Moderne Technologien eröffnen Ansätze, Fassaden als lebendige, adaptive Elemente zu begreifen, die auf sich verändernde Umweltbedingungen reagieren. Im Februar befasste sich die Fassadentagung der Technischen Hochschule Augsburg mit dem Thema - zum wiederholten Mal.
Motorik, Sensorik, Aktorik: Die dynamische Fassade – unter diesem Motto stand die 20. Ausgabe der Fassadentagung in Augsburg. Bereits zum zehnten Jubiläum im Jahr 2015 hatte sich die Veranstaltung mit Fassaden in Bewegung befasst. "Das Thema ist hochgradig komplex und lässt uns nicht los", leitete Prof. Dr. Timo Schmidt vom Institut für Bau und Immobilie die Tagung ein. Gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Dr. Elisabeth Krön führte er durch das Programm.
Testgebäude für adaptive Gebäudehüllen
Das Vortragsprogramm eröffnete Prof. Dr. Lucio Blandini, Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) an der Universität Stuttgart sowie Partner der Werner Sobek AG. Er stellte das Demonstrator-Hochhaus D1244 auf dem Universitätscampus in Stuttgart-Vaihingen vor. In diesem werden gezielt adaptive Fassadensysteme erprobt, die im Gegensatz zu statischen Systemen auf sich verändernde Umweltbedingungen reagieren. Jedes Stockwerk des Turms beherbergt einen anderen Fassadentyp, der jeweils das Ergebnis eines Forschungsprojekts und der Zusammenarbeit mit einem Industriepartner ist – für Blandini ein Erfolgsrezept: "Der Schlüssel, um Innovationen voranzutreiben, ist der Schulterschluss zwischen Industrie und Universität."
Ein Beispiel für ein adaptives Fassadenelement ist Kinetic Skin. Hier steht ein zweiteiliges Sonnenschutzelement im Fokus, das aus einem nach oben und einem nach unten neigbaren Flügel besteht. Während der obere Flügel nutzerunabhängig auf Sonneneinstrahlung reagiert und so den dahinterliegenden Raum vor Überhitzung schützt, lässt sich der untere Flügel manuell steuern: Der Nutzer stellt ihn so ein, dass seine individuellen Anforderungen an visuellen Komfort und Tageslichteintrag erfüllt sind.