ift Rosenheim forscht weiter am Druckausgleich Ventile: theoretisch besser, praktisch nicht realisiert

Dr. Ansgar Rose ist Projektleiter des ift-Forschungsvorhabens zum druck- entspannten Mehrscheibenisolierglas. - © ift Rosenheim

GFF: Herr Dr. Rose, warum ist Druckausgleich in Iso-Aufbauten wichtig?

Rose: Druckentspanntes Mehrscheiben-Isolierglas (DEMIG) bietet für spezielle Anwendungen deutliche technische Vorteile. Dies betrifft die Reduzierung der Klimalasten und damit eine Verringerung der Scheibendurchbiegung und der Belastung des Randverbunds. Das größte Interesse betrifft aber die Möglichkeit, Mehrscheibenisoliergläser (MIG) mit großen Scheibenzwischenräumen (SZR) zu erstellen, in die problemlos beliebige Einbauten wie Sonnenschutz- und Lichtlenkungssysteme integriert werden können.

Das ift kündigte 2016 an, die Möglichkeiten für einen Druckausgleich über Ventile weiter zu erforschen. Wie sieht es mit Ergebnissen aus?

Das ift hat im Zuge des Forschungsprojekts ein Rechentool entwickelt, mit dem für Ventile und Kapillaren/Membrane der jahreszeitliche Verlauf der Druckentspannung und Feuchteaufnahme simuliert werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass Ventile eine bessere Balance zwischen Druckentspannung und Feuchteaufnahme erreichen. Für die Kapillaren-/Membranlösung haben bereits mehrere Hersteller Produkte entwickelt und auf den Leitmessen FENSTERBAU FRONTALE und Bau vorgestellt. Für die Ventillösung gibt es noch keine praktische Umsetzung. Ein ausreichendes technisches Know-how zur Ventillösung ist in der Fensterbranche nicht vorhanden. Eine Marktrecherche in anderen Branchen war bislang erfolglos. Marktübliche Ventile sind zu groß, zu teuer oder die Schaltdrücke sind zu hoch. Für den Einsatz in DEMIG-Elementen wären Schaltdrücke bis etwa 30 Millibar notwendig. Hier sind weitere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zusammen mit Industriepartnern notwendig, die das ift natürlich gerne begleitet.

Wie können die notwendige Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit von DEMIG gesichert werden?

Für MIG wird allgemein eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren angenommen, die auch ein DEMIG erreichen sollte. Für die technisch verfügbaren Druckausgleichselemente muss die Druck-Volumenstrom-Kennlinie rechnerisch oder experimentell ermittelt werden. Dann kann in Abhängigkeit von Scheibenformat und -aufbau, dem Einsatzort und der gewünschten Verwendungsdauer die konstruktive Umsetzung der Kapillaren oder Membrane ermittelt werden. Vereinfacht gesprochen: Es muss rechnerisch abgeschätzt werden, ob die in den Abstandhalter einbringbare Trockenmittelmenge ausreicht, um das DEMIG über die gewünschte Nutzungsdauer frei von Tauwasser zu halten.

Das komplette Interview finden Sie auf www.gff-magazin.de/ift-DEMIG

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