Erstes Symposium für Glasdesign und Glasarchitektur Glas als Gestaltungsmittel dort diskutieren, wo es herkommt

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Gestalten mit Glas

Dass Glas mehr kann als dekorativ den Tisch zu decken, ist keine neue Erkenntnis. Welche Rolle der Werkstoff heute aber für Produktgestaltung, Baukunst, Handwerk und Wissenschaft spielt, erörterten die Teilnehmer des Symposiums für Glasdesign und Glasarchitektur in Zwiesel.

110 Teilnehmer fanden sich zum ersten Symposium für Glasdesign und Glasarchitektur im Prof.-Mauder-Saal der Glasfachschule Zwiesel ein. - © Arberland Regio, Netzwerk Glas

Über ein volles Haus freuten sich die Veranstalter – bestehend aus Glasfachschule Zwiesel, Netzwerk Glas und Bayern Design: 110 Teilnehmer fanden sich zum ersten Symposium für Glasdesign und Glasarchitektur im Prof.-Mauder-Saal der Glasfachschule Zwiesel ein. Künftig werden hier im Zwei-Jahres-Rhythmus neueste Erkenntnisse rund um den Werkstoff Glas aus den Bereichen Design, Architektur, Interieur und Wirtschaftsglas vorgestellt und erörtert. Hans Wudy, Leiter der Glasfachschule Zwiesel, möchte mit der Veranstaltung neben den technischen Kolloquien den Designern und Architekten an der Glasfachschule in Zwiesel ein Forum bieten.

Ideenspiel wichtig für Designprozess

Mit Irmgard Braun-Ditzen, Industriedesignerin bei Zwiesel Kristallglas, eröffnete eine ehemalige Absolventin der Glasfachschule das Vortragswochenende. Seit 2005 leitet sie die Abteilung Produktentwicklung des Zwieseler Weltmarktführers für Premiumtrinkgläser. Essenziell für den Designprozess ist ihr zufolge das Ideenspiel, „welches über die Hand in Skizzen einfließt und schließlich mehrere Runden durch die Handfertigung dreht, bevor ein neues Trinkglas in Serie gehen kann“.

Es folgte ein Vortrag von Sebastian Herkner, der Glas im Bereich Interieur als kreatives Betätigungsfeld nutzt. In seinem Offenbacher Studio entwirft der studierte Produktgestalter Möbel und Leuchten sowie Porzellan- und Glasobjekte für internationale Firmen. Besonders wichtig ist dem Hessen das Handwerk um sein Produkt: „Am liebsten bin ich bei der jeweiligen Fertigung vor Ort und nehme auch die Herstellung in den kreativen Prozess auf.“

Beispiele und Möglichkeiten

Die Arbeit eines weltbekannten Künstlers stand im Zentrum von Frederik Richters Vortrag. Der Derix-Prokurist referierte zu Paul Housbergs Glaswänden, die ihren charakteristischen Farbfluss durch Fliesentechniken erreichen. Christian Brückner, der seit seinem Studium an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart ein Architekturbüro mit seinem Bruder Peter führt, zeigte in seinem Vortrag eine Reihe eindrucksvoller Gebäude aus dem eigenen Portfolio. „Das Schöne ist, dass eine so hochwertige Veranstaltung zur Bedeutung von Glas als Gestaltungsmittel und Bauelement nicht nur in Tokio, München, Berlin oder Frankfurt stattfindet, sondern auch hier im Bayerischen Wald, wo das Glas hergestellt und verarbeitet wird“, sagte er zum Symposium.

Die Gestaltung intelligenter Glasfassaden war das Thema Josef Lerchenbergers von Lindner Fassaden Arnstorf. Eine Zeitreise um den Werkstoff Glas wagte wiederum Prof. Dr. rer. nat. Reinhard Conradt. Bis 2016 leitete er den Lehrstuhl für Glas an der RWTH Aachen. Als Präsident der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft und Fellow der Society of Glass Technology ist sein Anliegen der Transfer von Grundlagen in die industrielle Praxis. Boris Kochan von Kochan & Partner schloss die Vortragsreihe mit seiner Präsentation zum Thema Marke, Persönlichkeit, Form und Funktion ab.

Glasgestaltung in der Praxis

Am zweiten und letzten Veranstaltungstag standen parallele Besichtigungen der Glasfachschule Zwiesel und von Zwiesel Kristallglas auf dem Programm. Beim Industriebetrieb hatten Besucher u.a. die Gelegenheit, die maschinelle Produktion vom heißen, honigflüssigen Tropfen bis zum fertigen Trinkglas mitzuverfolgen. An der Glasfachschule stand die manuelle Glasfertigung im Mittelpunkt. Auf ihrem Weg durch die Glasfachschule bestaunten die Gäste, geführt von Wudy, diverse Exponate, die vor Ort gefertigt wurden. Angekommen in der schuleigenen Glashütte demonstrierten die Glasmacher die Herstellung einer Schale in Filigrantechnik. „Wir können das Glas nicht neu erfinden, wohl aber gestalterisch neue Wege gehen“, sagte Hans Wudy abschließend.