Messechefin Elke Harreiß beantwortet die Fragen von GFF FENSTERBAU FRONTALE: Das ist der Stand der Dinge

Hat der Juni-Termin der FENSTERBAU FRONTALE weiter Bestand? Und wie wird die aktuelle Situation das Messegeschäft in Zukunft prägen? Elke Harreiß, Leiterin FENSTERBAU FRONTALE bei NürnbergMesse, gibt im Interview mit GFF umfassend Auskunft.

FENSTERBAU FRONTALE-Leiterin Elke Harreiß beantwortet im Interview mit GFF die drängendsten Fragen. - © NürnbergMesse

GFF: Frau Harreiß, wie geht es Ihnen und Ihren KollegInnen von der NürnbergMesse; wie kommen Sie bisher durch diese Krisensituation rund um die Verbreitung des aktuellen Coronavirus?

Harreiß: Dies sind bewegte Zeiten! Mein Team hat zusammen mit den Ausstellern und Partnern der FENSTERBAU FRONTALE zwei Jahre lang auf die 31. Ausgabe der Messe hier bei uns im Messezentrum Nürnberg hingearbeitet – unsere Vorbereitungen waren abgeschlossen, als wir knapp drei Wochen vor dem Termin entscheiden mussten, die FENSTERBAU FRONTALE im Verbund mit der HOLZ-HANDWERK aufgrund der gestiegenen Verbreitung des Coronavirus zu verschieben. Vorausgegangen waren neben dem engen Austausch insbesondere mit dem Gesundheitsamt zahlreiche Gespräche mit Kunden, die uns signalisiert haben: Eine Verschiebung ist sinnvoll, und die frühzeitige Kommunikation hilfreich, bevor womöglich die Logistikketten speziell aus dem Ausland nicht mehr gestoppt werden können. Für diesen konstruktiven und partnerschaftlichen Austausch und das uns entgegengebrachte Verständnis möchten wir uns herzlich bedanken und unseren Kunden versichern: Als Ihr Partner sind wir auch weiterhin für Sie da, denn nur gemeinsam bewältigen wir diese besondere Situation! 

Die wichtigste Frage als Erstes: Kommuniziert ist ein Messetermin vom 16. bis zum 19. Juni 2020, den allerdings namhafte Branchenunternehmen aus allen Produktsegmenten bereits abgesagt haben: Hat der Termin weiter Bestand, und wie gehen Sie mit den Absagen um?

Klar war von Beginn an: Die FENSTERBAU FRONTALE und HOLZ-HANDWERK 2020 werden nicht in dem Umfang stattfinden können wie zum geplanten Termin im März. Denn nicht ohne Grund ist das Frühjahr seit vielen Jahren der bewährte Termin des Verbunds. Natürlich kann niemand mit letzter Sicherheit voraussagen, wie sich die Situation rund um Corona bis Mitte Juni entwickelt haben wird. Wir sind nach wie vor im kontinuierlichen Austausch mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege ebenso wie mit den zuständigen lokalen Behörden wie Gesundheitsamt und Polizeipräsidium. Die Möglichkeit, dass der Messeverbund auch zum Juni-Termin aus Sicherheits- und/oder Gesundheitsgründen nicht stattfinden kann, besteht natürlich – die jüngsten dynamischen Entwicklungen zeigen, wie schnell sich die Gesamtsituation ändern kann. Unabhängig davon befinden sich unsere Kunden natürlich derzeit noch in der Prüfung des Termins und der Reorganisation ihrer Beteiligung. Dass die FENSTERBAU FRONTALE 2020 in gewohntem Umfang die Plattform für den Geschäftserfolg sein wird, können und wollen wir unseren Kunden aufgrund der Entwicklungen der letzten Wochen seit der Terminbekanntgabe nicht mehr versprechen – zu viele Aussteller haben ihre Teilnahme storniert, als dass wir unserem Anspruch als Weltleitmesse vollumfänglich gerecht werden könnten. Aber auch bei den Ausstellern, die ihre Teilnahme für Juni bestätigt haben, spüren wir Verunsicherung. Um unseren Kunden in dieser Zeit als Partner zur Seite zu stehen, haben wir entschieden, die kostenlose Stornierungsfrist für gebuchte Standflächen bis einschließlich 8. April 2020 zu verlängern. Damit tragen wir auch der Tatsache Rechnung, dass in vielen Unternehmen weltweit aufgrund behördlicher Vorgaben derzeit eine eingeschränkte Betriebstätigkeit herrscht und möchten signalisieren, dass wir um faire Lösungen im Interesse der Unternehmen bemüht sind. 

Die erste Absage für den Originaltermin im März haben Sie Ende Februar kommuniziert. Geschah dies nach einem entsprechenden Veto von behördlicher Seite, oder gab es diesbezüglich auch Signale der Aussteller?

