Glas in der Waschmaschine Wasserqualität entscheidet über Produktqualität

Gibt es bei der VSG-Herstellung einen Zusammenhang zwischen der in der Waschmaschine eingesetzten Wasserqualität und einer späteren Delamination? Unter anderem dieser Frage gingen die Teilnehmer am Expertentreff von Enviro Falk in der Münchner AllianzArena nach.

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    Von Wasseraufbereitung bis Delamination: Zirka 20 Teilnehmer kamen zum Expertentreff von Enviro Falk in die Münchner AllianzArena.
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    Christoph Gilles von Enviro Falk erklärte an der sog. Wickelmembran die Umkehrosmose.
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    Dr. Jan Beekhuizen von Kuraray erläuterte den Teilnehmern, welche Rolle die Wahl der Folie für die VSG-Herstellung spielt.

Christoph Gilles von Enviro Falk erläuterte in seinem Vortrag „Wasseraufbereitung – unverzichtbar für gutes Glas“, dass beim Waschvorgang die in der Glaswaschmaschine eingesetzte Wasserqualität eine entscheidende Rolle für die spätere Produktqualität spielt. Der Anwendungsberater stellte dar, wie die Anlagentechnik des Prozesswasser-Spezialisten Stadtwasser zu vollständig entsalztem Wasser aufbereitet. „Je mehr Salze herausgefiltert werden, desto niedriger ist die Leitfähigkeit und desto reiner ist das Wasser“, fasste Gilles den Aufbereitungsprozess zusammen. Nach einer Vorbehandlung wird das Rohwasser in einer Enthärtungsanlage zu Weichwasser. Anschließend filtert die Umkehrosmose-Anlage 98 Prozent der Salze heraus. Um das Prinzip der Osmose zu verdeutlichen, warf Gilles die Frage auf: Warum platzt die Kirsche nach dem Regen? Eine verdünnte Lösung (Regentropfen) ist durch eine halb durchlässige Membran (Kirschhaut) von einer höher konzentrierten Lösung (Zuckerlösung) getrennt. Das System möchte ein Gleichgewicht herstellen: Aus der verdünnten Lösung strömt die Wasserphase durch die Membran, in der konzentrierten Lösung steigt der Druck an, die Kirsche platzt auf.

Geringe Leitfähigkeit = hohe Qualität

„Bei der Umkehrosmose kehrt Druck, der auf die konzentrierte Lösung ausgeübt wird, den Prozess um“, erläuterte Gilles. Gelöste Teilchen wie Salze bleiben in der konzentrierten Lösung zurück, die Wasserphase tritt durch die Membran. Dieses Reinwasser (Permeat), das einen Salzgehalt von nur zwei Prozent aufweist, hat eine Leitfähigkeit von drei bis 20 Mikrosiemens pro Zentimeter. Zum Vergleich: Bei Rohwasser liegt der Wert zwischen 100 und 1.800 Mikrosiemens. Durch Mischbett-Ionenaustauscher erhält der Anwender schließlich vollständig  entsalztes Wasser mit einer Leitfähigkeit von weniger als 0,1 Mikrosiemens. „Mit weniger als 20 Mikrosiemens lässt sich in der Waschmaschine fleckenfreie Trocknung erzielen“, nannte Gilles als Anhaltspunkt. Welche Leitfähigkeit beim Waschvorgang nötig sei, hänge von den Verarbeitungsrichtlinien der Glashersteller ab, aber auch von der Glasanwendung und dem weiteren Fertigungsprozess. Vor der Beschichtung von Glas sollten die Scheiben laut Gilles beispielsweise mit Wasser gereinigt werden, das eine Leitfähigkeit zwischen 0,06 und einem Mikrosiemens hat.

PVB ist nicht gleich PVB

Welchen Einfluss die Wasserqualität auf die Produktqualität hat, zeigten anschließend Jochen Regenauer und Entwicklungsleiter Dr. Jan Beekhuizen von Folienspezialist Kuraray am Beispiel von Verbundsicherheitsglas (VSG). In ihrem Vortrag „Delamination und deren Ursachen“ gingen die Experten auf verschiedene Parameter ein, die die Haftung der PVB-Folie am Glas beeinflussen. „Das Waschwasser hat Einfluss auf die Glashaftung“, konstatierte Beekhuizen. Nur wenn beim Waschvorgang entsalztes Wasser mit einer geringen Leitfähigkeit von weniger als 20 Mikrosiemens zum Einsatz komme, weise die Folie die Haftung auf, die der Hersteller angebe. Entscheidend für die Haftung sei ferner die Qualität der Gläser. Das hätten Laborversuche mit unebenem Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) gezeigt. Allerdings beeinflusst die Wahl der Folie diesen Parameter: Dickere Folien gleichen Beekhuizen zufolge Unebenheiten der Gläser besser aus als dünnere Folien. Eine höhere Haftung halte die beiden Glasscheiben länger und besser zusammen. Auch darüber hinaus wussten die Kuraray-Experten Interessantes zu berichten. Demnach sollten Verarbeiter bei vorgespannten Gläsern nur Folien mit einer hohen Haftung verwenden. „Sonst kommt es zur Delamination“, sagte Beekhuizen. Folien mit einer geringeren Haftung seien für angriffshemmende Verglasungen gemäß EN 356 geeignet. „Die Durchschlagfestigkeit ist nur dann gegeben, wenn die Folie elastisch genug ist.“ Von diesen Hinweisen will Glasermeister Johannes Henrich, der an dem Expertentreff teilnahm, profitieren. „Wir laminieren zwar nicht selbst. Aber das Wissen, dass es verschiedene Folien für die unterschiedlichen Einsatzgebiete gibt, hilft: Beim Einkauf kann ich so gezielter nachfragen, um letztlich die Qualität abzusichern“, sagte Henrich im GFF -Gespräch.

Ist der Dichtstoff verträglich?

Abschließend sprach Ralf Stretz von Kömmerling Chemische Fabrik über Kleb- und Dichtstoffe im Glasbereich. Er ermahnte die Teilnehmer, auf die Verträglichkeit der Produkte zu achten, die im und am Isolierglas zum Einsatz kommen. „Sonst kommt es zu einer Wechselwirkung, die unter Umständen die Eigenschaften eines Stoffes negativ beeinflusst“, sagte Stretz, der als ein Beispiel die Verklebung des Verglasungsklotzes nannte. Im schlechtesten Fall nehmen Randverbund und Klotz Schaden. Ein Problem, mit dem Glasermeister Johannes Henrich bei Reparaturarbeiten bereits konfrontiert war. „Die Verträglichkeit von Dichtstoffen ist ein wichtiges Thema. Wir fragen für Dichtstoffe, die wir einsetzen, bei den jeweiligen Herstellern nach, ob Unverträglichkeiten mit anderen Stoffen bestehen, die damit in Berührung kommen.“