Handwerker mit Leidenschaft und Können schaffen Kunstwerke Der Joker hat immer ein Ass im Ärmel

Rückschläge, Anspannung, Fingerspitzengefühl, Handwerkskunst, Erfolge, Erleichterung und ein glückliches Ende: GFF stellt einen besonderen jungen Mann des Meister-Vollzeitkurses 2017/18 an der GFF-Fachschule vor und erzählt die Geschichte seines Meisterstücks.

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    Der Joker aus dem Actionfilm Suicide Squad lacht aus der Bleiverglasung von Marc Döhmann – die Karten an den Seiten hatte der Handwerker sandgestrahlt.
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    Fingerspitzengefühl zeigte der Glaser und Fensterbauer beim Verlöten der Bleistege.

Langsam, fast bedächtig drückt ein junger Mann (31) mit seiner linken Hand das Lötzinn auf das nur viereinhalb Millimeter breite Bleiprofil, dass er vorher mit Lötöl eingepinselt hat. Mit der Rechten greift er den Lötkolben. Ein Gedanke schießt ihm durch den Kopf: „Hoffentlich springt durch die Hitze jetzt keine Glasscheibe.“ Einmal kurz durchatmen, dann taucht er den Kolben in das flüssige Blei. Dampf steigt silberig schimmernd in die Luft. Ein ängstlicher Blick prüft die gelötete Stelle. Entwarnung. Das ist gutgegangen, kein Sprung in den mundgeblasenen Echtantikgläsern. Mit grün flimmernden Haaren starren die orange leuchtenden Augen aus dem weißen Gesicht des Jokers.

Handarbeit ist entscheidend

Dieses Auge für die Figur aus dem Actionfilm Suicide Squad hatte Meisteranwärter Marc Döhmann aus einem Stück des Antikglases der Glashütte Lamberts ausgeschnitten und als letzten Handgriff der Bleiverglasung mit einem Spezialkleber befestigt. Mit insgesamt 94 Teilen hatte sich der Handwerker einen hohen Schwierigkeitsgrad für sein Meisterstück gewählt. „Mir war ein handwerklich geprägtes Meisterstück wichtig. Die Arbeit mit den Händen ohne großen Maschinenpark sollte den Schwerpunkt bilden“, beschreibt er seine Motivation. Von Anfang an gefiel ihm die Bleiverglasung im Unterricht von Gabi Körner an der Fachschule des Fachverbands Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg (GFF BW). Deshalb lag es nahe, diese Technik in die praktische Abschlussprüfung einzubinden.

In Szene gesetzt

Als Grundstein für sein Projekt wählte Döhmann einen zirka zwei Meter langen und einen Meter breiten Wohnzimmertisch aus Massivholz im historischen Stil, den er von einem Privatmann aus Stuttgart kaufte und mit seinem Vater ins zwei Autostunden entfernte Lauterecken bei Kaiserslautern transportierte. Auf dem Dachboden seiner Mietwohnung richtete er eine provisorische Werkstatt ein und rückte einem Bein des Tisches per Stemmeisen und Hammer zu Leibe: Raum für den Kabelkanal der LED-Beleuchtung aushöhlen; Kabel verlegen; die Stelle im Tischbein zuspachteln, abschleifen und lackieren. Selbst Hand legte der junge Handwerker an die Elektroinstallation, für die ein Freund das passende Profi-Kabel besorgte. Er entschied sich für vier neutralweiße LED-Leuchtröhren, um die tollen Farben der Antikgläser hervorzuheben. Um sie nicht zu überstrahlen und die Lichtbrechung zu optimieren, verbaute er unter der Bleiverglasung eine Streuscheibe und überzog die Holzplatte unter den Röhren mit einer Spiegelfolie.

Weg mit Hindernissen

Mit der rechten Hand trägt der Handwerker einige Tropfen Öl auf eine Glasscheibe, schüttet eine feine Mischung aus Farbpigmenten, Glasmehl und Eisenoxid dazu; einige Spritzer Wasser dazu und mit einer Spachtel mischen, bis die Zutaten im gewünschten Farbton leuchten. Jetzt schnell arbeiten, bevor die Farbe trocknet. Döhmann taucht den Pinsel in die schwarze Masse, setzt ihn auf der zugeschnittenen Glasscheibe an und zieht Linien; die Nase des Jokers zeichnet sich auf dem Werkstück ab. Nach dem Zuschnitt und dem Bemalen setzte der Meisterschüler die Gläser mithilfe von Schablonen zusammen und verbleite sie. Dabei merkte er, dass einige Schablonen nicht passten. Also ging er auf Fehlersuche und merkte, dass einige Bleistege abweichende Dicken hatten – nachzuschleifen in einer Nachtschicht, lautete die Lösung. Seine Freundin Monique stand ihm bei diesen und weiteren stressigen Situationen mit Rat zur Seite: „Sie hat mich unterstützt und mir Tipps gegeben, wie ich die Probleme lösen könnte. Das hat mir gerade in kritischen Momenten geholfen.“

Sich selbst belohnt

Nach acht Tagen Arbeit und einigen Überstunden zog der fertige Tisch mit dem Porträt des Jokers als bleiverglaste Tischplatte in der GFF-Fachschule Prüfer und die Kollegen in seinen Bann. Am Ende des Prüfungstags hatte Döhmann sich seinen Meistertitel verdient. Alle Anstrengungen, Detailarbeiten, stressigen und schönen Momente haben sich ausgezahlt: Meister im Glaserhandwerk in der Fachrichtung Fensterbau und eine passende Stelle bei IGM Fenster und Fassaden. Finanziell unterstützte ihn die Werner-Stober-Stiftung mit einem Stipendium.