Aussichtssteg mit begehbarem Glasboden 5,2 Zentimeter zwischen Leben und Tod

Vom Sonnenstein in Nordthüringen bietet sich eine wunderschöne Aussicht auf den Harz, die Goldene Mark oder das Kyffhäusergebirge. Für ein atemberaubendes Erlebnis sorgt der Skywalk: Der Steg aus Glas eröffnet Besuchern ein spektakuläres Panorama.

Freier Ausblick in alle Richtungen: Ein 5,2 Zentimeter dicker Glasboden mit vierlagigem VSG-Aufbau charakterisiert den technischen Aufbau des Skywalk auf dem Sonnenstein. - © fotografie-grimm-leinefelde/Saint-Gobain Deutsche Glas GmbH

Nach den Plänen des Thüringer Architekturbüros Stadermann ist über der zirka 100 Meter hohen, fast senkrechten Felsfront am Westrand des Berges ein 13,4 Tonnen schwerer, 14 Meter langer und  2,8 Meter breiter, frei auskragender Aussichtssteg aus Beton, Stahl und vor allem aus viel Glas entstanden. Ein massives, fest im Gelände verankertes Gegengewicht aus Beton sichert den Skywalk an der Bergseite und vermittelt Besuchern zunächst ein Gefühl, festen Boden unter den Füßen zu haben. Zum Ende des Stegs hin verjüngen sich die seitlichen Brüstungen indes, der Boden wirkt immer transparenter. Der Blick öffnet sich zunehmend in alle Richtungen – auch nach unten.

Das Glas, welches für die begehbare Fläche zum Einsatz kommt, musste besonderen Ansprüchen genügen: Faktoren wie Regen, Wind oder Schnee sowie das Gewicht der Besucher, die zuvor im freien Gelände unterwegs waren und die Fläche nicht immer mit sauberen Schuhen betreten, galt es, zu berücksichtigen. Hinter der technisch anspruchsvollen Lösung für den 5,2 Zentimeter dicken Glasboden steckt das Know-How von Glaskontor Erfurt, einem Standort der Unternehmensgruppe Saint-Gobain Glassolutions.

Bruchsicherer Vierfach-Aufbau

Zur Anwendung kam das begehbare Verbundsicherheitsglas (VSG) Lite-Floor, das für Fußböden und Treppenstufen im Innenraum entwickelt wurde und normalerweise einen dreischichtigen Aufbau aufweist. Aufgrund des besonderen Einsatzzwecks beim Skywalk entwickelte der Glasverarbeiter einen speziellen vierlagigen VSG-Aufbau. Trotz des zusätzlichen Gewichts der vierten Glasschicht, die als Schutzglas fungiert, bleiben dem Unternehmen zufolge die Tragkrafteigenschaften des Glases vollständig erhalten. Die dem Steg vorgeschaltete Sauberlaufzone dient dazu, dass die Besucher den Glasboden nur mit weitgehend sauberen Schuhen betreten, um ein Verkratzen der Gläser zu verhindern. Die Sauberlaufzone besteht aus einem Gitterrost und einer grob strukturierten, durchlässigen Matte. Damit der Steg auch bei Feuchtigkeit gefahrfrei begehbar ist, ist der Glasboden mit einem siebgedruckten Raster zur Rutschhemmung versehen. Gelagert ist das Glas in einer Stahlkonstruktion auf speziellen Silikonprofilen. Auch die einzelnen Scheiben sind über Silikonfugen miteinander verbunden, so dass sich geringfügige Bewegungen des Stegs gut abfangen lassen. Die Neigung der gesamten Konstruktion und unsichtbar eingebrachte Ablaufprofile gewährleisten die Entwässerung bei Regen. Da der Aufbau des gläsernen Stegs ein hohes Maß an Detailgenauigkeit erforderte, wurde er nicht vor Ort montiert, sondern bereits vorgefertigt angeliefert.