Profilgeber zieht Bilanz Maurovic: "Wir haben gekämpft."

Gealan hat kurz vor Jahresende exzellente Geschäftszahlen bekannt gegeben. 2022 wird die Gealan Gruppe laut Prognose mit einem Wachstum von 20 Prozent und Umsatzrekord abschließen, sagte Geschäftsführer Ivica Maurović bei einem virtuellen Pressegespräch. Hier die Details.

Die Zeiten und Märkte bleiben weiter turbulent. Trotz vieler Herausforderungen wird Gealan 2022 voraussichtlich einen Rekordumsatz generieren: Bei einem virtuellen Pressegespräch stellten die beiden Gealan-Geschäftsführer und Tino Albert (li.) und Ivica Maurović aktuelle Geschäftszahlen vor. - © Screenshot: HMM

Die Umstände am Markt seien sehr herausfordernd. Trotz Ukrainekrieg, knapper Rohstoffe und Lieferengpässen habe sich das Unternehmen behauptet und seine Kundenaufträge erfüllt, sagte Maurović. "Wir haben gekämpft."

Für 2022 erwartet die Firmengruppe einen Umsatz von 390 Mio. Euro. Das ist ein neuer Rekordwert. 2021 betrug der Umsatz 327 Mio. Euro.

Hohes Wachstum in erster Jahreshälfte

Bis zur Jahresmitte habe die Firmengruppe ein Wachstum zwischen 30 und 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet. Die zweite Jahreshälfte dagegen sei geprägt gewesen von einer raschen Trendumkehr und einer schwächeren Nachfrage.

Im August habe die Firmengruppe die Lagermenge aufgestockt. Seit September profitiere man davon in Form von rascher Lieferfähigkeit. "Die Absicherung unserer Lieferfähigkeit war 2022 eines unserer wichtigsten Themen", sagte Tino Albert, Geschäftsführer Technik und Finanzen. "Zwischenzeitlich war die Nachfrage so groß geworden, dass wir nur unter größten Anstrengungen die bestellten Mengen produzieren konnten. Auch aufgrund unserer soliden Finanzbasis waren wir hier aber jederzeit flexibel und handlungsfähig."

Erwartungen für 2023

In den ersten beiden Quartalen 2023 erwartet die Geschäftsführung deutliche Rückgänge beim Mengenverhalten. Maurović wies auf die sinkende Zahl an Baugenehmigungen in Deutschland hin. Auch in Frankreich sei die Bautätigkeit rückläufig.

Mittel- und langfristig seien die Perspektiven für die Firmengruppe gut, angesichts der politisch gewollten energetischen Sanierung im Gebäudebestand in Deutschland und Europa.

Rege Investitionstätigkeit

Geschäftsführer Tino Albert zufolge investierte die Firmengruppe in diesem 25 Mio. Euro. "Das ist ein Rekord." Laut Albert fließt das Geld u.a. in den Bau eines Hochregallagers sowie eines Rohstofflagers am Standort in Tanna in Thüringen.

Die Bauarbeiten für das Hochregallager, in dem mehr als 5.000 Paletten-Lagerplätze entstehen, begannen im Frühjahr, inzwischen seien rund fünf bis sechs Mio. Euro investiert worden, sagte Albert. Im kommenden Jahr 2023 investiere man weitere sieben Mio. Euro in das neue Gebäude Insgesamt sind für die Baumaßnahme 15 Mio. Euro eingeplant.

Das neue Rohstofflager erweitert die Kapazitäten für Recyclingmaterial.

Mehr Kapazitäten im Werkzeugbau

In Kroatien hat Gealan mit einer neuen Halle die Lagerflächen der dortigen Logistik verdoppelt. Dieser Schritt ist ebenso in Frankreich geplant. Rund fünf Mio. Euro hat Gealan 2022 in neue Werkzeugsysteme investiert, zum Beispiel für das ab erstem Quartal 2023 erhältliche Premium-System Gealan-Kontur inklusive einer möglichen Gealan Acrylcolor-Oberfläche (ab 2024 erhältlich).

Weitere Investitionen erfolgten für die SAP-Einführung in den Gealan-Verbundunternehmen in Polen und Rumänien, in verschiedene Digitalisierungs- und Automatisierungsprojekte (zum Beispiel neuer e-Shop, neues CRM-System) sowie in eine neue doppelseitige Kaschieranlage in Tanna. Zudem ist inzwischen die Erweiterung des hauseigenen Werkzeugbaus am Standort Oberkotzau abgeschlossen: Dort hat Gealan in den vergangenen Monaten die Kapazitäten, neue Werkzeuge hocheffizient selbst herzustellen, um 50 Prozent erhöht.

Unabhängig von Öl- und Gaspreisen heizen

Auch für 2023 plant Gealan weitere Millionen-Investitionen. Die Entwicklung neuartiger Systeme inklusive neuer Werkzeuge für Premium-Produkte gehört ebenso dazu wie Schlüsselinvestitionen im Bereich Energieversorgung, um den Standorten Heizen unabhängig von Öl- und Gaspreisen zu ermöglichen. Insgesamt möchte Gealan im kommenden Jahr rund 23 Mio. Euro investieren.

Kunststoff-Rezepturen unter der Lupe

Hohe Priorität hat bei Gealan auch das Thema Nachhaltigkeit. Am CO2-Fußabdruck arbeite das Unternehmen bereits seit Jahren. Der Umstieg im Jahr 2020 auf 100 Prozent erneuerbare Energien zur Stromversorgung der beiden deutschen Standorte sei ein Meilenstein gewesen. Inzwischen stehen bei Gealan CO2-reduzierte Kunststoff-Rezepturen auf dem Prüfstand: Gemeinsam mit Partnern versucht man, aus Asche estnischer Ölschiefer Kreide zu gewinnen. Möglicherweise eigne sich das darin enthaltene Calciumcarbonat schon bald als Bestandteil von PVC-Rezepturen.

Besonders spannend: Um den Stoff rückzugewinnen, werde kein CO2 freigesetzt – im Gegenteil: der Vorgang habe sogar eine negative CO2-Bilanz. Auch bei Holz und Bio-Kunststoffen analysieren die Gealan-Fachleute gemeinsam mit Forschungspartnern, wie Rohstoffe sinnvoll und nachhaltig die Herstellung von Kunststoff-Profilen beeinflussen könnten.

CO2-Einsparung durch Rezyklat-Verwendung

Seit Ende der 90er-Jahre wird bei Gealan Recycling bereits bei der Produktentwicklung mitgedacht. Das gelte schon für die Konzeption neuer Werkzeuge zur Profilherstellung, bei der Herstellung der Profile selbst, aber auch wenn es um die Recycling-Fähigkeit des Endproduktes geht. So werden Gealan-Produkte von der ersten Entwurf-Skizze bis zum wiederverwertbaren Endprodukt durchgehend nachhaltig designt.

Ein bereits beträchtlicher Rezyklateinsatz in der Produktion spare große Mengen an CO2: Pro eingesetzter Tonne an Recyclingmaterial sind das in etwa zwei Tonnen CO2. Konkret: Im Jahr 2021 wurden bei Gealan rund 21.500 Tonnen Rezyklate verwendet, damit also etwa 43.000 Tonnen an CO2 eingespart im Vergleich zum Einsatz von Frischmaterial. Bereits rund 33 Prozent des bei Gealan im Jahr 2022 eingesetzten PVC seien wiederverwertetes Material – Tendenz steigend.