Hohe Klimalasten und weitere Probleme So klappt es mit dem Vierfach-Iso

Prof. Dr. Franz Feldmeier von der Hochschule Rosenheim sprach auf der Glasbau-Tagung 2015 in Dresden über Chancen und Risiken der Vierscheiben-Verglasung. Sein Fazit: Im Vergleich zu Dreifach-Iso werden die altbekannten Probleme größer – neue Lösungen müssen her.

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    Die U-Wert-Olympiade geht weiter. Mit Vierfach-Isolierglas lassen sich Werte im Bereich von 0,4 W/m 2 K erreichen.
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    Vierfach-Iso oder doch VIG? Prof. Dr. Franz Feldmeier blickt in die Zukunft.

Zu Beginn seines Vortrags, überschrieben mit dem Titel „Drei sind nicht genug – kommt die Vierscheiben-Verglasung?“, blickte Prof. Dr. Franz Feldmeier gewissermaßen zurück in die Zukunft. Im Jahr 2010 hielt der Dozent von der FH Rosenheim schon einmal einen Vortrag auf der Glasbau-Tagung. „Kommt die Dreifach-Verglasung?“ – so lautete der Titel. Während die Frage beantwortet ist, herrscht bei Vierfach-Iso noch Rätselraten. Damals wie heute geht es laut Feldmeier darum, bessere U-Werte zu erzielen: Mit Vierfach-Iso sind etwa 0,4 W/m2K möglich, bei Dreifach-Iso liegt dieser Wert bei zirka 0,6 W/m2K. Lohnt sich das? „Die Marketing-Abteilung würde sagen, Vierfach-Iso ist um 50 Prozent besser“, kommentierte Feldmeier trocken. Als problematisch erkennt der Physiker vielmehr den Aufbau der Vierfach-Scheiben: „Es wird einfach ein dritter Scheibenzwischenraum hinzugefügt. Diese Primitivmethode stößt irgendwann an ihre Grenzen.“ Sein Zwischenfazit: Nur zu sagen, statt drei machen wir vier Scheiben, reicht nicht aus. „Die Wärmedämmung, die wir erreichen wollen, ist an physikalische Gegebenheiten gebunden“, betonte der Professor.

Physikalische Grundlagen beachten

Eine große Rolle, speziell bei Vierfach-Iso, spiele die Mechanik: Luftdruck und Temperatur beanspruchen die Scheiben (Stichwort: Glasbruch). „Ein großer Scheibenzwischenraum bedeutet eine große Klima­belastung. Bei Mehrscheiben-Isoliergläsern addieren sich quasi die einzelnen SZR“, erläuterte Feldmeier. Verschärfend komme hinzu, dass die Konvektion bei Dreifach- oder Vierfach-Iso erst bei größeren Scheibenabständen einsetze. Bei Zweifach-Iso mit Argon-Füllung liegt der optimale Abstand laut Feldmeier bei zirka 15 Millimeter, bei Vierfach-Iso wären es 22 Millimeter. „Allein dadurch vergrößert sich das Problem deutlich.“ Nach seinen Berechnungen lassen sich Vierfach-Scheiben im herkömmlichen Aufbau nur mit einer Mindestkantenlänge von 1,10 Meter gemäß DIN 18008 statisch nachweisen. Abhilfe würde hier z.B. ein permanenter Druckausgleich schaffen. Zu „druckentspannten Isoliergläsern“ forscht derzeit das ift Rosenheim. Allerdings sind Klimalasten laut Feldmeier nicht das einzige Problem bei Vierfach-Iso: Einem besseren U-Wert stehen u.a. ein höheres Gewicht, eine geringere Lichttransmission, ein schlechterer g-Wert und höhere Temperaturen im SZR gegenüber.

Probleme und Lösungen

Lösungsmöglichkeiten dazu, das Thema Glasbruch inbegriffen, zeigt das Projekt Mem4win. Dabei kommt ein thermisch vorgespanntes Dünnglas mit Low E- und mit Anti­reflex-Beschichtungen zum Einsatz. „Das ist ein sehr interessantes Projekt, allerdings stellt sich mir die Frage nach den Kosten“, gibt Feldmeier zu bedenken. Sein Fazit: Mit Vierfach-Iso werden altbekannte Probleme größer – neue Lösungen müssen her. Welche der Alternativen, ob vorgespanntes Dünnglas, ein permanenter Druckausgleich oder eben doch das viel diskutierte Vakuumglas (VIG), sich am Ende durchsetzen werden, sei derzeit noch offen.