Konjunkturelle Entwicklung Bauwirtschaft auch von Corona betroffen

Obwohl die Bauwirtschaft nach wie vor eine Stütze der Gesamtwirtschaft ist, konnte sie sich nicht ganz vom Corona-bedingten Abschwung freimachen: Der Auftragseingang ging im 2. Quartal 2020 um nominal 1,2 Prozent (real: -3,9 Prozent) zurück, im besonders betroffenen Nichtwohnbau sogar um 18 Prozent.

Den Nichtwohnbau wird die Corona-Krise am stärksten treffen. Sie ist besonders von Stornierungen und Nachfrageschwäche betroffen. - © Friedrichs

Die Baubetriebe profitieren aber (noch) von einem vergleichsweise hohen Auftragsbestand: Die Umsätze lagen im 2. Quartal nominal um 5,2 Prozent über dem hohen Vorjahresniveau (real: +2,2 Prozent). Da der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) für das zweite Halbjahr aufgrund der Nachfrageschwäche und vereinzelter Auftragsstornierungen eine verhaltene Umsatzentwicklung erwartet, geht er für das Gesamtjahr von einer nominalen Umsatzstagnation auf dem Vorjahresniveau aus (real: -3,0 Prozent).

Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe hat sich – nach einem starken Einbruch im April – zwar wieder verbessert, im Juli 2020 erwarteten von den von ifo befragten Bauunternehmen aber deutlich mehr (31 Prozent) eine Verschlechterung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monate als eine Verbesserung (7 Prozent).

Wohnungsbau kommt am besten durch die Krise

Der Wohnungsbau ist vom Corona-bedingten Nachfragerückgang und Auftragsstornierungen laut ifo zwar am wenigsten betroffen, unverschont ist er aber nicht geblieben: Der Auftragseingang war – nach einem sehr guten 1. Quartal – im 2. Quartal rückläufig. Für das gesamte 1. Halbjahr ergibt sich aber noch ein Orderplus. Hinzu kommt, dass die Branche auch von einem deutlichen Anstieg bei den Neubaugenehmigungen und vom Überhang von mehr als einer halben Million genehmigter, aber nicht fertiggestellter Wohnungen profitiert. Für 2020 geht der HDB – Corona-bedingt – allerdings nur von 280.000 fertiggestellten Wohnungen aus – nach 293.000 in 2019. Er erwartet, dass die nominalen Wohnungsbauumsätze im Bauhauptgewerbe 2020 um 2,5 Prozent steigen werden. Damit wird der Wohnungsbau am besten durch die Krise kommen.

Nichtwohnbau von Stornierungen und Nachfrageschwäche betroffen

Den Nichtwohnbau wird die Corona-Krise am stärksten treffen. Die Bausparte ist zwar sehr gut in das Jahr 2020 gestartet, Umfrageergebnisse des ifo Instituts deuten aber darauf hin, dass diese Sparte besonders von Stornierungen und Nachfrageschwäche betroffen ist. Von dieser Entwicklung ist nicht nur der Nichtwohnbau (in dem mittlerweile die Dienstleister als Auftraggeber dominieren), sondern auch der Tiefbau, mit der Bahn als größtem Auftraggeber, betroffen, was sich auch schon im Auftragseingang bemerkbar macht: Er gab im 2. Quartal um 11,4 Prozent, im Nichtwohnbau sogar um 18 Prozent nach. Somit ist der Einbruch des Bruttoinlandsprodukts schon auf den Wirtschaftsbau durchgeschlagen. Der Hauptverband der HDB erwartet für 2020 ein nominales Umsatzminus von 3,0 Prozent.

Öffentlicher Bau: Investitionsbremse bisher ausgeblieben

Die vom HDB erwartete – Corona-bedingte – Investitionsbremse der öffentlichen Auftraggeber ist (zumindest flächendeckend) ausgeblieben, Umsätze und Auftragseingänge waren im 2. Quartalpositiv. Das hohe Orderplus ist aber ausschließlich auf ein Großprojekt im Straßenbau zurückzuführen. Ohne dies läge der Auftragseingang im 1. Halbjahr deutlich unter dem Vorjahresniveau. Der HDB vermutet, dass die insgesamt zu beobachtende Investitionszurückhaltung im Straßenbau auf organisatorische Probleme im Zuge des Übergangs auf die Autobahn GmbH zurückzuführen ist. Im Mai hat der HDB – aufgrund der zu erwartenden Gewerbesteuereinbrüche – noch eine nominale Umsatzstagnation für 2020 prognostiziert. Aufgrund des Ausgleichs durch Bund und Länder im Rahmen des Konjunkturpakets erscheint nun ein leichtes Plus möglich.