Glasbearbeitung 2.0 Warum die Laserbearbeitung von Glas ein Zukunftsthema ist

Die Laserbearbeitung von Glas eignet sich nicht nur, um High-End-Produkte herzustellen. Die Technologie spielt ihre Vorteile auch bei Standardgläsern aus, bei denen bisher mechanische Fertigungsverfahren dominieren. GFF gibt einen Überblick über verschiedene Anwendungen.

Spiegelentschichtung mit dem Laser – auf einer C-vertica Anlage von Cericom. - © Cericom

Mit Eclaz hat Saint-Gobain Glass ein Hochleistungsglas entwickelt, das sehr gute Wärmeschutz- bzw. Isoliereigenschaften mit einem äußerst hohen Tageslichteintrag verbindet. Um diese Produkteigenschaften zu erzielen, setzt der Glashersteller ein spezielles Laserverfahren als Beschichtungstechnologie ein. Auch über die Herstellung des Wärmeschutzglases hinaus sieht das Unternehmen Potenzial in der Lasertechnik – wenngleich die Investitionskosten geringer sein dürften. „Lasertechnik ist sicherlich ein Zukunftsthema, aber auch sehr teuer“, teilt der Hersteller auf Nachfrage mit.

Wo die Lasertechnologie aktuell steht, welche Vorteile der Einsatz von Lasern bei der Bearbeitung und Veredelung von Flachglas bietet und welche Anwendungen heute bereits möglich sind, das hat GFF drei Laser-Sezialisten gefragt: Trumpf, Cericom sowie das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT.

Kurzpulslaser für Glasbearbeitung

Das Unternehmen Trumpf, das auch am Eclaz-Projekt beteiligt war, entwickelt und fertigt verschiedene Arten von Lasern. Für die Bearbeitung von Glas eignen sich dem Unternehmen zufolge besonders die Kurzpulslaser. „Wie ihr Name sagt, arbeiten Kurzpulslaser mit kurzen Laserpulsen, die hohe Pulsenergien liefern. Die Industrie nutzt sie für zahlreiche Anwendungen“, sagt Jan Wieduwilt, Industriemanager bei Trumpf und Spezialist für Glasbearbeitung mit dem Laser.

Bei der Bearbeitung und Veredelung von Flachglas kommen Laser des Unternehmens nach seinen Angaben vor allem in der Displayfertigung von Smartphones zum Einsatz. Das Unternehmen habe ein Ultra­kurzpuls-(UKP-)Laserverfahren entwickelt, das nicht nur bruchfeste Displays erzeuge, sondern auch Arbeitsschritte reduziere – und damit Aufwand und Ausschuss bei den Displayherstellern verringere. „Zirka die Hälfte unserer verkauften Ultrakurzpulslaser nutzen Anwender für die Bearbeitung von Glas, zum Beispiel von Smartphones“, sagt Wieduwilt.

Architekturgläser mit besonderen Eigenschaften

Neben der Displayglas-Bearbeitung eignen sich Laser nach seinen Angaben auch sehr gut für die Bearbeitung von Architekturgläsern mit besonderen Eigenschaften. „Bei der Fertigung von Gläsern mit integrierter Photovoltaik führt kein Weg am Laser vorbei“, sagt der Fachmann. Das gelte auch für Gläser mit integrierten elektronischen Leiterbahnen, welche die Scheibe abdunkeln. „Bei diesen Gläsern bringen die Hersteller eine spezielle Schicht auf. Um später die Verdunklung beziehungsweise die Stromerzeugung zu ermöglichen, müssen sie diese Schicht strukturieren – dies gelingt am besten mit dem Laser.“

Mehr dazu in GFF 11/22, die Ausgabe erscheint am 8. November.