Die Entscheidung zur Verschiebung der FENSTERBAU FRONTALE und HOLZ-HANDWERK 2020 erfolgte unter Berücksichtigung der vom Krisenstab der Bundesregierung beschlossenen Prinzipien zur Risikobewertung von Großveranstaltungen sowie der damals aktuellen Empfehlung der Bayerischen Staatsregierung für internationale Messen. Sowohl der Krisenstab der Bundesregierung als auch der Krisenstab der Bayerischen Staatsregierung hatten den Messeunternehmen eindringlich empfohlen, große, internationale Messen bis auf weiteres abzusagen oder zu verschieben. Der Schutz der Gesundheit und Sicherheit von Ausstellern, Besuchern und Mitarbeitern hat für die NürnbergMesse höchste Priorität. Im Bewusstsein dieser Verantwortung sowie nach sorgfältiger Abwägung und Bewertung der aktuellen Situation, hat sich die Geschäftsführung der NürnbergMesse in Abstimmung mit den Fachbeiräten beider Messen, sowie dem VDMA Holzbearbeitungsmaschinen als Veranstalter der HOLZ-HANDWERK, zu dieser gebotenen Schutzmaßnahme entschieden. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat die behördliche Empfehlung dann auch spezifiziert und mit Allgemeinverfügung vom 11. März 2020 Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern bayernweit untersagt. Unsere Risikoeinschätzung wurde damit letztlich bestätigt.   

Wie haben Sie die Entwicklung seither erlebt, wie ist der (von einigen als früh empfundene) Ausweichtermin 16. bis 19. Juni zustande gekommen?

Der Termin wurde nach zahlreichen Gesprächen mit nationalen und internationalen Kunden sowie den Fachbeiräten gewählt. Bei unserer Entscheidungsfindung zur Neuterminierung der FENSTERBAU FRONTALE und HOLZ-HANDWERK haben wir auch die Aussagen von Virologen berücksichtigt. In Deutschland, so hieß es zum damaligen Zeitpunkt, würde die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus im März steigen, im April ihren Höhepunkt erreichen, und im Mai zurückgegangen sein – die verstärkte UV-Strahlung soll dazu beitragen, Viren an der Verbreitung zu hindern, so dass zu diesem Zeitpunkt eine Rückkehr zur Normalität vorausgesagt wurde. Von der Branche haben wir die klare Botschaft erhalten, dass sowohl ein Herbsttermin 2020 wie auch ein Frühjahrstermin 2021 aufgrund des internationalen Veranstaltungskalenders und der zeitlichen Nähe zu Veranstaltungen wie der glasstec, der BAU und der Ligna nicht sinnvoll sind. Ebenfalls eindeutig abgelehnt wurden aufgrund der Lage der Sommerferien in Deutschland und Zentraleuropa Termine im Juli und August. Beteiligte der HOLZ-HANDWERK haben darüber hinaus signalisiert, dass ein Termin Mitte Juni noch die Möglichkeit bietet, gewonnene Aufträge vor der Sommerpause abzuarbeiten.

Wie erleben Sie derzeit die Bereitschaft zur Solidarität, und wie wird das, was wir jetzt erleben, die Branche und vielleicht auch das Messegeschäft verändern?

Solidarität ist das, was die Menschen in Deutschland, in allen Nationen, in denen sich das Coronavirus derzeit ausbreitet, und auf der ganzen Welt jetzt zeigen müssen: Im Vordergrund muss für jeden einzelnen die Bestrebung stehen, die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen. Im Bewusstsein dieser Verantwortung, die bei uns als Veranstalter liegt, haben wir zum damaligen Zeitpunkt die Entscheidung getroffen, die FENSTERBAU FRONTALE zu verschieben. Selbstverständlich folgen unsere Kunden aktuell entsprechenden hausinternen Vorgaben, wenn sie ihre Messebeteiligungen prüfen – dafür haben wir größtes Verständnis. Die Folgen, die das Coronavirus auf alle Wirtschaftszweige und Branchen weltweit, und damit auch das Messewesen haben werden, sind nicht abzusehen. Unser Anspruch ist und bleibt es, mit unseren Veranstaltungen Plattformen für den Aus- und Aufbau von Geschäftsbeziehungen zu bieten, auch und gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen. Ob 2020 das Jahr dafür sein wird, werden die nächsten Wochen zeigen – wenn nicht, dann umso mehr die Monate und Jahre „nach Corona“, mit der FENSTERBAU FRONTALE als der Weltleitmesse unserer Branche. Wir führen in diesen Tagen sehr viele wertschätzende und sachliche Gespräche mit unseren Kunden und freuen uns über die Versicherung derer, die sich für eine Absage entschieden haben, dass sie an der FENSTERBAU FRONTALE festzuhalten und 2022 wieder teilnehmen möchten. 

Bleibt die FENSTERBAU FRONTALE die Heimat für die Verleihung des Branchenawards Fensterbauer des Jahres, und dürfen wir uns in der Jury weiterhin auf Ihr Mitwirken freuen?

Ich freue mich, dass die FENSTERBAU FRONTALE 2020 erstmals als Austragungsort der Preisverleihung zum Fensterbauer des Jahres gewählt wurde. Mein Amt als Jurymitglied empfinde ich als Bereicherung und Ehre – ich durfte in den Jurysitzungen viele spannende und kreative Innovationen kennenlernen und mit beurteilen, so dass ich verraten kann: Die diesjährigen Preisträger haben die Auszeichnung verdient! Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen sind innovative und mutige Ideen wichtig für den Geschäftserfolg. Schon heute bin ich gespannt auf die Entwicklungen und Einreichungen für kommende Ausgaben, deshalb lautet die Antwort ganz klar: Ja, ich bleibe sehr gerne an Bord!