Euroglas-Firmengebäude mit neuer Fassade Schlanke Stahlprofile maxmieren Transparenz

Der Flachglashersteller Euroglas hat in seinem Werk Haldensleben bei Magdeburg mit einem Neubau seine Produktionsflächen erweitert. Die zirka 3.000 Quadratmeter große Glasfassade des Gebäudes soll eine außergewöhnliche Referenz des Baustoffs Glas zeigen – ermöglicht durch ein neuartiges lasergeschweißtes Stahlprofilsystem.

Die schlanken lasergeschweißten Stahlprofile prägen die transparente Stahl-Glas-Architektur des Neubaus der Produktion bei Euroglas. - © Euroglas GmbH, Stahl-Informations-Zentrum

In der neuen Produktionshalle des Glasherstellers wird Solarglas in einem Spezialverfahren veredelt. Die Gebäudehülle vermittelt auf den dem Besucher zugewandten Seiten eine gestaltprägende Glasarchitektur mit dem Baustoff aus eigener Herstellung. Das Planungsbüro Assmann Beraten + Planen entwarf und verwirklichte den Neubau. Es konzipierte einen langgestreckten Gebäudekubus in Nord-Süd-Ausrichtung von 200 Meter Länge, 70 Meter Breite und zehn Meter Höhe. Den größten Teil nimmt die Produktionsfläche mit zirka 11.000 Quadratmetern in Anspruch. Auf der Südseite verbindet ein großzügiger zurückgesetzter Eingangsbereich Personal- und Verwaltungsräume, die sich – nach dem Prinzip „Haus im Haus“ – in jeweils einem seitlich eingestellten Glaskubus befinden. Neben der Gesamtkonzeption tragen auch Lichtführung und Farbgebung dazu bei, dem Besucher Einblicke in die Arbeitsprozesse zu bieten.

Mehr Tragfähigkeit mit schlanken Stahlprofilen

Die Planer setzten Stahlprofile von Montanstahl aus dem westfälischen Oelde ein. Metallbau Windeck aus Kloster Lehnin in Brandenburg übernahm die Ausführung. Die Außenmaße der Stahlprofile für die Pfosten betragen 240 mal 60 Millimeter. Die Riegel bestehen aus aussteifenden T-Verbindern mit der außen sichtbaren Breite von 60 Millimeter, wodurch eine vorgefertigte Fassade ohne Schweißarbeiten vor Ort entstand. Ein neuartiges Herstellungsverfahren, bei dem die Profile aus einzelnen Stahlblechstreifen mit einem Laser spannungsarm verschweißt werden, ermöglicht die geringe Dimensionierung der Profile. Diese erfüllen trotz ihrer extremen Schlankheit alle konstruktiven und statischen Anforderungen wie z. B. die Aufnahme hoher Windlasten. Dank der neuen Technologie behielt Windeck in den hoch beanspruchten Eckbereichen die erforderliche Bautiefe durch dickere, aber von außen nicht sichtbare, Wandungsstärken bei. Damit passt sich die Geometrie des Profils an die statischen Vorgaben an. Durch die objektbezogene Dimensionierung wird nicht mehr Stahl als erforderlich eingesetzt – die Ausführung ist ressourcenschonend und wirtschaftlich.

Keine zusätzliche Aufsatzkonstruktion

Auch der verantwortliche Entwurfsarchitekt Thomas Hoppe schätzt die Möglichkeit der "gleichbleibenden Profilaußenabmessungen bei unterschiedlichen Belastungen". Darüber hinaus spricht ihn die hohe Präzision der lasergeschweißten Profile an. Neben der "schlanken Erscheinung" habe ihn "die makellose Oberfläche mit scharfkantigen Konturen" begeistert. Ein sozusagen systemimmanenter Vorteil des neuartigen Stahlprofils besteht zudem darin, dass sich die hohen Lasten ohne Zusatzprofile direkt an dem Tragprofil verankern lassen. Hoppe erläutert: "Die Fassade wurde mit inneren und äußeren Dichtungen versehen, das Fassadenglas mittels Andruckprofilen angepresst und über Verschraubungen etwa alle 250 Millimeter fixiert. Die Glasandruckleisten wurden anschließend mit matt schwarzen Deckschalen verkleidet, um dies optisch möglichst in den Hintergrund treten und das Glas für sich allein wirken zu lassen."

Weniger ist mehr

Schlüssige Entwurfsvorgaben, kurze Bauzeiten – zwischen Bauantragsstellung und Produktionsbeginn verging weniger als ein Jahr – und die gute Zusammenarbeit aller Baubeteiligten kennzeichnen das Projekt. Die konstruktive und architektonische Gestaltung der Stahl-Glas-Fassade mit einem innovativen lasergeschweißten Stahlprofilsystem steht unter dem Motto "Weniger ist mehr". Das mit Stahlfachwerkbindern überspannte Hallendach wird von Fertigteilstützen getragen, deren Rastermaß von 14 Meter sich aus dem Produktionsmaß der zum Raumabschluss hergestellten Glasscheiben herleitet. Die Scheibenunterteilung beläuft sich auf 3,5 Meter Breite und 1,6 Meter Höhe. Durch den geringen Verschnitt ergab sich ein wirtschaftliches Achsmaß der hochwärmedämmenden und daher mit 250 Kilogramm pro Scheibe nicht ganz leichten Isoliergläser; das erklärte Ziel, möglichst viel Transparenz der Gesamtfassade zu erreichen, sollte jedoch maßgeblich durch die Gestaltung und Dimensionierung der tragenden Pfosten-Riegel-Konstruktion beeinflusst werden.