Innovative Lösungen für das serielle Bauen und Sanieren erobern zunehmend den Markt. GFF stellt zukunftsfähige Konzepte vor, zeigt die Vorteile für Projektbeteiligte auf und erläutert, welche Gebäudetypen sich dafür besonders eignen.

In Anbetracht wachsender Wohnraumknappheit sowie steigender Bau- und Mietkosten gewinnt das serielle Bauen an Bedeutung. So unterstützen Politik, Wohnungswirtschaft und Verbände diesen vielversprechenden Lösungsansatz. "Wir wollen schnell bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dafür brauchen wir das serielle und modulare Bauen“, erklärte Bundesbauministerin Klara Geywitz im März 2023. „Einmal geplant, lässt sich diese Bauweise deutlich schneller auf die Straße bringen als individuell geplante Häuser. So entsteht schnell bedarfsgerechter und bezahlbarer Wohnraum."
Komplettsystem statt Einzelteile
Auch die Fenster- und Fassadenbranche hat das Potenzial des seriellen und modularen Bauens erkannt. Um Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Lieferkettenprobleme sowie langwierige Planungs- und Bauprozesse zu bewältigen, hat Beck+Heun das Fensterkomplettsystem Windowment entwickelt. Die Idee dahinter: Das Fenster wird bereits in der Werkshalle mit allen angrenzenden Bauteilen verheiratet. "Windowment kombiniert die Vorteile der seriellen Vorfertigung mit einer rationellen und witterungsunabhängigen Fensterkomplettmontage vor Ort", erläutert Matthias Gangeler, Vertriebsleiter Beck+Heun. "Anders als bisher werden mit der Modulzarge das Fenster samt Laibung, der Rollladen- oder Raffstorekasten inklusive Antriebstechnik und Behang sowie die Innen- und Außenfensterbank als Fertigteil auf der Baustelle angeliefert."
So seien alle gewünschten Komponenten bereits im gedämmten Tragrahmen-Stahlprofil mit vorgefertigten Fensteranschlüssen integriert, wenn das Modul beim Fensterbauer eintreffe. Windowment eigne sich auch für das serielle Bauen, denn es sei in industriell und seriell vorgefertigte Wandelemente integrierbar, zum Beispiel in Holzständerbauweise oder Betonfertigteile.
Die Markteinführung von Windowment fand vor fünf Jahren statt. „Als wir die Modulzarge 2019 das erste Mal vorgestellt haben, waren viele Kunden zunächst skeptisch“, erinnert er sich. „Mittlerweile hat sich die Sichtweise aber aufgrund der äußeren Einflüsse und Notwendigkeiten geändert.“ So werde das System immer stärker von Kunden, Wohnbaugesellschaften und Bauträgern nachgefragt. Fensterhersteller könnten sich mit der Lösung als innovatives Unternehmen positionieren und gegenüber Marktbegleitern differenzieren. „Aktuell stellen wir fest, dass Windowment langsam aber sicher in der Breite der Branche angekommen ist. Es erfährt immer mehr Zuspruch“, freut sich Gangeler.
Ob das System zum Einsatz kommt, entscheiden in erster Linie Architekten und Bauträger. Beck+Heun bietet hier Unterstützung mit einer Architektenberatung und einer Planungsberatung an. Zudem treten laut dem Vertriebsleiter verstärkt Fensterbauer an das Unternehmen heran, weil sie die Vorteile wie Arbeitserleichterung erkennen. „Im Werk entfallen das schwere Heben und das schlechte Wetter, sodass vor allem ältere Mitarbeiter geschont werden“, bekräftigt er.
Reduzierter Montageaufwand
Windowment kommt in vier Bauteilen für unten, oben, links und rechts beim Fensterbauer an, wird im Werk zusammengebaut und final mit Rahmen und Fenster verheiratet. "Statt der teils herausfordernden Baustellensituationen lässt sich dort unter optimalen Bedingungen ein einbaufertiges Fensterkomplettelement herstellen", erläutert Gangeler die Abläufe. "Anschließend erfolgt die Lieferung auf die Baustelle."
Dort treffe ein hochdämmendes und fugendichtes sowie baustellengerecht verpacktes Modulzargensystem ein, wo es wahlweise zwischengelagert oder direkt in die Außenwand eingesetzt werden könne. Durch die Vorfertigung entfalle die kleinteilige und aufwendige Montage vor Ort. Der Montageaufwand sei erheblich reduziert, sodass der Fensterbauer deutlich mehr Aufträge annehmen und abwickeln könne. Gangeler: "Darüber hinaus lässt sich der Fachkräftemangel auffangen, der bei der klassischen Fenstermontage zu erheblichen Verzögerungen führt. Denn für den Einbau von Windowment werden keine Fenstermonteure benötigt." Dem Vertriebsleiter zufolge setzen große Fensterbauer und Wohnungsbaugesellschaften das System bereits bei passenden Objekten und im seriellen Bauen ein. So seien Baustellen in Deutschland und auch in Österreich auf dem Vormarsch.
Pilotprojekte mit verkürzter Bauzeit
Ein aktuelles Projekt ist das Wohnquartier "An der Feldmark" in Potsdam-Golm, das Beck+Heun zusammen mit Köster sowie dem Fensterbauer Hilzinger realisiert hat. Hier hat Windowment laut Gangeler die Bauzeit um sechs Wochen verkürzt.
Ferner hat Beck+Heun mit TMP Fenster + Türen als Partner das erste DGNB-Gold zertifizierte Wohngebäude im Alb-Donau-Kreis mit Windowment beliefert. "Bei dem Mehrfamilienhaus mit 13 Wohneinheiten im Energiestandard EH 40 hat sich das Potenzial unserer Fenster-Modulzarge hinsichtlich Bauzeitverkürzung ebenfalls deutlich gezeigt", führt er aus. "Auch hier verschaffte sie dem Planer einen Zeitgewinn von fast sechs Wochen.“ Dadurch habe ein durch Verzögerungen im Tiefbau entstandener Zeitverlust fast vollständig ausgleichen werden können.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Oktoberausgabe der GFF, die am 15. Oktober erscheint.