An der Schwelle zum Glück

Reinhold Kober, Chefredakteur GFF - © Foto:privat

Für mich eher überraschend ist die Nullschwelle plötzlich wieder in aller Munde bzw. scheint gar ins Gerede zu kommen. Während Generalisten wie Wertwin – als Bauunternehmen mit Fensterbau-Expertise aus eigener, in Jahrzehnten erworbener Erfahrung – beklagen, es gebe bis heute wenig wirklich zu Ende gedachte Lösungen, die den Komfortanspruch konsequent erfüllen, kommt Ende 2018 plötzlich das ift mit einem Forschungsvorhaben um die Ecke, dessen Ergebnisse den Schluss nahelegen, dass die Nullschwelle alles andere als unverzichtbar ist. Wahrscheinlich hätte ich die beiden Argumentationsstränge gar nicht zusammengebracht, hätten nicht schon vor Jahren die Alumat-Verantwortlichen im Redaktionsgespräch bei GFF zwar zwischen den Zeilen, aber gleichwohl unmissverständlich den Anschein erweckt, eine konsequente Umsetzung der DIN 18040-2 falle vielfach dem Lobbydruck derer zum Opfer, die – anders natürlich als Alumat mit der Magnet-Doppeldichtung – keine Lösung im Portfolio vorrätig haben. Nun bin ich weit entfernt von Verschwörungstheorien und behaupteter Einflussnahme, habe aber rein fachlich einige Fragen, die aus meiner Sicht im Moment noch nicht abschließend geklärt sein können, schon weil bei Redaktionsschluss die angekündigte Prüfvorgabe noch nicht einsehbar war – gespannt wäre ich zudem auf den avisierten ift-Hinweis zur Anpassung des Normungstextes: Offenbar ist null Zentimeter nicht mehr in allen Fällen erforderlich. Was aber ist mit gehbeeinträchtigten Menschen, die nicht im Rollstuhl sitzen oder sich eines Rollators bedienen – was bringt denen der Paradigmenwechsel hin zur Überrollbarkeit als selig machendem Kriterium? Schließlich stolperten Branchenbesucher noch vor Kurzem selbst am ift im Alterssimulationsanzug durch die Gegend, um die Vorzüge des Universal Design am eigenen Leib zu erfahren. Irgendwie scheint das alles in der Prioliste einen Abstieg erlebt zu haben. Die Fragen müssen wir schon stellen, immerhin nimmt der demografische Druck zu und nicht ab. Dass ausgerechnet in einer Situation, in der nach meinem Dafürhalten immer mehr Firmen mit glaubwürdigen technischen Ansätzen auf den Markt kommen – genannt sei stellvertretend der Schweizer Anbieter Planet, der ganz offenbar namhafte Profilgeber überzeugte – die Fensterbranche nun mal schnell en passant signifikant die Anforderungen nach unten korrigiert, erinnert an manches Normungsstückerl der jüngeren Vergangenheit, diesmal unter umgekehrten Vorzeichen. Ich bin gespannt, irgendwie dünkt mich, dass zum Umgang mit der Thematik das letzte Wort noch nicht gesprochen sein könnte. Ich für meinen Teil schließe mich Stefan Taig an, der in GFF sagte: „Eine Nullschwellen-Lösung ist möglich und für ausnahmslos alle Personengruppen am komfortabelsten.“

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Ihr

Reinhold Kober