Umbau und Sanierung des Nürnberger Sebastianspitals Die Architektur gibt den Ton an

Die Umwidmung des Nürnberger Sebastianspitals zur Musikhochschule ist ein Beispiel dafür, wie sich ein historisches Gebäude durch wenige, geschickte Eingriffe umnutzen lässt – ohne an architektonischer Qualität einzubüßen.

  • Bild 1 von 2
    © Andrew Phelps, Salzburg / Jansen AG
    Die Architekten haben den Haupteingang der Hochschule für Musik Nürnberg von der beengten Veilhofstraße auf den ein Geschoss tiefer liegenden Vorplatz verlegt.
  • Bild 2 von 2
    © Andrew Phelps, Salzburg / Jansen AG
    Für den neuen Haupteingang öffnen vier großformatige Portale die Fassade zu einem einladenden Entrée.

Das Sebastianspital wurde zwischen 1910 und 1914 nach den Plänen des Nürnberger Stadtbaumeisters Heinrich Wallraff im Stil der Neorenaissance erbaut. Seit 2008 war Deutschlands jüngste Musikhochschule, die Hochschule für Musik Nürnberg, hier provisorisch untergebracht. Erst mit der nunmehr erfolgten Sanierung, Umnutzung und Erweiterung ist jene inspirierende Ausbildungsstätte für junge Musiker entstanden, die dem Gebäude selbst eine neue Ära erschliesst.

Neuer architektonischer Auftritt

Der Anspruch, dem Bau einen neuen architektonischen Auftritt zu geben und gleichzeitig die Erinnerung an seine Geschichte zu bewahren, war die gestalterische Herausforderung, der sich die Architekten des Münchner Büros Robert Rechenauer stellten.

Das Spital ist Bestandteil der verdichteten Vorstadt Wöhrd. Von der Stadt her kommend, sind kaum Eingriffe erkennbar, das historische Eingangsportal an der Veilhofstraße blieb nahezu unverändert erhalten. Die einst freie Wiese zum Wöhrder See hin war in den 60er-Jahren in eine parkartige Anlage verwandelt worden. So lag es nahe, den Haupteingang von der beengten Veilhofstraße auf den ein Geschoss tiefer liegenden Vorplatz zu verlegen. Schon von außen sieht man die transparente Raumsequenz, die den Besucher in das Herz der Musikhochschule zieht, hin zum großen Orchestersaal, den die Architekten in den Innenhof eingeschoben haben. Dafür wurde die zuvor geschlossene Fassade mit vier großformatigen, verglasten Portalen zu einem einladenden Entrée geöffnet und die Geschossdecke zwischen UG und EG entfernt, so dass ein lichtes, zweigeschossiges Foyer entstand. Es verbindet die Ebene des ehemaligen Haupteingangs mit dem eine Ebene tiefer liegenden neuen Haupteingang.

Nachbildung von 600 Original-Holzfenstern

Während der frühere Haupteingang und die mehr als 600 Holzfenster der Außenfassaden gemäß aktuellen Baustandards aufwändig nachgebildet wurden, sind alle neu angelegten Portale, Fenster und Fenstertüren in Stahl ausgeführt. „Überall dort, wo eine Neuinterpretation stattgefunden hat, haben wir uns ganz bewusst für ein neues, modernes Profil entschieden“, erläutert Robert Rechenauer. „Durch die Materialwahl wollen wir die Bereiche, in denen sich eine Transformation vollzogen hat, explizit kenntlich machen.“ Die Anfertigung der neuen Eingangsportale aus dem Stahlprofilsystem Janisol HI oblag Jaeger Glas- und Metallbau, Zwenkau. Der Metallbauer hatte zuvor das Aufmaß per Laserscan beauftragt. Diese Methode sei nicht nur äußerst präzise, sondern lasse sich schnell realisieren. Zudem konnten die ermittelten Maße als DWG-Dateien in die Datenverarbeitung des Metallbauers übernommen werden. Das Biegen der oberen Abschlüsse erfolgte übrigens im Werk des Herstellers, der Schweizer Jansen AG.