Aluprofile und mehr locken 4.000 Besucher an Zu Gast bei Heroal – Hausmesse in Hövelhof

Auf seiner ersten Hausmesse für 4.000 Besucher hat Profilhersteller Heroal bewiesen, dass man in Hövelhof seine Kunden kennt. Und für die hatte sich das Kommen zweifellos gelohnt.

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„Lassen Sie sich nicht verrückt machen!“ Nanu, was ist das denn? Auf dem Schild von Eberhard Achenbach, der sich da in einer der zwei neuen Heroal-Hallen Anfang Mai 2010 in der Nähe des Stammhauses in Verl mal wieder die CE-Kennzeichnung vorgenommen hat, steht „Sachverständiger“, sogar „technischer Referent beim Bundesverband Flachglas“. Mit gesenkten Köpfen hatten die geladenen Kunden in den Stuhlreihen Platz genommen; in Erwartung des sonst üblichen: „Sie als Handwerker müssen ..., sonst ... .“ Und jetzt das: „Lassen Sie sich nicht verrückt machen“, tönt es von der Bühne. Plötzlich kommt Leben in die Bude, es wird sogar gelacht. An der Stelle nämlich, als Achenbach klarmacht, wie wenig es mit Qualität zu tun hat, wenn theoretisch ein Fenster, mit Einscheibenglas ohne Dichtung zwischen Flügel und Blendrahmen in England hergestellt und im Baumarkt für ein paar Euro feilgeboten, die inzwischen berüchtigten zwei Buchstaben aufweist; ein auf dem neuesten Stand befindliches, elektrisch gesteuertes und optimal belüftetes Dreh-Kipp-System nicht. Im Klartext: „Sie bringen das Fenster in den Verkehr, also sollten Sie am besten auf dem Lieferschein angeben, dass es über eine CE-Kennzeichnung nach DIN EN 14351 verfügt.“ Ansonsten? „Riskieren Sie, dass Sie Ihr Geld nicht kriegen.“ Dazu braucht es Daten zum U-Wert, zum g-Wert, zur Fugendurchlässigkeit; und zur werkseigenen Produktionskontrolle – für nach ISO 9.000 zertifizierte beziehungsweise mit dem RALGütezeichen ausgestattete Betriebe eine leichte Übung; und auch für andere keine unüberwindbare Hürde: „Dat kriecht doch auch der Drei-Mann-Betrieb mit dem Jupp, dem Theo und dem Fritz hin“, geht Achenbach mit dem Auditorium auf Tuchfühlung. „Und wenn heut’ ma’ der Jupp nich’ kommt, weil er gestern den Atze Schröder gehört hat, dann muss halt irgendwo festgehalten sein, wie dem Jupp seine Maschine geht und wer die bedient, wenn der Jupp nicht da ist.“ Dafür gibt es Beifall. Die Leute wirken erleichtert und ermutigt, als sie nach dem Vortrag zurück zum Ausstellungsgelände gehen. Einer ist Willi Schwarz, Geschäftsführer der Glasbau Schwarz GmbH in Kiel. Auf seiner Karte steht: „Glaserei und Fensterbau, gut seit Generationen.“ Das ist keine Übertreibung, die Firma, mit 35 Beschäftigten deutlich größer als ein Drei- Mann-Betrieb, existiert bereits 138 Jahre.

Doch die Sache mit dem CE-Zeichen hat selbst ihm Kopfzerbrechen bereitet. Nach Achenbachs Vortrag sieht er klarer. Und sonst? „Was mir bisher am meisten imponiert hat“, sagt der Geschäftsinhaber, „ist der 3-D-Plotter aus der Heroal-Forschung, mit dem Formteile nach CAD-Zeichnungen hergestellt werden können.“ Hintergrund: „Ich habe mir vor Ewigkeiten ein System zur Verlegung von Glasbausteinen patentieren lassen. Leider haben die Hersteller ihr Produkt verändert, so dass sich durch einen solchen Prototypen feststellen ließe, ob diese neuen Glasbausteine mit unserem Verlegesystem noch verarbeitbar sind.“ Das ist der Sinn solcher Hightech-Anlagen, bestätigt auf Nachfrage Heroal-Entwickler Peter Brünemann: „Das Rapid Prototyping versetzt Sie in die Lage, zuerst das Ergebnis prüfen zu können, ehe in neue Werkzeuge investiert wird.“ Das Gerät wird von einem Rechner mit CAD-Informationen gefüttert und setzt die Zeichnungen dann um. Heroal legt Wert darauf, dass es vom Rollladen über das Fenster bis zu moderner PV zwar stets erfolgreich nach neuen Einsatzmöglichkeiten für seine Aluminiumprofile gesucht hat; sich aber nie dazu hinreißen ließ, statt der vom Kunden zu verbauenden Systeme das Endprodukt herzustellen und für den Verarbeiter vom Lieferanten zum Wettbewerber zu werden. Zwar lässt das Unternehmen über das Investitionsvolumen am neuen, bis heute 20.000 Quadratmeter Fläche bietenden Standort Hövelhof so wenig Zahlen raus wie über den Umsatz; doch wird spekuliert, die Ausgabe belaufe sich auf weit mehr als 20 Millionen Euro. Immerhin hat man sich vorgenommen, in Sachen Logistik und Lieferfähigkeit für die Branche europaweit neue Standards zu definieren. Wie dem auch sei, bei der ersten Hausmesse (Inhaberin Dr. Vera Schöne: „Das könnte durchaus eine Alternative zu den bisherigen Messeteilnahmen sein“) wird geklotzt, statt zu kleckern. Da verkauft TV-Urgestein Harry Wijnvoord zugunsten eines Kinderhospizes spezielle Oberflächenpolituren für Aluprofile, dort sagt Sportstudio- Legende Wolf-Dieter Poschmann den nächsten Referenten auf der Bühne in Halle 2 an.

