Elektrischer Strom als Jalousie Schöner die Scheiben nie dimmen

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Intensiv gedimmt, lässt sich mit einem schaltbaren Sonnenschutzglas der Klimatisierungsbedarf im Sommer senken; im Winter reduzieren Scheiben mit guten U-Werten Heizwärmeverluste. GFF zeigt, wie schaltbare Produkte funktionieren, was sie kosten und wie die Montage richtig abläuft.

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    Wer Fenster mit dimmbarem Sonnenschutzglas wie EControl ausstattet, kann im Sommer auf eine äußere Verschattung verzichten.
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    Komfort im Fabrikationsgebäude: Vetrotech Saint-Gobain mit Sitz in der Schweiz hat seine Räumlichkeiten mit SageGlass ausgestattet.

„Die Glasbranche überlässt die Verschattung bislang fast gänzlich einer anderen Herstellerbranche“, betont Manfred Dittmar, Vertriebsleiter bei EControl-Glas. Dabei seien dimmbare Verglasungen in der Lage, die mechanische Verschattung zu ersetzen, so dass sich für Glaser und Fensterbauer neue Geschäftsfelder ergeben. Mit veränderbaren TL- und g-Werten passen sich Scheiben intelligent an die Tages- und Jahreszeit an. Außer EControl-Glas gibt es mit der Saint-Gobain-Tochter Sage Electrochromics im europäischen Raum einen weiteren namhaften Anbieter von schaltbaren Sonnenschutzgläsern. Den Verglasungen zugrunde liegt jeweils das Prinzip der Elektrochromie.

Stufenlos dimmen

Bei EControl findet dieser Prozess innerhalb einer Verbundglasscheibe statt. Eine nanostrukturierte Beschichtung wird durch Anlegen einer geringen elektrischen Spannung (maximal fünf Volt) blau eingefärbt und reduziert so die Transmission des Sonnenlichts. Nach dem Zusammenbau zum Isolierglas reflektiert die Low-E-Beschichtung der Gegenscheibe die langwellige Wärmestrahlung. „Insgesamt werden zirka 90 Prozent der solaren Energieeinträge nach außen reflektiert“, erläutert Dittmar. Ein Vorteil der modularen Bauweise: Es lassen sich unterschiedliche Aufbauten wie Zweifach- oder Dreifach-Iso realisieren, z.B. mit VSG inklusive Absturzsicherung. Die Scheibengrößen – zahlreiche Modellformen sind  lieferbar – reichen bis zu 135 mal 330 Zentimeter. Wie Dittmar darüber hinaus betont, lasse sich EControl (auch in Verbindung mit einer automatischen Steuerung wie einem Lichtsensor) stufenlos dimmen, während Konkurrenzprodukte feste Stufen anfahren müssten. Je nach Isolierglastyp und Aufbau sind zwischen neun und 55 Prozent Lichttransmission realisierbar. Der g-Wert lässt sich bei dem Zweifach-Isolierglas EControl 55/12 (Ug = 1,1 W/m2K) zwischen zwölf und 40 Prozent individuell einstellen. Als Dreifach-Isolierglas ausgeführt, weist das Produkt auf der höchsten Dimmstufe einen g-Wert von bis zu neun Prozent auf. Der Prozess der Transmissionsänderung von der hellsten bis zur intensivsten Einfärbung dauere zirka 20 Minuten. Ein Manko bleibt der Preis. Die Kosten gibt Dittmar mit dem Doppelten einer herkömmlichen Sonnenschutzverglasung inklusive einer außen liegenden Verschattung an. „Das Ziel ist es, in drei bis vier Jahren einen äquivalenten Preis anzubieten.“ Relativiert werde der Preis aber durch Wartungskosten für außen liegende Sonnenschutz-Lösungen. Die Lebensdauer des Glases beträgt laut Dittmar 20 bis 25 Jahre.

Ein Prozent Transmission möglich

SageGlass, das elektrochrome Glas von Saint-Gobain, besteht aus fünf Keramiklagen, die sich geschützt vom Glasaufbau an der Innenseite der Scheibe befinden. „Die SageGlass-Beschichtung ist besonders widerstandsfähig“, hebt Thomas Meissner, Architectural Project Manager für SageGlass bei Vetrotech Saint-Gobain, hervor. Bei Langzeittests  habe SageGlass die vorgegebene Norm von 50.000 Schaltungen um das Doppelte übertroffen, ohne eine Verschlechterung bei klarem und getöntem Zustand. „Diese Zahl ist gleichbedeutend mit neun Schaltungen pro Tag für 30 Jahre“, rechnet Meissner vor. Bei der Ausführung als Zweifach-Isolierglas (Ug = 1,1 W/m2K) lässt sich die Lichttransmission auf weniger als ein Prozent senken. Auf der anderen Seite der Skala bietet SageGlass 61 Prozent Lichtdurchlässigkeit. Das Produkt beinhaltet unterschiedliche Stufen der Tönung, der g-Wert bewegt sich dabei zwischen fünf und 41 Prozent. Eine automatische Steuerung ist ebenfalls möglich. Außergewöhnlich seien die schnellen Umschaltzeiten. „Innerhalb von fünf bis zehn Minuten wird eine Tönung von 90 Prozent erreicht“, betont Meissner. Als weitere Besonderheit lässt sich Sage­Glass innerhalb einer Scheibe in drei einzeln angesteuerte Zonen aufteilen. Je nach Bedarf lasse sich der Blendschutz, der bereits ab einem Zustand von mehr als drei Prozent Lichttransmission gegeben sei, lediglich durch das Einschalten einer einzigen Zone realisieren. Herstellen lässt sich SageGlass in einer maximalen Größe von 150 mal 300 Zentimeter.

Wie EControl lässt sich SageGlass in Fassaden, Fenstern, Wintergärten sowie Überkopfverglasungen einsetzen.Wichtig zu wissen für Verarbeiter: Sie montieren die Verglasungen im Grunde wie herkömmliche Isoliergläser. Die spezifischen Verarbeitungsrichtlinien sind zu beachten.