VFF in Richtung Politik: Schluss mit der Heuchelei Ulrich Tschorn: Klimaschutz gibt’s nicht zum Nulltarif

Im Exklusivinterview mit diesem Medium hat Ulrich Tschorn wenige Wochen vor Weihnachten keinen Zweifel daran gelassen, dass es ohne steuerliche Anreize schwierig bleiben dürfte, sanierungsunwillige Immobilienbesitzer zu Investitionen in die Gebäudehülle zu bewegen.

Am Vorabend der traditionellen Weihnachtsfeier an der Geschäftsstelle des Verbands Fenster+Fassade (VFF) hatte GFF-Online Gelegenheit, mit Geschäftsführer Ulrich Tschorn über Fensterimporte nach Deutschland, die Stärken einheimischer Produzenten und die Qualität der Montage zu sprechen. - © Kober

In seiner Zielgruppe, nämlich Produzenten von Fenster- und Fassadenelementen mit 20 Beschäftigten und mehr in der Fertigung, sieht sich der in Frankfurt ansässige Verband Fenster+Fassade (VFF) mit 223 Mitgliedern unter den Herstellern – keineswegs nur denen im B2B-Bereich – und 121 als Mitglieder engagierten Systempartnern bei einer Marktabdeckung von laut Tschorn 65 Prozent; tatsächlich sind 2016 per Saldo mehr Unternehmen in den Verband ein- (15, davon zwölf Hersteller) denn ausgetreten (sieben, davon fünf pleite). Das macht selbstbewusst: "Die Scheinheiligkeit auch aufseiten der Politik muss aufhören", sagt der Verbandsgeschäftsführer beim Termin mit GFF-Online am Vorabend der beliebten VFF-Weihnachtsfeier in Frankfurt, "es reicht nicht, nur Klimaschutzziele fortzuschreiben und sich über den Weg dorthin auszuschweigen."

NRW sagt Nein

Viele Mandatsträger quer über alle Parteigrenzen würden bis heute das mehrfache Scheitern der von den Branchenverbänden mit einer gewissen Redundanz herbeigeschriebenen steuerlichen Abzugsfähigkeit energetischer Sanierungsmaßnahmen im Bundesrat "an NRW" (Tschorn) kritisieren; de facto sei ohne solche Instrumente – ordnungsrechtlichen Eingriffen schiebt das Grundgesetz einen Riegel vor – das Ziel eines CO2-neutralen Gebäudebestands bis 2050 kaum realisierbar, zu schweigen von der einst ausgelobten Sanierungsquote in Höhe von drei Prozent. Der Branchenvertreter denkt alternativ beispielsweise über eine CO2-Steuer nach – und äußert tags darauf im Kollegenkreis Überlegungen, "eine Bad Bank für schlechte Immobilien zu schaffen, die als bis 2050 zum Abbruch vorgesehen deklariert werden und dann die Statistik nicht weiter belasten".

Die Printvariante des großen Tschorn-Interviews finden Sie ab dem 11. Jänner in unserer Ausgabe zur Bau in München; darin liegen die Schwerpunkte nicht auf der Politik, sondern der Entwicklung des deutschen Fenstermarktes, Vorteilen einheimischer Produzenten und dem klaren Appell des Verbandsgeschäftsführers, für mehr Qualifizierung bei den Themen Automatisierung und Montage zu sorgen. Ans Herz legen möchte ich Ihnen zudem das Videointerview von GFF-Chefredakteur Reinhold Kober mit Ulrich Tschorn – auf www.gff-magazin.de finden Sie es ebenso wie in dieser Ausgabe des Emailnewsletters GFF-Report !