Elementeeinbau in der Dämmebene Das müssen Sie über die Montage wissen

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Mit der Montage von Passivhausfernstern stellen sich Fensterbauer breiter im Wettbewerb auf und heben sich mit einer Fachleistung von ihrer Konkurrenz ab. Was beim Einbau der Elemente in der Dämmebene zu beachten ist und welche Vorteile diese Montageart hat, lesen Sie hier.

Die Fenstermontage in der Dämmebene bringt einige Vorteile mit sich. - © Smartwin

„Das Fenster stellt den Übergang von der dünnen Scheibe zur dicken Dämmebene her. Das ist es, wie der Isothermenverlauf zeigt, was die Montage für den Fensterbauer anspruchsvoll macht“, sagt Fensterentwickler und Passivhausexperte Franz Freundorfer, Geschäftsführer des Ingenieurbüros PHC. Er kennt den entscheidenden Punkt für erfolgreiche Handwerker im Fensterbau: „Diese Betriebe planen den Einbau jedes Bauelements genau, erkennen dabei Wärmebrücken und entwerfen Lösungen. Sonst spart das beste Fenster keine Energie in der Gebäudehülle.“ Die nötigen Berechnungen seien nach einer Einführung, z.B. bei einem Kurs zum zertifizierten Passivhaushandwerker des Passivhaus Instituts (Informationen auf www.passivhaus-handwerk.de), innerhalb von einer Stunde machbar. Mithilfe des Wärmebrückenkatalogs auf der Webseite der Herstellerkooperation Pro Passivhausfenster auf www.propassivhausfenster.net sinke der Zeitaufwand.

Einbau von Passivhausfenstern

Einen Kardinalfehler dürften Handwerker laut Freundorfer nicht machen: „Nicht nachzudenken und einfach einzubauen, das geht nicht. Auch Planer machen Fehler, dann muss der Handwerker die Fachkompetenz haben, Probleme sowie Wärmebrücken qualitativ zu erkennen.“

Freundorfer empfiehlt den Einbau des Fensters komplett in der Dämmebene sowie eine möglichst gute Überdämmung des Rahmens. Zu den Fallstricken, die es zu vermeiden gilt, gehört, dass der Monteur das Passivhausfenster zu tief in der Laibung sitzend einbaut, z.B. an der Stelle des alten Fensters. Durch die Wärmedämmung der Wand entsteht an der Außenseite die gefürchtete Schießschartenoptik, zugleich sinkt der solare Energieeintrag ins Gebäude. Die Konsequenz ist eine Wärmebrücke, durch die Energie nach draußen verloren geht. Besser: Der Monteur baut das Fenster nach außen hin vor die Wand, in die Dämmung ein. Die komplette Überdämmung des Rahmens verbessert dann die Energieeffizienz – die gesamte Wand bleibt warm, der Psi-Wert sinkt. Solare Energiegewinne erhöhen sich, und die Optik der Fenster passt wieder harmonisch in die Fassade.

Wärmebrücken vermeiden

Montiert der Fachmann ein Holz/Alu-Fenster zu tief in der Laibung sitzend und überdämmt es komplett, bleibt die Aluschale kalt, weil sie die Kälte leitet und als große Wärmebrücke mit niedrigen Temperaturen wirkt. Die Dämmung ist so fast wirkungslos. Besser: Das Fenster rückt bis an den Rand der Laibung – die Aluschale wird gekürzt. An die Schale heran und unter dem Fensterprofil sollte eine Dämmung, z.B. aus Holzfaserwerkstoff, verlaufen, so dass der Rahmen komplett überdämmt ist. Der Psi-Wert sinkt, der solare Energieeintrag steigt.

Vorteile der Vorwandmontage

Im Zuge der mittlerweile standardisierten zweischaligen Wandaufbauten, bestehend aus einer Massivwand mit außenseitig aufgebrachtem Wärmedämmverbundsystem (WDVS), stellt Bautechniker und ö.b.u.v. Benjamin Standecker heraus, dass bezüglich des Wärme- und Feuchteschutzes alles für die Montage vor der Wand spricht. „Durch die nach außen verlagerte Position des Fensters wird bei Verwendung von geeigneten Systemanschlussbauteilen eine wärmebrückenoptimierte Konstruktion erzielt“, sagt der Fachmann. Dadurch werden Isothermenverläufe positiv beeinflusst, was u.a. die Erhöhung der raumseitigen Oberflächentemperatur zur Folge hat. Auch im Bauteilinneren sowie in der Anschlussfuge sei es tendenziell wärmer, was den Tauwasseranfall in der Anschlussfuge verringere. „Weiterhin wird der Einfluss der Wärmebrücke in energetischer Hinsicht reduziert, was sich in der damit verbundenen Energieeinsparung bemerkbar macht.“ Durch die Reduzierung der Verschattung aufgrund geringerer Außenlaibungen ergibt sich neben der optischen Verbesserung die Erhöhung der solaren Gewinne.

Sinnvoll, aber nicht in allen Fällen

Mit Blick auf die Abdichtung nach dem bewährten Drei-Ebenen-Prinzip lässt sich laut Standecker vor allem die raumseitige, luftundurchlässige Abdichtungsebene oft einfacher mit gängigen Abdichtungssystemen herstellen als z.B. im Eckbereich an der bei Monteuren so beliebten Stelle Blendrahmen-Fensterbankanschluss-Blendrahmenverbreiterung-Mauerwerk mit Ausbrüchen. „Die Chance, den Bauteilanschluss luftundurchlässig herzustellen, steigt durch die neue vorgelagerte Position mit der Möglichkeit, von außen abzudichten, erheblich.“ Ein weiterer positiver Effekt trete im Bereich der Schallnebenwege auf. Durch die Position bzw. den Anschluss des Fensters über Systembauteile lassen sich Schallnebenwege gerade im tieffrequenten Bereich deutlich reduzieren. In Summe ist die Montage vor der Wand also eine technisch durchdachte Lösung. Die Kardinalslösung sei diese aber nicht immer (siehe „Pro & Contra“ auf der Seite 97).