Fensterbauer des Jahres 2024 – Gesamtsieger Mühlenkord: "Der Titel tut diesem Betrieb wirklich gut."

Die Verler Tischlerei Mühlenkord ist Gesamtsieger im Wettbewerb Fensterbauer des Jahres 2024. Wir haben Preisträger Matthias Mühlenkord besucht und mit ihm über Gegenwart und Zukunft seines Betriebs gesprochen.

Der Gesamtsieger im Wettbewerb Fensterbauer des Jahres erhält von Holzmann Medien ein umfangreiches Marketingpaket, darunter ein Imagevideo inklusive aller Nutzungsrechte zur weiteren Verwendung. Im Bild: Matthias Mühlenkord (li.) steht Julian Windscheid,Leiter der Videoabteilung von Holzmann Medien, vor der Kamera Rede und Antwort.
Der Gesamtsieger im Wettbewerb Fensterbauer des Jahres erhält von Holzmann Medien ein umfangreiches Marketingpaket, darunter ein Imagevideo inklusive aller Nutzungsrechte zur weiteren Verwendung. Im Bild: Matthias Mühlenkord (li.) steht Julian Windscheid, Leiter der Videoabteilung von Holzmann Medien, vor der Kamera Rede und Antwort. - © Mühlenkord

GFF: Herr Mühlenkord, Ihre Firma ist mehr als 150 Jahre alt. Das ist selbst im Handwerk mit seiner langen Tradition nicht alltäglich. 2024 geht in die Firmenhistorie ein als das Jahr, in dem der Betrieb als Gesamtsieger im Wettbewerb Fensterbauer des Jahres ausgezeichnet wurde. Wie beschreiben Sie heute den Status quo des Betriebs?

Matthias Mühlenkord: Stand heute können wir stolz darauf sein, was wir in den vergangenen 20 Jahren geschaffen haben, im Maschinenpark, in den Gebäuden und in den Mitarbeitern inklusive Weiterbildungen – diese haben unter anderem zwei Tage die diesjährige Fensterbau-Messe in Nürnberg besucht. Wir haben hier dieses Jahr eine Montageschulung gemacht mit allen Mitarbeitern. Einige Mitarbeiter haben an Kursen für Rollladen oder Beschlagprüfung teilgenommen. Das ist schon einmal eine ganze Menge. Das Produkt Fenster ist heute unwahrscheinlich umfangreich geworden von der Produktion, von der Lackierung, von der Beschichtung, vom Aluminium.

Wenn wir an der Küste arbeiten, müssen wir vorher analysieren, ob die salzhaltige Luft die Oberfläche nicht angreift. Dann kommen die ganzen elektronischen Bauteile dazu wie Magnetverschlüsse, Sicherheitsbeschläge, Motorschlösser, Drehtürantriebe und Sicherheitsgläser. Die machen uns immer mal Schwierigkeiten, weil wir viel Gewicht in die Fenster reinbringen.

Wir verkleben heute die Glasscheiben im Rahmen oder im Flügelrahmen, das bringt Stabilität. Mit Roto haben wir eine gute Zusammenarbeit und entwickeln gemeinsam das eine oder andere.

Sie arbeiten meist im Neubau, sowohl im Wohnbau als auch im Objektbau.

Die Kundenakquise läuft bei uns viel über Mundpropaganda oder über Architekten, die mit denen wir schon gebaut haben. Wir arbeiten im Umkreis bis 150 Kilometer von Verl plus Nordsee- und Ostseeküste. Dort haben wir sehr erfolgreich Gebäude mitgebaut beziehungsweise Fenster dafür hergestellt. Jetzt kommt natürlich hin und wieder dazu, dass unsere Großkunden, die großen Zimmereien, Objekte haben, bei denen wir Fenster liefern, aber auch Eingangstüren oder mal eine kleine Pfosten-Riegel-Fassade. Die müssen vor Ort erstellt werden.

Das heißt, dann fahren Sie auch weiter als im genannten Umkreis?

Genau. Vor Kurzem waren wir in Heilbronn. Jetzt fahren wir auch mal über Kassel wieder nach Hessen; das ist jetzt relativ neu für uns, aber wir konnten nicht absagen.

Als Sie als junger Meister in die Firma einstiegen, hatte der Betrieb zwei Mitarbeiter, ihren Vater und ihren Patenonkel. Heute hat der Betrieb 15 Beschäftigte. Das ist eine beeindruckende Entwicklung. Wie hat sich dadurch die Firma verändert?

Wir haben uns ein paar Alleinstellungsmerkmale erarbeitet. Rückblickend auf die vergangenen zehn Jahre haben wir innerbetrieblich die Abläufe komplett geändert. Ich habe mich aus der Werkstatt zurückgezogen: Ich mache im Büro meine Angebotsphase – und mit meiner Frau das Rechnungswesen. Im Außendienst bin ich für Aufmaße und Abnahmen zuständig.

