Kurz gefragt „Zuerst Materialknappheit, jetzt wird gehamstert.“

Dipl.-Ing. Jörg Jager ist Inhaber eines Architekturbüros in Aachen. - © Jager

GFF: Herr Jager, wie gehen Sie mit den aktuellen Preissteigerungen um?

Jager: Momentan versuchen wir einen Sicherheitspuffer bei Preiskalkulationen einzuplanen. Aktuelle Statistiken zeigen, dass sich die Holzpreise wieder leicht über Vorjahresniveau stabilisieren. Meine Einschätzung geht in die gleiche Richtung. Mehreren Artikeln zufolge wird sich der Preis mit einer Steigerung von zirka zehn Prozent einpendeln. Beim Stahlpreis sieht das etwas anders aus. Dieser ist mehreren Faktoren ausgesetzt, wie den Containern, die momentan noch nicht so rotieren, wie sie sollten. Auch die Stahlproduktion in China und Indien läuft gerade erst wieder an. Ich vermute, dass der Preis den Höhepunkt erreicht hat, wieder einbrechen und sich in etwa zehn Monaten mit einer leichten Preissteigerung stabilisieren wird. Einen ähnlichen Eindruck vermittelt der Kunststoffbereich.

Experten sprechen von einer einzigartigen Entwicklung – wie ist Ihr Eindruck?

Die Entwicklung ist einzigartig und pandemiebedingt. Zuerst kam das Material nicht. Nun kommt das Material, aber das Ganze zieht sich weiter hin: Leute tätigen plötzlich Hamsterkäufe – das verschiebt alles nach hinten.

Welche Auswirkungen hat das für die Baubranche?

Ich sehe zurzeit, dass neue oder sich im Vertrieb befindliche Projekte schwierig zu kalkulieren sind. Ich glaube, Investoren oder Projektentwickler gehen im Moment aufgrund der Kostensicherheit nicht so viele neue Projekte an – auch wenn wir momentan durch die neuen Wärmeschutz-Fördermittel sogar etwas zurückbekommen können. Das funktioniert allerdings ebenfalls nicht unbegrenzt.