Deutsche Glaskunst in Amerika Ein Wasserfall auf Glas

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Gestalten mit Glas

Glaskünstler Guy Kemper holte sich für ein Projekt in einem Krebskrankenhaus in Louisville, Kentucky, Support aus Deutschland. Die Derix Glasstudios unterstützen ihn beim Kunstwerkaus Glas.

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    © Guy Kemper, James Steinkamp
    Die Fenster des Wartezimmers eines Krebskrankenhauses in den USA erinnern an Wasser.
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    © Guy Kemper, James Steinkamp
    Neben den künstlerisch gestalteten Fenstern bewundern Wartende eines Krankenhauses in den USA das durch eine Prismenbordüre ausgelöste Lichtspiel an der Decke.

Wer sich einen Wartebereich in einem Krankenhaus vorstellt, denkt zunächst vielleicht an einen tristen, grauen Raum voller Stühle. Anders sieht es im Krebskrankenhaus Norton Cancer Center Institute Brownsboro in Louisville, Kentucky, in den USA aus. Wartende sitzen dort in einem Zimmer mit künstlerisch gestalteten Fenstern, die ein Lichtspiel in Regenbogenfarben an die Decke werfen. Die Farben und teilweise wellenartigen Formen erinnern an Wasser. Insbesondere die Farbe Blau mit ihrer beruhigenden Wirkung steht im Vordergrund.

Wasserfälle als Inspiration

Das Kunstwerk auf Glas mit dem Titel Falls of the Ohio (deutsch: Wasserfälle des Ohio) stammt von Guy Kemper. Der US-amerikanische Glaskünstler arbeitet viel mit Licht und Farbe. Er übersetzt seine Bilder in Glas, Mosaik, Skulptur und Terrazzo. Insbesondere wenn er mit Glas arbeitet, setzt er nicht selten auf Unterstützung aus Deutschland, genauer aus dem hessischen Taunusstein. Mehr als 60 Projekte entstanden in Zusammenarbeit mit den dort ansässigen Derix Glasstudios.

Bei seiner Arbeit ließ Kemper sich von der Umgebung des Krankenhauses inspirieren. Für den Künstler sind die Wasserfälle des Ohio ein beeindruckender, mächtiger Ort. Wenn Boote früher Lasten auf dem Fluss transportierten, mussten sie vor den Wasserfällen anlegen, ihre Ware abladen und das Boot über die Wasserfälle treiben lassen, um unten das Boot erneut zu beladen. Das ist der Grund, warum die Stadt Louisville dort entstand. Die Wasserfälle geben Kemper nach eigenen Angaben das Gefühl, klein zu sein, als gäbe es etwas Größeres und geheimnisvoll Schönes jenseits von sich selbst. Das Kunstwerk sei ein Versuch, diese Kraft des Spritzens von Wasser und Licht zu vermitteln, die Umgebung mit ständig wechselnden Regenbögen zu überschütten, Kraft und Lichtblicke zu erzeugen.

Fertigung in Deutschland

Für eben jenes Werk holte sich Kemper erneut Unterstützung von Derix. Die gesamte Installation besteht aus 13 Scheiben mit Abmessungen von jeweils zirka 66 mal 230 Zentimeter.

„Wir arbeiten ja mit Künstlern aus aller Welt zusammen, die für die Umsetzung ihrer Kunstwerke zu uns kommen. Manche legen aktiv Hand an und bleiben mehrere Wochen, andere nur einige Tage.“

„Wir haben mit einem Team von zwei Leuten drei Wochen an dem Projekt gearbeitet“, sagt Anna Rothfuss, verantwortlich für die Projektentwicklung und -betreuung bei Derix. Als Leinwand dienten Floatglasscheiben, die das Team in Deutschland bearbeitete. „Wir arbeiten ja mit Künstlern aus aller Welt zusammen, die für die Umsetzung ihrer Kunstwerke nach Taunusstein kommen. Manche legen aktiv Hand an und bleiben mehrere Wochen, andere nur einige Tage“, sagt Rothfuss. „Kemper war ebenfalls hier bei uns in Deutschland. Er war zwar nicht über den gesamten Zeitraum vor Ort, hat aber wichtige Teile der Produktion begleitet.“ Als das Team die Arbeiten fertiggestellte, schickte Derix das Kunstwerk per Luftfracht nach Louisville, wo der Künstler selbst die Montage beaufsichtigte.

Enge Zusammenarbeit

Während Kemper zu Beginn des Projekts vor Ort die Räume alleine sichtete und sich über sein Kunstwerk Gedanken machte, holte er sich bereits in dieser frühen Phase Rat aus Deutschland. „Wir haben eng zusammengearbeitet, um Kempers Vision zu realisieren“, berichtet Rothfuss.

„Die größte Herausforderung bei diesem Projekt bestand für uns darin, einen Weißton zu finden, der auf dem Glas auch wirklich weiß aussieht.“

„Die größte Herausforderung bei diesem Projekt bestand für uns darin, einen Weißton zu finden, der auf dem Glas auch wirklich weiß aussieht“, sagt die Mitarbeiterin von Derix. In der gegebenen Situation habe das Team nach einer Lösung gesucht, damit die Farbe insbesondere im Durchlicht nicht grau erscheint. „Wir haben das durch eine Kombination unterschiedlicher Verfahren, unter anderem mit dem Aufbringen von Emaillefarbe und Sandstrahlung, erreicht“, sagt Rothfuss.

Deutsche Handarbeit

Sorgfalt und Handarbeit stecken in dem Glaskunstwerk in Louisville. Das Derix-Team bemalte die Scheiben aufwändig und in mehreren Schichten mit Glasschmelzfarben. Es arbeitete händisch mit dem Pinsel und teils im Airbrushverfahren, um Kempers Vision auf Glas zu bannen.

„Die Prismen sind die Besonderheit an diesem Werk. Sie erzeugen ­wundervolle Lichtspiele.“

Im Anschluss rüsteten die Mitarbeiter die Scheiben sicherheitstechnisch aus. „Viele Menschen wissen nicht, dass das auch bei einem Glaskunstwerk geht“, sagt Rothfuss. Abschließend wurden die Scheiben partiell sandgestrahlt.

Ein besonderes Highlight ist die Prismenbordüre, die sich im oberen Viertel der Gläser befindet. Sie ist auf dem Glas als dreieckig abstehende Leiste erkennbar. Mit einem hohen Maß an Sorgfalt klebte das Derix-Team die Bordüre an der Vorderseite auf. Durch sie gelangt Licht in Regenbogenfarben in den Raum, das sich an der Decke abzeichnet. „Die Prismen sind eine Besonderheit. Sie erzeugen wunderbare Lichtspiele.“