Die Betriebsleitung hat Tischlermeister Andre Großeschallau. Wir haben zwei Baustellenleiter, die vor Ort auch mitarbeiten. Zusätzlich haben wir, je nach Region, Partner in Husum und Kiel für die Fenstermontage. Die Fensterherstellung erfolgt hier vor Ort mit unserer Stammbelegschaft. Die Montagepartner sind ausgebildete Fachkräfte. Sie waren früher bei der Firma Tiedemann tätig, die vor ein paar Jahren aus Altersgründen des Inhabers geschlossen wurde. Alle nötigen Zeichnungen erstellt eine Kollegin, Frau Ketelsen, die früher ebenfalls bei Tiedemann war und jetzt im Home­office für uns arbeitet. Das mussten wir lernen als kleiner Handwerksbetrieb, dass das überhaupt geht.

Sie meinen, dass nicht alle hier in Verl im Büro arbeiten?

Ja. Dass man nicht in einem Büro sitzt, um Konstruktionen zu planen. Das hat sich gut eingespielt. Frau Ketelsen bereitet das vor, dann schauen Andre und ich das an und geben es an die Architekten zur Freigabe.

Für die Privatuniversität Witten/Herdecke lieferte Mühlenkord 1.400 Quadratmeter Fensterfläche, ausgeführt als Holz/Alu-Fenster mit Dreifach-Verglasung, 200 Quadratmeter Pfosten-Riegel-Konstruktion in Fichte sowie Flucht- und Brandschutztüren.
Für die Privatuniversität Witten/Herdecke lieferte Mühlenkord 1.400 Quadratmeter Fensterfläche, ausgeführt als Holz/Alu-Fenster mit Dreifach-Verglasung, 200 Quadratmeter Pfosten-Riegel-Konstruktion in Fichte sowie Flucht- und Brandschutztüren. - © Johannes Buldmann,
In diesem Einfamilienhaus im niedersächsischen Salzhausen montierte der Betrieb rund 180 Quadratmeter Fensterfläche: Holz/Alu-Fenster in Eiche mit Dreifach-Verglasung.
In diesem Einfamilienhaus im niedersächsischen Salzhausen montierte der Betrieb rund 180 Quadratmeter Fensterfläche: Holz/Alu-Fenster in Eiche mit Dreifach-Verglasung. - © Mühlenkord

Zu den Alleinstellungsmerkmalen der Firma gehört das Holzdesign-Plus-Fenster, ein Holz/Alu-Fenster aus eigener Herstellung. Wie kam es dazu?

Wir hatten immer das Glück, dass die Planer viel Vertrauen in uns und unsere Produkte hatten. Das heißt, dass sie uns auch Sonderfälle an die Hand gegeben haben. So kam es, dass wir uns seit rund 25 Jahren auch mit Holz/Aluminium-Fenstern beschäftigen und immer wieder in neue Werkzeuge investieren.

Im Zuge dessen haben wir uns zwei unterschiedliche Systeme angeschaut und sind dann darangegangen, das Holz-Design-Plus-Fenster zur Perfektion weiterzuentwickeln. Wir haben eigene Dichtungen und Profile ziehen lassen, haben die Werkzeuge bestellt, sind auf Prüfständen gewesen und so weiter. Alles in allem ein sehr langer Weg.

Die Preisverleihung Fensterbauer des Jahres fand im Frühjahr auf der FENSTERBAU FRONTALE statt, auf Ihrem Grundstück haben Sie ein großes Plakat aufgestellt, das auf die Auszeichnung hinweist. Wie waren die Reaktionen von Kunden und Geschäftspartnern auf die Prämierung?

Es gab eine ganze Menge. Ein Privatkunde wollte seine Scheune umbauen lassen mit großen Glasflächen. Er fragte mich, wie man Fensterbauer des Jahres wird. Ob man dafür eine Seite mit drei Kreuzen ausfüllen müsse. Da habe ich weiter ausgeholt und gesagt, dass wir zehn Jahre an diesem Fenster entwickelt haben. Irgendwann kam der Zeitpunkt, damit öffentlich an den Markt zu gehen. In der Folge haben wir damit viele hochwertige Häuser, Kindertagesstätten, Bürogebäude und Schulen ausgestattet. Die Bewerbung im Wettbewerb Fensterbauer des Jahres war dann für uns eine spannende Erfahrung, allerdings steckte da auch viel Arbeit dahinter.

Am Ende hat es sich aber gelohnt.

