Metamorphe Glasfassade in Mailand Inspiriert von geologischen Formationen

Das neue Headquarter des italienischen Energiekonzerns ENI in der Gartenstadt Metanopoli am Rande Mailands ist als Innovationscampus konzipiert. Eine metamorphe Glasfassade kontrolliert die Lichtverhältnisse im Innern und sorgt für effektiven sommerlichen Hitzeschutz.

Im Jahr 1952 entstand auf Anregung von Enrico Mattei, Vorsitzender des aufstrebenden Energiekonzerns ENI, ein neues Gebiet in der Gemeinde San Donato Milanese nahe Mailand. Das Ergebnis: Metanopoli, eine Gartenstadt für ENI-Mitarbeiter. Im Laufe der Jahre erweiterte sich die Stadt um eine Vielzahl neuer Bauprojekte, die sie zu einem interessanten Beispiel für die italienische Architektur- und Stadtplanungsgeschichte machen.

Neuer Hauptsitz errichtet

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    © Roland Halbe
    Die komplexe Glasfassade des ENI-Headquarter ist mit hocheffizienten und teils gebogenen Sonnenschutzverglasungen von AGC Interpane ausgestattet.
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    Inspiriert von geologischen Formationen: die vorgelagerte Außenhülle aus mikroperforierten Blechen.
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    Die Sonnenschutzgläser sorgen für maximale Tageslichtnutzung und ganzjährig helle Innenräume.

Das jüngste Projekt, der neue ENI-Hauptsitz, führt diese Entwicklung fort, und zwar mit einer fluid anmutenden Fassade als Metapher für die Umwandlung des Materiellen in Energie. Der Komplex wurde nach einem Entwurf des US-amerikanischen Architekturbüros Morphosis Architects in Zusammenarbeit mit Nemesi Architekten errichtet. Mit einer Brutto-Nutzfläche von 65.000 Quadratmeter bietet er Platz für 4.600 modulare Arbeitsplätze. Das höchstes Gebäude ist der Icon Tower mit elf Stockwerken. Der Landmark Tower umfasst 23.700 Quadratmeter auf neun Etagen. Der mittig gelegene Skygarden Tower beherbergt u.a. ein Konferenzzentrum mit 360 Sitzplätzen und eine Cafeteria. Im oberen Teil sorgt ein immergrüner Panoramagarten für Entschleunigung. Im gemeinsamen Untergeschoss des Komplexes befindet sich der Parkraum.

Komplexe Transferstrukturen

Die wohl größte architektonische Herausforderung dürften die Brücken und Transferstrukturen zwischen den Gebäuden gewesen sein – verschraubte Metallkonstruktionen, deren Hauptmembrane teils vormontiert und dann angehoben wurden. Icon und Landmark sind auf der siebten Etage durch eine Stahlbrücke verbunden, die in der Breite zwischen zirka 15 und drei Meter variiert, ebenso in der Höhe – 20 Meter am Icon und sechs Meter, wo sie am Landmark andockt. Die Brücke überträgt die vertikale Last am Icon auf verjüngte Stahlbetonpfeiler und -trennwände am Landmark.

Icon ist auf der zweiten Etage mit dem Skygarden-Gebäude über eine weitere, etwa 68 Meter lange Metallbrücke verbunden. An den Enden der Brücke machen Fugen die Struktur von der des Icon und des Skygarden unabhängig. Das neue ENI-Hauptquartier wurde mit dem Ziel hoher Nachhaltigkeit und Energieeffizienz entwickelt und erreicht die LEED-Zertifizierung Gold. Dazu trägt u.a. die doppelschalige Fassade bei.

Vorgelagerte Hülle aus Metall

Inspiriert von geologischen Formationen, die sich auch in der geschichteten Form der Gebäude widerspiegelt, besteht die vorgelagerte Außenhülle aus mikroperforierten Blechen, die aus der Struktur plastisch hervortreten. Die kupferfarbenen Metallpaneele sind hierzu in unterschiedlicher Neigung in Tafeln organisiert. Die bläulich schimmernden Teile bestehen aus Paneelen horizontal gebohrter Dünnbleche unterschiedlicher Abmessungen und Neigungen. Die eigentliche Gebäudehülle ist mit teils gebogenen Sonnenschutzverglasungen von AGC Interpane ausgestattet und mit einem Structural Sealant Glazing System versiegelt.

In weiten Teilen schützen zirka 17.000 Quadratmeter Stopray Vision-60 mit einem g-Wert von 33 Prozent das Gebäude vor sommerlicher Überhitzung und reduzieren so den Bedarf für Klimatisierung. Zugleich transmittiert die Verglasung 59 Prozent des sichtbaren Tageslichts, für maximale Tageslichtnutzung und ganzjährig helle Räume. Die Lichtreflexion von 15 Prozent nach außen und 17 Prozent nach innen sowie die hohe Farbneutralität (Ra = 95) begünstigen den unverfälschten Ausblick. Mit einem Ug-Wert von 1,0 W/m2K schützt der Zweifachaufbau vor dem Auskühlen der Räume bei niedrigen Außentemperaturen.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in GFF 11/24, die Ausgabe erscheint am 12. November.