Ad 2 mit der Teilnehmernote 1,36: Verfärbungen an weißen Kunststoff-Fenstern Die gelbe Gefahr

Glasermeister Jürgen Sieber sagte, welche Ursachen hinter den Gelbverfährungen an weißen PVC-Fenstern stecken können. - © Holzmann Medien

Gewohnt unterhaltsam versorgte Glasermeister und ö.b.u.v. Sachverständiger Jürgen Sieber die Teilnehmer der GFF-Praxistage mit wichtigen Infos zum Thema Gelbverfärbung an weißen PVC-Fenstern. Seit einigen Jahren beobachtet der Experte bereits vermehrt jenes Phänomen. Dabei treten zwei Typen von Verfärbungen auf, welche beide fast ausnahmslos den unteren Fensterbereich betreffen: punktförmige gelbe Flecken und flächige, gleichmäßig gelbe Verfärbungen. Die Ursache für die punktförmigen Flecken dürfte Flugrost in Verbindung mit Feuchtigkeit, Blütenpollen und nicht gereinigten Rahmen sein. Durch die Symbiose der Materialien fressen sich die Gelbflecken in die Oberfläche des Materials – und lassen sich vom Endkunden auch nicht entfernen, er kann nur regelmäßig und präventiv putzen. „Der Flugrost entsteht wahrscheinlich beim Rasenmähen, wenn die Wiese zuvor mit metallhaltigem Dünner versorgt wurde“, vermutete Sieber. Die zweite Form der Gelbverfärbung entsteht auf chemischer Basis durch ammoniak- oder terpentinhaltige Inhaltsstoffe in Reinigungsmitteln (Zitronenreinigern, Orangenreinigern), die frei im Handel erhältlich und für Kunststoffe zugelassen sind. Ursächlich für die Verfärbung ist der nicht sachgerechte Gebrauch der Reinigungsmittel am Fensterrahmen in Verbindung mit starkem UV-Licht. „In manchen Fällen ist sogar die Verglasungsdichtung angegriffen“, erzählte Sieber. Das Problem bestehe darin, dass die oben genannten Reiniger Lösemittel enthalten. Wenn man den Angaben der Hersteller folgt, z.B. drei Tropfen je fünf Liter Wasser, passiert noch nichts. Doch häufig wird das Reinigungsmittel in der Anwendung deutlich überdosiert. Sieber erinnerte sich gar an einen Fall, bei dem eine Dame unabsichtlich kontraproduktiv handelte: „Je gelber die Fenster wurden, desto mehr hat sie geputzt.“ Das Fazit des Glasermeisters lautete: Fensterbauer sollten Kunden darauf hinweisen, dass sie den Rahmen nur mit dem bei der Übergabe genannten Reinigungsmittel putzen dürfen. Zudem könnten sie ihre Kunden auf das „Merkblatt zur Reinigung und Pflege von Kunststofffenstern“ verweisen, das die RAL-Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme herausgegeben hat.

Von Gelb zu Schwarz

Die nächste Stufe sind Schwarzverfärbungen. Sieber zeigte Aufnahmen von Profilen, die aussahen, als hätte man ein Feuerzeug drangehalten. Der Experte beobachtet eine Zunahme dieser Fälle seit dem Sommer 2018. Die Zusammenhänge sind schnell erklärt: Unter der Einwirkung von Hitze verbrennt die oberste Profilschicht, deren Hitzeschutz – in der Fachsprache Thermostabilisator genannt – durch nicht sachgerecht eingesetzte Reinigungsmittel geschwächt ist. „Der Reiniger zerstört den Thermostabilisator chemisch. Es braucht dann nicht mehr viel Energie, bis die Profilschicht verbrennt und sich schwarz färbt“, erläuterte Sieber. Immerhin: Der Fachhandwerker kann die Oberfläche abwaschen, anschließend mit ablösendem Mittel abrasiv reinigen, erneut gründlich abwaschen und nach 20 Minuten Wartezeit zwei Mal versiegeln. Dann kann er hoffen, dass die Verfärbung nicht wieder auftritt. „Es bringt natürlich nichts, wenn der Kunde die Fenster danach erneut mit den verwendeten Haushaltsmitteln putzt. Sonst beginnt das Problem wieder von vorne“, warnte der Sachverständige.