Stimmt. Dieser Titel tut diesem Betrieb und dieser Region wirklich gut. Neulich habe ich mit einem Bauunternehmer gesprochen, der erfuhr aus der Lokalzeitung von unserer Auszeichnung. Der kannte unseren Betrieb schon, aber erst jetzt hat er verstanden, was wir wirklich machen. Wir haben hier zwei Lokalzeitungen, in beiden erschienen Berichte über die Preisverleihung. Das wird wahrgenommen, das wissen wir. Zudem kommt unser Transparent mit der Aufschrift Fensterbauer des Jahres an der Einfahrt zur Firma gut an. Wir liegen direkt an einem vielbefahrenen Radweg im Naherholungsgebiet. Das macht was aus. Unser Bekanntheitsgrad hat sich definitiv erhöht.

Jetzt wissen die Radfahrer und Spaziergänger sofort, womit sich der Betrieb beschäftigt.

Richtig. Dank Google kann man sich schnell informieren, das passiert auch.

Direkt am Firmengelände in Verl stellte Mühlenkord ein Plakat auf, das Radfahrer und Passanten auf die Auszeichnung des Betriebs hinweist.
Direkt am Firmengelände in Verl stellte Mühlenkord ein Plakat auf, das Radfahrer und Passanten auf die Auszeichnung des Betriebs hinweist. - © Dirks
Firmenausflug nach Nürnberg: Inhaberfamilie und Mitarbeiter auf der Bühne der Preisverleihung, ganz rechts Laudator Dr. Johann Quatmann von der TSG GmbH.
Firmenausflug nach Nürnberg: Inhaberfamilie und Mitarbeiter auf der Bühne der Preisverleihung, ganz rechts Laudator Dr. Johann Quatmann von der TSG GmbH. - © Friedrichs

Der Preis wirkt aber nicht nur in Richtung Kundschaft, sondern auch für die Personalsuche. Das haben mir frühere Preisträger berichtet.

Langfristig glaube ich schon, dass man das umsetzen kann, ja. Wir müssen den Ball hoch halten, beispielsweise um neue Azubis zu gewinnen, die später als Gesellen bei uns bleiben. Grundsätzlich haben wir festgestellt, dass man denjenigen, der mit 16 Jahren die Ausbildung anfängt, als 19-Jähriger die Gesellenprüfung macht und mit 21 Jahren erste Berufserfahrung gesammelt hat, nicht mehr vergleichen kann mit der Person vor Beginn des Arbeitslebens. Klar, hier im Betrieb haben wir eine andere Umgangssprache als in der Schule. Aber alles auf recht gutem Niveau. Deswegen kommen viele ehemalige Praktikanten auch wieder zurück zu uns, wenn sie noch andere Betriebe kennengelernt haben.

Beim Personal muss das Handwerk mit Unternehmen aus der Industrie konkurrieren. Wie sieht es hier in Verl aus?

Hier am Ort ist ein großer Möbelhersteller mit eigener Lehrwerkstatt. Aber selbst die haben Probleme, Personal zu finden. Bei uns gilt grundsätzlich: Jeder Mitarbeiter ist die Zukunft unseres Betriebs. Das leben wir vor, jeden Tag.

Ihr Sohn Hendrik soll eines Tages die Firma übernehmen. Wo sehen Sie noch Entwicklungspotenzial für weitere Alleinstellungsmerkmale?

Hendrik hat nach dem Abitur eine klassische Ausbildung zum Tischler gemacht. Jetzt geht er auf Wanderschaft. Später dann Meisterschule, eventuell Techniker. Das muss er selbst entscheiden. Eines Tages dann wird die Zukunft der Firma in seinen Händen liegen. Die sieht gar nicht mal so schlecht aus. Eines ist klar: Man kann nie sagen, ich habe jetzt fertig und kann die nächsten zehn Jahre so produzieren.  Die Gesetzgebung wandelt sich stetig, beispielsweise für Wärmeschutz oder Oberflächen. Damit muss man klarkommen.

Als Großprojekt für unseren Betrieb könnte ich mir vorstellen, dass der Lackierraum komplett überarbeitet wird. Eventuell eine Roboterlackierung. Die Investition hat eine Größenordnung von mindestens 500.000 Euro, das will also gut überlegt sein. Unser Lackierer macht seine Sache sehr gut. Aber er wird das altersbedingt nicht mehr 20 Jahre machen. Bei der Lackierung sind wir vielseitig aufgestellt. Wir haben Sprossenfenster, die feingliedrig lackiert werden – oder auch aufgeleimte Zierprofile wie Kämpferprofile, Schlagleisten und Sohlbandprofile. Die werden anders lackiert als ein großflächiges Fenster mit schmalem Rahmen. Das ist eine Herausforderung.

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    Muster des Holz-Design-Plus-Fensters von Mühlenkord, das aus einer Holz-Alu-Kombination besteht.
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    Die Tischlerei beschäftigt 15 Mitarbeiter. T-Shirts machen auf die Prämierung des Betriebs als Fensterbauer des Jahres 2024 aufmerksam.
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    © Dirks
    Auch die Firmenfahrzeuge weisen auf die Prämierung des Betriebs als Fensterbauer des Jahres 2024 hin.

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