Mit Schutzleiste alte Fenster sicher machen Vom TV-Flop zum seriösen Nachrüstprodukt

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Adolf Hein und Gereon Görlich haben eine Schutzleiste entwickelt, die sich an flächenversetzten Fenstern nachrüsten lässt und ein Aufhebeln unmöglich machen soll. Warum ein TV-Auftritt mit einem Desaster endete und trotzdem sein Gutes hatte.

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    Adolf Hein (li.) und Gereon Görlich sind die Erfinder der HGZ Schutzleiste.
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    Die Zeichnung zeigt die Funktionsweise von Schutzleiste und Schutzwinkel.

Es begann mit einer Blamage: „Hier knackt Joko ein unknackbares Fenster“, titelte die „Bild“-Zeitung. Was war passiert? Tüftler Adolf Hein und sein Kompagnon Gereon Görlich wollten in der ProSieben-Erfindershow „Das Ding des Jahres“ nichts weniger als die perfekte Einbruchsicherung vorstellen: eine Schutzleiste, bestehend aus Edelstahl-Winkel und Alu-Verblendungsleiste, die außen auf dem Fensterrahmen montiert wird. Die Leiste, so lautete die Ankündigung, soll die Schnittstelle zwischen Blend- und Flügelrahmen schützen und ein Aufhebeln unmöglich machen. „Die Einbrecher sind machtlos, die beißen sich die Zähne aus“, sagte Hein. Doch das Erfinderteam hatte die Rechnung ohne Jury-Mitglied Joko Winterscheidt gemacht. Mit Hammer und Schraubenzieher bewaffnet, knackte er das gesicherte Fenster in kurzer Zeit, zu seiner eigenen Überraschung. „Was habe ich gemacht? Ich bin in die Leiste eingebrochen“, sagte er peinlich berührt. Das Fenster sei nicht richtig geschlossen gewesen, oben habe sich ein Zapfen nicht richtig ins Schließteil eingehakt, verteidigte Görlich die Erfindung. Doch das Publikum im Saal konnte er damit nicht überzeugen. Dieses wählte zwei andere Erfindungen ins große Finale.

Verbesserungspotenzial erkannt

Aufgegeben haben die beiden Erfinder aber nicht. Im Gegenteil, zusammen mit dem Produktmanager und Partner Georg Hauser haben sie die Erfahrungen aus der TV-Show genutzt, um ihr Produkt zu verbessern. „Mit dem richtigen Werkzeug wie Schraubendreher und Hammer konnte man mit dem nötigen Kraftaufwand zwischen Leiste und  Rahmen eindringen, so eine Hebelwirkung erzeugen und das Fenster aufbrechen“, analysiert Görlich, Inhaber der inzwischen gegründeten Firma HGZ Schutz GmbH, die Schwachstelle der TV-Leiste im Gespräch mit GFF . Die neue Schutzleiste und der neue Schutzwinkel, die für eine hohe Festigkeit aus einer speziellen Aluminiumlegierung gefertigt sind, verhinderten dies. Das Funktionsprinzip haben die Erfinder dafür geändert: Die TV-Leiste wurde auf den Flügelrahmen geschraubt und verklebt – press an den Blendrahmen.

In der verbesserten Version verklebt und verschraubt der Verarbeiter zum einen eine Schutzleiste auf dem Flügelrahmen. Zum anderen verklebt und verschraubt er einen Schutzwinkel so auf dem Blendrahmen, dass dieser auf der Schutzleiste aufliegt und die Schnittstelle zwischen Blend- und Flügelrahmen überdeckt. „Dadurch ist diese Sicherheitslücke geschlossen und ein Aufhebeln des Fensters extrem erschwert, wenn nicht sogar unmöglich“, sagt Görlich. Der Einbrecher finde an den abgeschrägten Elementen keinen Ansatzpunkt. Wobei das Schutzniveau natürlich als relativ zu sehen ist: Das Ziel sei es, Einbrecher so lange aufzuhalten, bis sie von ihrem Versuch ablassen und weiterziehen. In dieser Hinsicht bietet die Schutzleiste laut Görlich einen weiteren Vorteil. Sie beuge mechanischen Beschädigungen am Fensterrahmen vor und eigne sich so auch als Ergänzung zu innen liegenden Sicherungen. „Nicht alle Versicherungen zahlen entstandene Schäden, wenn es beim Einbruchversuch geblieben ist“, sagt Görlich, der selbst in der Versicherungsbranche tätig ist. Darüber hinaus schütze die Leiste gegen Energieverluste. Das belege ein Blower-Door-Test an einem Musterhaus.

Prüfung am PfB Rosenheim

Ihre Schutzleiste haben die Erfinder mittlerweile zum Patent angemeldet. Beim Prüfinstitut PfB Rosenheim wollen sie das Produkt zudem nach DIN 18104, aufschraubbare Nachrüstprodukte für Fenster und Türen, Teil 1, prüfen lassen – mit dem Ziel, dass die Schutzleiste auf die Liste des LKA Stuttgart für einbruchhemmende Produkte aufgenommen wird. „Die Prüfung soll Ende Mai erfolgen, mit dem Ergebnis ist zeitnah zu rechnen“, sagt Görlich. Ein positives Ergebnis dürfte das Interesse an dem Produkt weiter steigern, das durch den TV-Auftritt ohnehin schon erhöht ist. Laut Görlich verzeichnet die Homepage des Unternehmens mittlerweile 50.000 Aufrufe, 150 Anfragen gebe es über den Newsletter, auch konkrete Aufträge in der heimischen Region rund um das baden-württembergische Lauchringen und in der angrenzenden Schweiz seien bereits vorhanden.

Endkunden bestellen die Schutzleiste maßgefertigt über den HGZ-Onlineshop und bringen diese auf Wunsch selbst an. Görlich empfiehlt allerdings, das Produkt von einem Fachhandwerker montieren zu lassen. Dazu sucht das Unternehmen Vertriebspartner, 350 Fensterbauer sind bereits zu einem Informationstag eingeladen. Die Leiste präsentiert das Unternehmen zudem auf der Südwest Messe in Villingen-Schwenningen (26. Mai bis 3. Juni). Fachbetriebe sollen nach derzeitigem Stand die Schutzleiste als Stangenware zu sechs Meter erhalten und sie entsprechend weiterverarbeiten.

Vertriebspartner gesucht

Die HGZ Schutzleiste ist für Holz- und Kunststofffenster erhältlich und soll in Zukunft auch für Haustüren verfügbar sein. Da es bei der Vielzahl von alten und neuen Fenstersystemen große Unterschiede in der Tiefe des Rahmenüberschlags gibt, stand das Unternehmen vor der Herausforderung, mit einem Produkt eine möglichst hohe Prozentzahl an Fenstern zu bedienen. Die Lösung: Die Schutzleiste weist eine Schräge von 32 Grad auf. Beim Montieren verschiebt der Anwender den Schutzwinkel auf dem Blendrahmen, so dass sich laut Görlich Tiefen von zehn bis 20 Millimeter abdecken lassen. Zum Start liefert HGZ das Produkt in den zwei RAL-Farben Weiß und Braun, gegen Aufpreis auch in allen anderen RAL-Farben.