Referenz GS Nymphenburg München Fassadenplanung – vom Entwurf bis zur Genehmigung

Bis Sommer 2012 entsteht im Münchner Stadtteil Nymphenburg unweit des gleichnamigen Schlosses der von der Stadt beauftragte Neubau einer fünfzügigen Grundschule mit achtgruppigem Tagesheim und viergruppiger Mittagsbetreuung. Die Fassadenplanung des Büros Köhler Architekten + beratende Ingenieure GmbH entspricht den komplexen Anforderungen an Schallschutz, Lüftung, Lichteintrag.

Das Bild zeigt die Außenansicht der Fassade an einer Grundschule im Münchner Stadtteil Nymphenburg. - © Köhler Architekten + beratende Ingenieure GmbH
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Das Büro Köhler Architekten + beratende Ingenieure in Gauting hat sich im süddeutschen Raum mit planerischen Umsetzungen öffentlicher Bauvorhaben und insbesondere von Schulhausneubauten einen Namen gemacht. Im konkreten Fall ging es um die Grundschule mit Tagesheim im Münchner Stadtteil Nymphenburg-Süd.

Das Bild zeigt das eigens für die vorliegenden Schallschutz- und Lüftungsanforderungen konzipierte Musterelement. - © Köhler Architekten + beratende Ingenieure GmbH

Köhler Architekten hatten bereits 2008 den entsprechenden Wettbewerb für sich entschieden. Die Kommune erteilte den Auftrag für die Grundschule, die in 20 Klassen 650 Schülern Platz und ein leistungsförderndes Umfeld bieten sollte. Im nächsten Schritt ging es darum, den siegreichen Vorentwurf in enger Absprache mit Sachaufwandsträger, Oberster Baubehörde und dem späteren Nutzer hin zu einem genehmigungsfähigen Entwurf im Sinne der kommunalen Vorgaben weiterzuentwickeln. Günther Baumann, der an der FH und TU in München Architektur studierte, ist seit mehr als sieben Jahren im Gautinger Büro überwiegend in der Fassadenplanung und -ausschreibung tätig. Mit dem städtischen Hochbaureferat wurden zahlreiche Gespräche über Form und Aufteilung der geplanten Anlage geführt.

Dabei kristallisierten sich schnell wesentliche Anforderungen des Bauherrn heraus, die wie im Fall der Lärmschutzvorgabe mit einem Maximalwert von 50 Dezibel bei geöffnetem Fenster in kausalem Zusammenhang mit der geografischen Lage der zu planenden Schule unweit der ICE-Strecke München-Augsburg und der entsprechenden Gleisanlagen der DB standen. Dies stellte in der Realisierung umso höhere Ansprüche an die planenden Architekten, als gleichzeitig die natürliche Belüftung während der Unterrichtszeiten durch moderne Fassadentechnik gewährleistet sein sollte. "Schnell wurde klar", erinnert sich Baumann im Gespräch mit der GFF, "dass trotz der geplanten, sieben Meter hohen, Schallschutzwand der vorgegebene Wert nicht zu erreichen sein würde."

Architekt Günther Baumann ist seit sieben Jahren für das Gautinger Büro Köhler Architekten + beratende Ingenieure tätig. - © Kober

Das mit der bauphysikalischen Expertise projektbegleitende Ingenieurbüro Müller BBM hatte stattdessen im OG einen zu erwartenden Lärmpegel von 64 Dezibel errechnet. Klar war ferner: Die zu findende Lösung musste sich technisch in die geplante Holz/Aluminium-Fassade in Pfosten-Riegel-Bauweise integrieren lassen. Schließlich entwickelte Köhler Architekten + beratende Ingenieure in Zusammenarbeit mit Müller BBM ein Kastenelement, das die Aufgabe hatte als schalldämmende Dauerlüftungseinrichtung zu wirken. Mit dem Prototypen wurde der Fachbetrieb Walter Lang GmbH & Co. KG in Eppingen beauftragt, das Glas lieferte Arnold Fürstenfeldbruck. Doch würde ausgerechnet ein Blockelement die komplexen Anforderungen an Schallschutz und Frischlufteintrag erfüllen?

Der Aufbau von innen nach außen: Es handelte sich um einen schweren Holzlüftungsflügel mit Doppelfalzdichtung. Das Schallschutzdämpfungselement mit gekantetem Blech wies einen Lochanteil von 50 Prozent auf. Dahinter liegend befand sich eine Wärmedämmung aus Neopor mit Akustikeigenschaften und einer innenseitig vorgehängten Pinta-Acoustic-Phonstop-Platte, außenseitig war eine farbige HPL-Platte (Fundermax) vorgesetzt.

Im Aufbau handelt es sich um einen schweren Holzlüftungsflügel mit Doppelfalzdichtung. - © Köhler Architekten + beratende Ingenieure GmbH

Baumann hatte zuzüglich zu dem hoch dämmenden Material (Neopor) Schallschutz-Vorsatzelemente aus Bläton ausgeschrieben. Die Ergebnisse des von allen Beteiligten mit Hochspannung erwarteten Testversuchs bei den Bauphysikern von BBM übertrafen die Erwartungen – und die geforderten Schalldämmwerte. Die messtechnische Überprüfung in einem neutralen Labor nach DIN EN ISO 140-3 sollte dies später bestätigen. Dazu kamen im Plan Lüftungsschlitze im Fensterbrett, die für die Zirkulation der Heizungsluft sorgen sollten. Fazit: Hoch dichte Dreifach-ISO-Elemente mit großzügigem Glasanteil und eine innovative Kastenfensterkonstruktion stellten am Ende sicher, dass die ganz verschiedenen Vorgaben an Schallschutz, Tageslichteintrag und Lüftung unter einen Hut bzw. eine Fassade gebracht werden konnten.