Und nicht nur der Promifaktor stimmt. Ganz tief beugt sich Ralf Meermeier über die Fassadenlösung 180 ES. Er zeigt: „Dieses Profil für eine Pfosten-Riegel-Konstruktion ist durch den üppigen Einsatz von Schaumstoff zusätzlich gedämmt. So ist mit einem entsprechenden Glas ein Uw-Wert von unter einem W/m2K möglich.“ Der Heroal-Verkaufsleiter nimmt sich genauso Zeit für die Kunden wie nebenan beim Sonnenschutz sein Kollege Hans-Jürgen Krüger. Der Mann ist Roll ladenspezialist, seine Botschaft lautet: Flexibilität. So lassen sich in das Blendensystem GKS-R, dann stranggepresst, je nach Kundenwunsch verschiedene Raffstores einclipsen.

Also gilt auch hier: Der Abnehmer bezieht beim Hersteller die Längenware, die ihm selbst noch alle Möglichkeiten lässt, Wertschöpfung zu erzielen. Heroal zeigt sein gesamtes Portfolio an diesen beiden Tagen, von der Hebe-Schiebe-Tür, Serie 170, mit einer Fläche von sechs auf drei Meter bis zu einer Lösung, die laut Meermeier dem Umstand Rechnung trägt, dass im Bestandsbau zunehmend neues Glas in alte Rahmen eingesetzt wird. Und das Unternehmen bringt Sach- und Produktinformation zusammen.

Das Drumherum ist dabei so genau auf die Kundschaft zugeschnitten, dass man nicht umhin kommt, dem Veranstalter für diese Premiere Respekt zu zollen. Da wird nicht wie sonst vielfach üblich mit Supermarktlachs der Erwartungshaltung von Provinzschickis Genüge getan. Nein, da passt am Abend die Currywurst so exakt zum Programm, dass nichts gekünstelt wirkt. Wie schildert doch zum Ausklang Atze Schröder sein Coming-Out im Gourmettempel: „Monsieur, hamse ’n Tisch bestellt?“ – „Wieso, bist du Tischler?“

GFF hat nachgefragt bei Klaus Braun, Geschäftsführer Heroal

GFF: Herr Braun, warum stellen Sie die fertigen Produkte denn nicht selbst her?
Braun: Wir sind Partner, Lieferant unserer Kunden, nicht deren Mitbewerber. Deshalb haben wir in Langgut- und Europalettenplätze investiert, um den Abnehmer bei den Lagerkosten zu entlasten. Und wir sprechen im Endkundengeschäft über kleinere Volumina bei größerem Personaleinsatz.

GFF: Rollladenbauer wollen Sie an zwei Tagen fit für PV machen. Ist das realistisch?
Braun: Wir haben keinen Grund, die Kunden zu unterschätzen. Und wir haben, vielleicht weil wir Spätstarter in diesem Segment sind, wirklich sehr einfache Systeme.

GFF hat nachgefragt bei TV-Moderator Wolf-Dieter Poschmann

GFF: Herr Poschmann, was verschlägt Sie denn vom Sportstudio bis nach Hövelhof?
Poschmann: Ich moderiere im Auftrag des Veranstalters das messebegleitende Vortragsprogramm. Das ist sehr interessant. Da hat gerade ein Professor gesprochen ...

GFF: Prof. Dr. h.c. Klaus Layer ...
Poschmann: Ja. Der hat den russischen Verdienstorden bekommen, weil er technische Unterstützung leistete. Beeindruckend.

GFF: Und das Thema?
Poschmann: Um das Energiesparen kommt heute niemand mehr herum. Ich habe selber eine PV-Anlage auf dem Dach. Da rechne ich auch nach, was die bringt. Schließlich will man ja wissen, ob sich die Investition am Ende wirklich gelohnt hat.