Als sog. disruptive Technologie machen schaltbare Gläser mechanischen Sonnenschutzsystemen Konkurrenz. GFF erläutert im Wunschthema der Sommerausgabe 7-8/21, wie leistungsfähig solche Gläser mittlerweile sind.
"Wir befinden uns an der Schwelle zur großflächigen Einführung schaltbarer Verglasungen." So sagte es Fassadenplaner Ralf Rache von Rache Engineering auf der Tagung Fassade 20 in Augsburg. In seinem Vortrag ging er auf tönbare Gläser als ressourcenschonende Alternative zu den heute üblichen Sonnenschutzsystemen ein. Am Beispiel elektrochromer Verglasungen machte er deutlich, dass diese mittlerweile die wünschenswerten technischen Anforderungen erfüllten und marktreif seien. Verschiedene Konkurrenzprodukte seien am Markt verfügbar. Die Flüssigkristall(LC)-Technologie verspricht laut Rache ebenfalls Potenzial für die Zukunft.
Im Wunschthema der Sommerausgabe 7-8/21 hat sich GFF am Beispiel der Unternehmen Sageglass (Tochtergesellschaft von Saint-Gobain), Halio (kooperiert mit AGC) und Eyrise (Tochtergesellschaft von Merck) die von Rache als relevant eingestuften Technologien angesehen und sagt, wie leistungsfähig schaltbare Gläser der neuesten Generation sind und in welchen Fällen sich ihr Einsatz lohnt.
Vorteile schaltbarer Gläser
Schaltbares Glas, auch dynamisches, smartes oder intelligentes Glas genannt, eignet sich für jedes Projekt, bei dem der Sonnenschutz eine Herausforderung darstellt. Es bietet eine Alternative zu mechanischen Außen- und Innenbeschattungsanlagen für Fassaden und Dachfenster. Sonnenlicht, Hitze und Blendung lassen sich regulieren sowie gestalterische Akzente setzen. Dabei ist in jedem Schaltzustand Transparenz gewährleistet. Anders ausgedrückt: "Schaltbare Gläser erlauben die präzise Dimmung und Steuerung von Lichttransmissions- und Energiedurchlassgrad – und damit des Ug-Werts – ohne mechanischen Sonnenschutz wie Lamellen oder Jalousien", fasst Robert Jagger, der bei AGC in der Business Unit Active Glass arbeitet und Vertriebsleiter für das schaltbare Glas Halio ist, die wesentlichen Merkmale dynamischer Gläser zusammen.
Die Vorteile, die sich daraus ergeben, sind zahlreich, wie Christian Scheidegger, Business Development Manager für Sageglass bei Vetrotech Saint-Gobain International, am Beispiel von Sageglass erläutert: "Sageglass spart Energie, indem im Winter die wärmenden Sonnenstrahlen gezielt durchgelassen und im Sommer reflektiert bzw. absorbiert werden. Dadurch lässt sich der durchschnittliche Energieverbrauch eines Gebäudes um zirka 20 Prozent reduzieren, der Spitzenenergieverbrauch sogar um durchschnittlich 25 Prozent", führt Scheidegger aus. Darüber hinaus funktioniere dynamisches Glas auch unter rauen Bedingungen wie Wind, Hagel oder Schnee zuverlässig. Der Verzicht auf äußere Beschattungseinrichtungen reduziere zudem die Instandhaltungskosten, da keine mechanischen oder textilen Komponenten an der Gebäudehülle vorhanden sind, die regelmäßig gewartet oder repariert werden müssten. "Ohne mechanischen Sonnenschutz ist zudem eine schlankere Gebäudehülle und damit eine größere Nutzfläche realisierbar", sagt Scheidegger.
Einsatzmöglichkeiten
Als Gebäude, die für den Einsatz schaltbarer Gläser prädestiniert sind, nennt Jagger Bürogebäude, Einkaufszentren, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen sowie denkmalgeschützte Gebäude und hochwertige Wohnimmobilien. Auch Museen profitierten vom Einsatz dynamischer Gläser. "Museen haben oft das Problem, genügend natürliches Licht in die Ausstellungsräume zu lassen und dabei gleichzeitig das schädliche UV-Licht draußen zu halten", sagt Jagger. Schaltbares Glas verbessere den natürlichen Lichteinfall und schütze gleichzeitig die wertvollen Exponate.
Worin sich elektrochrome und LC-Gläser unterscheiden und durch welche Eigenschaften sich die Produkte von Sageglass, Halio und Eyrise voneinander abheben, lesen Sie in der GFF -Sommerausgabe, die am 12. Juli erscheint.