Konstruktiver Glasbau Sind die stark: VSG-Scheiben mit struktureller Zwischenlage

Ob dünnere Glasaufbauten, größere Formate oder eine deutlich verbesserte Resttragfähigkeit nach Glasbruch – VSG-Zwischenlagen mit strukturstabilisierenden Eigenschaften haben Vorteile im Vergleich zu Standard-PVB. GFF stellt zwei Typen steifer Laminierfolien vor.

wunschthema pvb-folie aquarium long beach
Der im Mai 2019 eröffnete neue Flügel des Aquarium of the Pacific in Long Beach, Kalifornien, erinnert in Form und Farbe an einen Wal bzw. an den Ozean. Die Glasfassade besteht aus 839 entspiegelten Glastafeln, die als Dreifachverbundsicherheitsglas mit strukturellen Zwischenlagen ausgeführt sind. Der Aufbau: sechs Millimeter thermisch gehärtetes Ätzglas, 1,52 Millimeter Sentryglas Ionoplast-Folie, blau getöntes thermisch gehärtetes Glas, 1,52 Millimeter Sentryglas, sechs Millimeter Sicherheitsglas mit Spiegelbeschichtung. - © Aquarium of the Pacific

Der Einsatz von Verbundsicherheitsglas (VSG) ist im konstruktiven Glasbau nicht mehr wegzudenken. Um die Anforderungen an anspruchsvolle Glaskon­struktionen zu erfüllen, kommen dabei häufig strukturelle Interlayer als Zwischenlage zum Einsatz. Diese sind steifer als herkömmliche Laminierfolien und verbessern dadurch die mechanischen Eigenschaften des Glases. Leistungsstarke Lösungen für Glasfassaden sind das Ergebnis. „Die Durchbiegung der Scheiben wird reduziert, wodurch sich die Scheiben größer oder dünner ausführen lassen“, erläutert Christoph Troska, Head of Global New Market Development bei dem Zwischenlagen-Spezialisten Kuraray.

Zusätzlich verfügen strukturelle VSG-Scheiben nach seinen Angaben über eine sehr gute Resttragfähigkeit nach Glasbruch. „Dies ist sowohl im sogenannten Überkopf-Bereich, im absturzsichernden Bereich, aber auch im begehbaren Bereich sehr wichtig.“ Im Segment der strukturellen Zwischenlagen führt Kuraray zwei chemisch unterschiedliche Produkte im Programm: Sentryglas basiert auf einem Ionoplast, Trosifol Extra Stiff ist ein steifes Polyvinylbutyral (PVB) .

Wo steifes PVB im Nachteil ist

Bis zu einem Temperaturbereich von zirka 35 Grad Celsius sind die strukturellen Eigenschaften laut Troska im Wesentlichen identisch – was auch für alle bekannten Wettbewerbsprodukte gelte (über die Eigenschaften von Laminierfolien aus Ethylen-Vinylacetat (EVA) berichtet GFF ausführlich in der Mai-Ausgabe). Bei höheren Temperaturen indes erweiche das steife PVB und verliere seine strukturellen Eigenschaften.

Ein weiterer Unterschied: Im Gegensatz zu Sentryglas ist PVB wasser­anziehend, so dass die Kantenstabilität bei Sentryglas immer besser sei als bei einem steifen PVB. „Sentryglas und Trosifol Extra Stiff ergänzen sich in ihren Einsatzmöglichkeiten, so dass eine Herstellerberatung über die richtige Verwendung empfohlen wird“, sagt Troska. Das Produkt müsse zur Anwendung passen.

Mehr dazu in GFF 4/22, die Ausgabe erscheint am 12. April.