Bundesverband ProHolzfenster 30 Jahre Lobbyarbeit für das Holzfenster und wie es dazu kam

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Bundesverbands ProHolzfenster sprach Vorsitzender Eduard Appelhans über die Geschichte des Verbands, die Gründe für die Entstehung und was er bis heute schon alles erreicht hat.

Eduard Appelhans  ist Vorsitzender des Bundesverbands ProHolzfenster (BPH).
Eduard Appelhans ist Vorsitzender des Bundesverbands ProHolzfenster (BPH). - © Metzger

Eduard Appelhans ist bereits seit Anfang an beim Bundesverband ProHolzfenster dabei. "Unser Betrieb, die Sorpetaler Fensterbau, bekam 1994 die Einladung zu einem ersten Treffen bei der Weinig AG in Tauberbischofsheim. Das sprach uns direkt an. Mein Bruder Norbert fuhr spontan hin." Das nächste Treffen fand dann bei Appelhans im Sauerland statt. Zusammen mit Achim Kopfmann, Rudi Walz, seinem Bruder Norbert, Andreas Neumeier und anderen konnte er mitwirken, die Struktur für die Initiative ProHolzfenster aufzusetzen.

Chlorhaltige PVC-Fenster verdrängten Holzfenster

"Man musste versuchen, den damals stetigen Rückgang der Marktanteile von Holzfenstern zu bremsen und wenn möglich wieder zu stabilisieren. Schon vor der ersten Zusammenkunft bei Weinig hatten uns Berliner Abgeordnete angesprochen, dass wir ihnen Argumente pro Holzfenster liefern sollten", erzählt Appelhans. Umweltverbände hatten damals das chlorhaltige PVC als höchst problematisches Material identifiziert und entsprechende Kampagnen initiiert. Chlor war ein Abfallprodukt der chemischen Industrie, das untergebracht werden musste – unter anderem seit Anfang der 1960er Jahre im PVC-Fenster, und zwar in großen Mengen. Dafür hatte die Chlorchemieindustrie eine starke Lobby-Organisation aufgebaut.

"Diese Lobbyarbeit war echt gut, sehr langfristig strategisch angelegt und effektiv. Das Motto war einfach: 'Nie mehr streichen'", erklärt Appelhans. Anfangs waren PVC-Fenster teurer als Holzfenster. Als aber ihre Marktanteile in den 1980er Jahren stiegen und immer größere Mengen produziert wurden, wurden sie deutlich billiger. Der Holzfenster-Markt geriet immer mehr unter Druck. "Das Motto war gut, stimmte aber nicht, wie man heute weiß. Schauen Sie sich mal alte Kunststofffenster an, besonders wenn sie dunkel waren."

Auftragslage für Holzfenster verschlechterte sich stetig

Die Branche – allen voran Weinig – sah schwindende Marktanteile und wollte etwas machen. "Wir hatten diese Anfragen aus Berlin und wussten nur, das Holzfenster ist unter Druck. Die größeren Zusammenhänge waren uns damals gar nicht klar", erläutert der BPH-Vorsitzende. "Wir hatten das Gefühl, wir sind wie Störche und die Aufträge sind die Frösche, von denen wir leben. Und Frösche können eben nur in einer Feuchtwiese leben und gedeihen. Unsere Wiese wurde aber immer mehr trockengelegt." Die Lobbyarbeit und strategische Vorgehensweise, wie sie die internationale Alu- und PVC-Grundstoffindustrie an den Tag legte, war die Holzfensterbranche einfach nicht gewohnt. Von den Waldbauern über die Sägewerke, die Holzhändler bis zum Holzfensterbauer sind alle eher mittlere und kleinere Unternehmen, oft handwerklich aufgestellt. "Wir mussten deshalb unbedingt versuchen, die Wiese feucht zu halten, also Marktanteile zu stabilisieren."

Gelungen ist dies dem Verband nicht ganz. Mengenmäßig sind die Zahlen stetig weiter abgesackt. Die Fensterfertigung wurde immer mehr skaliert. Das Holzfenster als Naturprodukt ist nicht so skalierfähig wie das PVC- oder Aluminium-Fenster. "Und um den Markt zu drehen, hatten wir nicht das Budget. Wir bekommen aber heute mehr Geld für unsere Produkte", erzählt Appelhans. "Daran merkt man die hohe Wertschätzung, die sie erfahren. Und was die Marktanteile betrifft: Es zählen immer noch die, die in Euro gemessen werden. Das ist gut für uns."

ProHolzfenster trägt zu stabilem Holzfenstermarkt bei

Der Verband hat zudem einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, den Verdrängungswettbewerb immerhin zu dämpfen. Zu einer Veranstaltung der Grünen 1996 in Münster zum Thema PVC reisten die PVC-Vertreter nach Appelhans Erzählung busweise an. Diese hätten damals persönlich zu ihm gesagt, dass sie die Holzfensterbauer auch noch dahin kriegen, wo sie die Holz-Rollladen-Bauer inzwischen haben, nämlich unter drei Prozent Marktanteil. "Das war mein Erweckungserlebnis. Das haben sie mit uns nicht geschafft. Heute rennen wir mit unseren Anliegen, schöne Holzfenster im Markt zu halten, offene Türen ein. Wir haben eben einen natürlichen Werkstoff – als einzige in der Branche übrigens", betont der BPH-Vorsitzende.

Der Bundesverband ProHolzfenster ist auch Ansprechpartner, wenn es um Holz- bzw. Holz-Aluminium-Fenster geht, gerade für die Politik und die Öffentlichkeit. "Wir erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das Holzfenster erhalten bleibt und nicht zu einem absoluten Randprodukt wird. Heute stehen viele unserer Betriebe gut da, der Holzfenstermarkt ist erstaunlich stabil. Den großen Massenmarkt haben wir allerdings nicht mehr, was vielleicht auch ganz gut so ist." Außerdem habe es der Verband allein durch seine Existenz geschafft, dass sich die Holzfensterbranche besser vernetzt hat.

Plädoyer für Holz als nachhaltigstes Fenstermaterial

Heute ist das bestimmende Thema der menschengemachte Klimawandel und die Notwendigkeit des Klimaschutzes, insbesondere im Gebäudesektor. Große Teile der Bauindustrie sind schwer darum bemüht, ihren konventionellen Bauweisen einen grünen Anstrich zu verleihen. Die Fensterbranche ist davon nicht ausgenommen. "Doch plötzlich heißt es, das Holzfenster sei nicht so nachhaltig wie das Kunststoff- oder Alufenster, weil es sich nicht recyceln ließe. Dies ist eine grobe Verdrehung der Tatsachen und spricht dem Holz seine Kerneigenschaft als nachhaltigstes Fensterrahmenmaterial ab", kritisiert Appelhans. Der Bundesverband ProHolzfenster will dem etwas entgegensetzen und für das Holz als Fenstermaterial plädieren. Er ist der einzige Verband, der ausschließlich die Interessen der Holzfensterbranche vertritt. "Auch die kontinuierliche Vernetzung unter Fensterbauern, Zulieferern und den Verbänden der Branche ist wichtig, das schafft Vertrauen. Wir werden mittlerweile im politischen Spektrum als Mittelständler mit ökologischem Werkstoff gut gehört."