Aus unserem Archiv: GFF 12/21 Wie ökologisches Bauen in der Praxis gelingt

Das Thema Nachhaltigkeit ist en vogue: Kaum ein Betrieb, Unternehmen oder Werk kommt umhin, sich diesem Begriff zu verschreiben und sich mit ihm zu präsentieren – doch was bedeutet das in der Realität? GFF hat sich in der Branche, namentlich bei Fensterbau Leopold, Salamander und dem Sentinel Haus Institut, umgehört, wie sich ökologisch bewusstes Handeln definieren und umsetzen lässt.

Rein ökologische Holzfenster auf dem Vormarsch: Bei Leopold Fensterbau steigt die Nachfrage stetig an. - © Leopold Fensterbau

Gesündere Gebäude müssen die Regel werden – nicht die Ausnahme: Diesem Motto hat sich das Sentinel Haus Institut (SHI) in Freiburg verschrieben. Das Institut unterstützt u.a. verschiedene Unternehmen, Bauherren und Investoren auf dem Weg zu nachhaltigen Objekten und Produkten mithilfe von Leitfäden, Schulungen, Produktempfehlungen sowie Qualitätsmanagement auf der Baustelle – bis hin zur Messung und anerkannten Zertifizierung der Gebäude.

Das Sentinel Haus Portal ermögliche dabei schnelle und sichere Orientierung im Markt für gesunde und ökologisch nachhaltige Lösungen. Verbraucher und Profis finden auf der Online-Plattform alles, was sie für gesündere Gebäude benötigen: speziell geschulte Experten, vom Handwerker bis zum Architekten, vom Baustoffhandel bis hin zum zertifizierten Bauunternehmen, sowie geprüfte Produkte, wie schadstoffarme Baustoffe, Innenausstattung und Reinigungsmittel. Jedes gelistete Produkt untersucht das SHI vorab im Labor auf Schadstoffe.

Nachhaltigkeit nimmt Fahrt auf

Das Institut zertifiziert und prüft sowohl Unternehmen als auch Produkte nach diversen Qualitätskriterien. "Mehr als 330 Hersteller und unzählige Artikel sind in unserem Sentinel Portal gelistet. Die Produkte müssen transparenten Qualitätskriterien entsprechen, welche regelmäßig durch uns überprüft werden", sagt Peter Bachmann, Geschäftsführer des Sentinel Haus Instituts. Die Prüfkriterien sind dabei auf der Website www.sentinel-haus.de unter Qualitäten & Prüfkriterien einsehbar. Das SHI zertifiziert zudem Immobilien und Bauunternehmen in Bezug auf Gesundheitsaspekte im Gebäude.

Das Trendthema Nachhaltigkeit gewinnt auch in der Fensterbaubranche weiterhin an Bedeutung. "Grundsätzlich muss man Nachhaltigkeit in die Bereiche Produkt, Immobilie und Unternehmen aufteilen. Auf Produkt- und Immobilien­ebene nimmt Nachhaltigkeit stark an Bedeutung für die Fensterbaubranche zu", sagt der Experte. "Öffentliche und institutionelle Bauprojekte fordern zunehmend Nachhaltigkeitskriterien und Gesundheitsnachweise auf Materialebene für zertifizierte Immobilien."

Inflationäre Verwendung der Bezeichnung Ökologisches Produkt

Die Bezeichnung ökologisches Produkt findet heutzutage laut Bachmann eine inflationäre Verwendung im Markt – um diesen Begriff tatsächlich verwenden zu können, müsse allerdings die Qualität stimmen und gewisse Voraussetzungen erfüllt sein: "Ökologisch, nachhaltig, biologisch und gesund sind Begriffe, welche leider im Marketing recht willkürlich und oft ohne messbare Kriterien verwendet werden. Für mich ist ein Produkt ein gutes Produkt, wenn die genannte Qualität vertraglich und messbar bewiesen ist."

Nachhaltige Produkte herzustellen – und insbesondere sie ebenso auszuzeichnen –, hat seinen Grund: Die Nachfrage nach ökologischen Produkten rund um den Fensterbau ist vorhanden – Tendenz steigend. "Kunden fragen im Besonderen nach Produkten, die Mensch und Umwelt schützen und idealerweise bezahlbar sind", sagt der Geschäftsführer.

Die nachhaltige Lebenskultur, die Nachfrage nach ökologischen Produkten, der Wunsch nach gesunden Gebäuden – das alles komme wenig überraschend, sondern liege in vielerlei Abwägungen der Entscheidungsträger begründet. "Schutz von Umwelt und Gesundheit ist eine knallharte ökonomische Entscheidung. Kranke Menschen, geschädigte Umwelt und Imageverlust können und werden Unternehmen künftig zunehmend beschäftigen und zum Handeln bewegen", sagt Bachmann.

Fensterbau Leopold: Holzfenster im geölten Gewand

Fensterbau Leopold befasst sich mit Fragen rund ums ökologische Bauen seit zirka zwei Jahren intensiv: "Was können wir machen, damit das Fenster ökologischer wird?!" Insgesamt sind nachhaltige Aspekte schon länger in der Unternehmensphilosophie verankert. "Wir suchen uns regionale Händler, die uns Materialien liefern, damit der Transport nicht durch ganz Deutschland erfolgt. Im Betrieb selbst nutzen wir zudem keine Lösemittel mehr, sondern setzen zeitgemäß auf wasserbasierte Lösungen – auch bei Kunststofffenstern, die Holzfenster haben diesen Trend nur beflügelt", sagt Michael Leopold, Geschäftsführer von Fensterbau Leopold.

Die Kunden des Unternehmens tendieren immer mehr Richtung Natur, setzen also auf ökologische Produkte. "Immer wieder kommen Kunden, die nach geölten Holzfenstern fragen – auch, wenn sie dann auf die Oberfläche keine Gewährleistung bekommen. Das ist natürlich Natur pur", sagt Leopold.

Mit dem Trend zurück zur Natur

Hat aber auch seinen Preis: Neben den finanziellen Mehrkosten kommt der Pflegeaufwand hinzu. Die Kunden müssen eigenverantwortlich immer wieder den Rahmen nachölen, wenn sie die natürliche Patina erhalten wollen – im Sinne der Nachhaltigkeit nehmen die Auftraggeber diesen Mehraufwand jedoch gerne auf sich.

"Das haben wir bemerkt und darauf reagiert. In Zusammenarbeit mit der Firma Adler haben wir uns Produkte empfehlen lassen, mit denen wir diese ökologischen Aspekte umsetzen können – aber unter dem Vorbehalt, dass ein Gewährleistungsverzicht bezüglich der Oberfläche unterschrieben wird", sagt Leopold. "Da müssen wir die Kunden sensibilisieren und aufklären, was sie zu tun und wie sie zu pflegen haben, wenn die Fenster länger wie frisch aus der Produktion aussehen sollen. Die natürliche Patina vergraut und reißt ohne Pflege mit der Zeit – allerdings empfinden manche Kunden auch das als optisch modern."

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