symposium der Isolar-Gruppe in Darmstadt; ein weiteres Thema war die Kehrtwende der Bauaufsicht bei Bauprodukten.

Prof. Dr. Jens Schneider erklärte auf dem Isolar-Symposium in Darmstadt, wie die DIN 18008 reformiert wird. - © Isolar

Mit dem Großen Symposium will Isolar, Vereinigung mittelständischer Isolierglas-Hersteller und Glasveredler in Europa, nicht nur über aktuelle Trends in der Glasbranche informieren. „Um Spezialgläser erfolgreich zu entwickeln und zu produzieren, braucht es den regelmäßigen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis”, sagte Carl Pinnekamp, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Isolar Glas Beratung (IGB). Zur Veranstaltung nach Darmstadt waren mehr als 90 Teilnehmer gekommen, darunter Partner von Isolar und deren Kunden wie etwa Metall- und Fensterbauer sowie Glasverarbeiter.

Glasbemessung wird reformiert

Wie kaum ein anderes Thema sorgt die Bemessungsnorm DIN 18008 für Diskussionsstoff in der Glasbranche. „Es hat sich gezeigt, dass vor allem kleine Scheiben bei Berücksichtigung der Norm statisch schwierig oder gar nicht mehr nachweisbar sind“, erklärte Prof. Dr. Jens Schneider vom Institut für Statik und Konstruktion der TU Darmstadt, in dessen Hörsaal das Symposium stattfand. Für Scheibenformate, die zwei Quadratmeter oder kleiner sind, soll nun ein modifiziertes Nachweisverfahren kommen. Dieses habe der Normenausschuss gerade weitgehend verabschiedet. „Es wurde endlich ein Problem in Angriff genommen, das es schon so lange gibt wie die Technischen Regeln der Bauaufsicht“, lobte Dr. Klaus Huntebrinker, Geschäftsführer der IGB, den Normenausschuss. Die Veröffentlichung der reformierten DIN 18008 soll bis Anfang des kommenden Jahres erfolgt sein.

Änderungen im deutschen Baurecht

„Aus Sich der deutschen Bauaufsicht sind viele der Europäischen Normen für Bauprodukte einfach nicht zufriedenstellend“, machte Material- und Bauteilprüfer Robert Kirchner von Friedmann & Kirchner deutlich. Deshalb nutze die Bauaufsicht die Bauregelliste als Instrument für die „Nachregelung“. Diese Liste enthält Zusatzanforderungen an einzelne Glasprodukte. Doch genau in solchen nationalen Zusatzanforderungen sieht die Europäische Kommission ein Handelshemmnis. Sie zog exemplarisch mit einer Klage zu drei Bauprodukten vor den Europäischen Gerichtshof – und bekam Recht. Die Folge: Das deutsche Baurecht muss umgekrempelt werden. Kirchner legte dar, wie die deutsche Bauaufsicht die erforderliche Kehrtwende vollziehen werde: „Die Anforderungen an die Bauprodukte hierzulande bleiben technisch die gleichen.“ Die strengeren Vorgaben für die Bauprodukte sollten von den Herstellern über Auflagen zur Gebäudesicherheit und über Ausschreibungen verlangt werden, so sehe es der Wille der Bauaufsicht vor.

Zyklische Belastung beeinflusst Lebensdauer

Dr. Jonas Hilcken von der TU Darmstadt gab Einblicke in seine abgeschlossene Doktorarbeit, für die er vorgespanntes und nicht vorgespanntes Floatglas unter zyklischer Belastung untersucht hat. Die Zeitspanne der Belastung und die Umgebungsfeuchte beeinflussen demnach die Lebensdauer des Glases. Solche zyklischen Beanspruchungen wirken sich auf die Festigkeit von nicht vorgespanntem Floatglas deutlich stärker aus als auf die von Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG).

Navid Pourmoghaddam, ebenfalls vom Institut für Statik und Konstruktion, berichtete über ein Projekt zu Bohrungen in ESG. Er ging der Frage nach, ob sich die in der Produktnorm geforderten Abstände zwischen zwei Bohrungen bzw. zwischen Bohrung und Glaskante oder -ecke verringern lassen. Das Ergebnis: Es gibt dazu in der Produktnorm keinen Handlungsspielraum. Anders, diese Anmerkung gab es in der Diskussion, sei das bei den größeren Abständen in der Bemessungsnorm DIN 18008. „Die Forschung und die Praxis rund um Glas am Bau haben viele Facetten. Einige haben wir heute diskutiert“, sagte Dr. Klaus Huntebrinker von der IGB.